Weltweite Suche nach wirtschaftlichen Gegenmitteln in der Coronavirus-Krise

Das Coronavirus hat Börsen und Unternehmen in den Krisenmodus gestürzt. Vor dem Treffen der Berliner Koalitionsspitzen mehren sich die Forderungen, die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzufedern.
Titelbild
EZB-Gebäude in Frankfurt am Main.Foto: iStock
Epoch Times7. März 2020

Binnen weniger Wochen hat sich das neuartige Coronavirus weltweit ausgebreitet – und Börsen und Unternehmen in den Krisenmodus gestürzt. Vor dem Treffen der Berliner Koalitionsspitzen am Sonntag mehren sich die Forderungen, die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise abzufedern. Die Vorschläge reichen von einem Konjunkturprogramm über Steuererleichterungen für Unternehmen bis hin zu der vorzeitigen Soli-Abschaffung. Weltweit haben Regierungen bereits mit finanz- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen auf die Epidemie reagiert:

Europäische Staaten

Die Eurogruppen-Finanzminister haben angesichts der Coronavirus-Krise angekündigt, alle verfügbaren Instrumente zu nutzen, um die Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) sagte im Vorfeld ihres Treffens am kommenden Donnerstag zu, „angemessene und gezielte Maßnahmen“ gegen die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Epidemie zu ergreifen.

Einige Analysten halten nun einen weiter ins Negative sinkenden Einlagezins zur Förderung der Kreditvergabe für möglich – gleichzeitig sind Beobachter skeptisch, dass die EZB angesichts ihrer ohnehin schon lockeren Geldpolitik der Wirtschaft noch starke Anreize bieten kann.

Das ohnehin schon überschuldete Italien, das wie kein anderes europäisches Land von der Corona-Krise betroffen ist und inzwischen fast 200 Todesfälle verzeichnet, gab zur Wiederankurbelung der Wirtschaft bereits 7,5 Milliarden Euro aus dem Haushalt frei. Ein Teil der Hilfen soll an betroffene Unternehmen und Familien fließen.

Frankreich forderte diese Woche eine Konjunkturspritze für die Eurozone. Die Euro-Länder sollten die Möglichkeit für einen Rückgriff auf Haushaltsmittel ebnen. Darüber hinaus berät die Regierung über mögliche Steuersenkungen für Unternehmen – ähnlich wie dies in Deutschland diskutiert wird.

Großbritannien legt am kommenden Mittwoch seinen ersten Haushaltsplan seit dem Brexit vor. Erwartet wird, dass London in der Coronavirus-Krise an den geplanten enormen Ausgaben für Infrastrukturprojekte festhält. Der Chef der Bank of England, Mark Carney, betonte, die Zentralbank habe „ausreichend Munition“, um in der Corona-Krise gegenzusteuern – trotz des niedrigen Leitzinses der britischen Zentralbank von 0,75 Prozent.

USA und Kanada

In den USA und Kanada reagierten zunächst die Zentralbanken auf das Coronavirus. Am Dienstag senkte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) überraschend den Leitzins um einen halben Prozentpunkt. Er liegt jetzt zwischen 1,0 und 1,25 Prozent. Es war das erste Mal seit Ende 2008, dass die US-Notenbank eine Senkung des Leitzinses außerhalb der regulären Treffen ihres sogenannten Offenmarktausschusses traf. Sie begründete dies mit „Risiken für die wirtschaftliche Aktivität“ durch das Coronavirus.

Wenig später senkte auch die kanadische Zentralbank den Leitzins auf nun 1,25 Prozent. Am Donnerstag beschloss der US-Kongress zudem ein Paket in Höhe von 8,3 Milliarden Dollar (7,5 Milliarden Euro) – allerdings nicht für Unternehmen, sondern für Notfallmaßnahmen im Kampf gegen die Epidemie.

Asien

Nach Schätzungen der Ratingagentur Standard & Poor’s könnte die Coronavirus-Epidemie die Volkswirtschaften im Asien-Pazifik-Raum rund 200 Milliarden Dollar kosten.

China, wo die Coronavirus-Epidemie im Dezember ihren Anfang genommen hatte, senkte als Reaktion auf den verheerenden Wirtschaftseinbruch den Leitzins und kündigte weitere Maßnahmen wie Steuersenkungen und Finanzhilfen für die betroffenen Regionen an.

Hongkong reagierte mit einer ungewöhnlichen Maßnahme: Alle dauerhaft in der Finanzmetropole gemeldeten Bewohner erhalten 10.000 Hongkong-Dollar (1180 Euro) in bar. Insgesamt stellt die Stadtführung 120 Milliarden Dollar im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie zur Verfügung.

Die japanische Zentralbank richtete sich Anfang dieser Woche in einer außergewöhnlichen Erklärung an Investoren und versicherte, sie werde die „Stabilität der Finanzmärkte“ sicherstellen.

IWF und Weltbank

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, erklärte, die Epidemie sei „ein globales Problem, das nach einer globalen Reaktion verlangt“. Von der Epidemie betroffenen IWF-Mitgliedstaaten sollen Finanzhilfen in Höhe von insgesamt 50 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt werden.

Auch die Weltbank stellte Hilfen in Höhe von zwölf Milliarden Dollar in Aussicht. Ziel ist es, vor allem ärmeren Ländern „schnell“ und „effektiv“ zu helfen. (afp)



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