G-20-Treffen vom Kursverfall des Dollar überschattet

18. November 2004 Mit den G-20-Staaten treffen sich am Wochenende in Berlin die Schwergewichte der Weltwirtschaft. Der Club der Industrie- und Schwellenländer steht für rund 90 Prozent des Weltsozialprodukts, 80 Prozent des Welthandels sowie zwei Drittel der Weltbevölkerung.
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Ein-Dollar Note - bald weniger wert wie das Papier auf dem sie gedruckt ist?
Epoch Times18. November 2004

Die Finanzminister und Notenbankchefs der G20 haben sich für ihre am Freitagabend beginnende Jahreskonferenz ein volles Programm gegeben: Von Steuerhinterziehung über Geldwäsche und Terrorfinanzierung bis zu den hohen Ölpreisen reicht das Spektrum. Ein aktuelles Thema fehlt aber auf der offiziellen Agenda: der rasante Kursverfall des Dollar.

Inoffiziell dürfte rege über den Dollar diskutiert werden

Daß dieser aber mit eine zentrale Frage in Berlin sein wird, ist klar. Gastgeber Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) nannte die jüngsten Rekordstände des Euro zum Dollar am Donnerstag eine „brutale Entwicklung”. „Darüber wird zu reden sein”, sagte er in der ARD. „Aber wie sich das bei Währungsfragen gehört hinter verschlossenen Türen und dann hoffentlich mit einer gemeinsamen Position von Japan, Amerika und Europa.”

Deutschland und seine europäischen Partner haben ein großes Interesse daran, das Euro-Dollar-Verhältnis nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Denn je schwächer der Dollar und je stärker der Euro wird, desto schlechter werden die Absatzchancen auf dem wichtigen amerikanischen Markt. Doch Washington will derzeit offenbar nicht breit über die Zukunft des Dollar diskutieren. Der amerikanische Finanzminister John Snow bekräftigte vor seiner Ankunft in Berlin zwar, seine Regierung setze weiter auf eine Politik des starken Dollar. Überzeugt hat das aber niemand, denn eine Intervention der Zentralbanken schloss Snow ausdrücklich aus.

Unterschiedliche Meinungen zum Dollar-Problem

Tatsächlich kommt die Abwärtsentwicklung beim Währungskurs Washington nicht ungelegen. Für Exporte der amerikanischen Wirtschaft im Ausland ist das ein Plus, denn sie werden billiger. Das könnte helfen, dem Problem des chronischen Rekorddefizits im amerikanischen Außenhandel etwas an Schärfe zu nehmen.

Snow dreht dann auch gerne den Spieß um und macht die Wachstumsschwäche in Europa für den schwachen Dollar verantwortlich: Eine stärkere Konjunktur auf dem alten Kontinent brächte demnach für die Wirtschaft in Amerika mehr Exportmöglichkeiten und damit ein geringes Handelsdefizit. Beide Seiten haben damit kein überbordendes Interesse, ihren Konflikt um den richtigen Wechselkurs in aller Öffentlichkeit auszutragen.

Keine Verstimmungen im transatlantischen Verhältnis birgt die Frage der hohen Ölpreise. Diese würden eine „große Rolle” bei dem G-20-Treffen spielen, machen Eichels Mitarbeiter deutlich. Eine Studie soll zeigen, was die Ursachen für die jüngsten Preissprünge auf über 50 Dollar pro Fass (159 Liter) waren. Dabei wird unter anderem die Rolle von Spekulanten und Hedge Fonds unter die Lupe genommen.

Rohstoffpreise und Steuerhinterziehung ebenfalls wichtige Themen

Auf längere Sicht wollten die G20 diskutieren, wie Wachstum weniger energieintensiv erreicht werden könne, wird im Berliner Finanzministerium betont. Dabei geht es auch um das rasant wachsende und energiehungrige China, das mit zur hohen Ölnachfrage auf dem Weltmarkt beiträgt. Hier stünden die Partner allerdings erst am „Anfang der Diskussion”. Klar sei aber, daß sich die Welt „langfristig auf deutlich höhere Preise einstellen” müsse.

Beim Kampf gegen Steuerhinterziehung wollen die G20 Einheit demonstrieren. Ziel des Berliner Treffens ist eine Absichtserklärung, daß sich alle Mitglieder dem Verhaltenskodex der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unterwerfen. Dieser würde alle Mitglieder zu einem grenzüberschreitenden Informationsaustausch in Steuersachen verpflichten. Gleichzeitig soll der Druck auf Steueroasen verstärkt werden, weil durch diese Industrie- wie auch Schwellenländern Jahr für Jahr Milliardensummen an Einnahmen entgehen. afp



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