„Gefährliches Scheitern auf Raten“: Alte Schulden und Zinsen werden mit neuen Schulden „bezahlt“

Die Fiatgeld-Welt ist ein gefährliches Scheitern auf Raten, die Last der Zinsen ist nicht mehr „seriös“ tragbar. Auch früher verschlechterten Herrscher das Geld, um ihre Macht zu halten und auszubauen. Was folgte? Überschuldung, Krieg, Enteignung der einfachen Bevölkerung.
Die Lösung für galoppierende Schulden
Schulden: Viele Insolvenzen wurden seit 2019 verschleppt.Foto: iStock
Von 24. September 2023

Wir leben in einer gnadenlos überschuldeten Welt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben wir es in der aktuellen Zeit mit der größten Schuldenbombe aller Zeiten zu tun. Der Grund ist im deckungslosen Schuldgeldsystem zu suchen.

Mittlerweile hat das sogenannte Fiatgeld weltweit Einzug gehalten. Die Anreizstrukturen der Politik sind nicht für Sparsamkeit gegeben. Die Macht stützt sich elementar auf das Anhäufen neuer Schulden – zum einen, um im Rahmen des sogenannten Wohlfahrtsstaates auf Stimmenfang zu gehen, und zum anderen leider auch, um die Macht durch Kriege zu erhalten oder gar auszudehnen. Geld ist also in dem Zusammenhang eine Art Machtermächtigungsmittel.

Seit 1971 steigt die globale Verschuldung rasant an

Im Jahr 1970, also vor der Abkehr der USA von der formalen Golddeckung, wurde die globale Verschuldungsquote vom Internationalen Währungsfonds (IWF) mit 100 Prozent angegeben. Die weltweite Jahreswirtschaftsleistung entsprach also exakt der Summe der globalen Verschuldung.

Im Jahr 2020 veröffentlichte der Internationale Währungsfonds eine Verschuldungsquote in Höhe von 256 Prozent. Vor dem Jahr 2000 lag die Quote noch weit unter der 200-Prozent-Marke.

Blicken wir auf die Zinslast

Um eine triviale Rechnung aufzumachen, gehen wir von einer mittleren und eher niedrig angesetzten Zinslast in Höhe von fünf Prozent aus. Im Jahr 1970 waren auf Basis der 100 Prozent globalen Schuldenquote fünf Prozent für den Zinsdienst aufzuwenden. 100 US-Dollar Umsatz wohnten folglich – rein theoretisch gesehen – fünf Prozent Zins inne, was einem Zwanzigstel entspricht.

Bis zum Jahr 2020 stieg die Verschuldung um mehr als den Faktor 2,5. Die Zinslast liegt folglich bei über 12,5 Prozent von der globalen Wirtschaftsleistung. Wir sprechen mittlerweile von jedem achten US-Dollar (oder Euro) Umsatz, der formal gesehen der Zinslast zuzurechnen ist.

Festzuhalten gilt natürlich die Tatsache, dass bei der dargelegten Berechnung noch keine Schulden getilgt wurden. Der gesamte Kapitaldienst, bestehend aus Zins und Tilgung, würde somit noch erheblich höher ausfallen. Jedoch wird auch so ersichtlich, dass durch die dynamisch steigende Schuldenlast ein gewisser Kostendruck aufkommt.

Die Unternehmen sind also geneigt, an der Kostenschraube zu drehen. Sie sparen beispielsweise an den Wareneinsätzen, verbauen also minderwertige Qualität und setzen billigere Arbeitskräfte ein. Die Qualität der angebotenen Produkte schwindet, die Produktlebenszyklen verringern sich, wodurch wertvolle Ressourcen verschwendet und der Umwelt geschadet wird.

Alte Schulden und Zinsen werden mit neuen Schulden „bezahlt“

Die Staaten selbst bezahlen alte Schulden und Zinsen in der Tendenz mit neuen Schulden und profitieren so zulasten der Sparer und Nominalwertbezieher von der fortwährenden Geldverschlechterung. Dadurch ergibt sich eine Situation der fortwährenden Aufschuldung und es entsteht eine Art Pyramiden- oder Schneeballsystem.

Durch den Druck der neuen Kreditaufnahme werden die staatlichen Gelder mengenmäßig ausgedehnt (Inflation). Die quantitative Erweiterung geht mit Qualitätsverlusten einher, denn der Tauschwert des Geldes sinkt sukzessive. Über einen längeren Zeitraum kann das sehr drastisch ausfallen.

Lag der Tauschwert für eine Unze Gold im Jahr 1971 noch bei 35 US-Dollar, so sind heutzutage und je nach Kurs zwischen 1.900 und 2.000 US-Dollar hinzulegen. Die Kaufkraft des US-Dollars wurde – gerechnet in Gold – von 1971 bis 2022 um mehr als 98 Prozent herabgesetzt. Durch die Kreditaufnahme der US-Regierung wurden über die Jahre Unmengen an US-Dollar neu geschaffen.

Die Geldverschlechterung geht zulasten derer, die in US-Dollar gespart haben oder in US-Dollar denominierte Zahlungen erhalten. Den Preis für die Ausweitung der Geldmenge zahlen somit die gutgläubigen Menschen, die nach wie vor an die Werthaltigkeit der Fiatgelder (US-Dollar, Euro, Yen und so weiter) glauben.

Letzte Woche habe ich die umverteilende Wirkung verdeutlicht und beschrieben, dass sich die Kaufkraft der durchschnittlichen US-Arbeitseinkommen – gerechnet in Aktienanteilen des Dow-Jones-Index – seit 1971 um 83,33 Prozent verschlechtert hat. An der Stelle wird deutlich, wer die Zeche zahlt und wer von der Geldverschlechterung im Rahmen des Cantillon-Effektes profitiert.

„Geldgedruckte Illusionswelt bereits gescheitert“

Viele Kritiker des heutigen Geldsystems haben sich gewaltig geirrt, wenn es darum ging, Prognosen anzustellen, wann die Fiatgeld-Welt scheitert.

Setzt man konservative oder seriöse Maßstäbe an, dann ist diese geldgedruckte Illusionswelt bereits gescheitert. Zumindest für die breite Masse der Bevölkerung. Jedoch muss es auch nicht zwingend ein großer Crash sein, der das Scheitern manifestiert.

Vermutlich ist es wahrscheinlicher, dass sich Krise an Krise reiht und sich die umverteilende/enteignende Wirkung durch Dynamik in den Teuerungsraten und/oder Finanzrepressionen weiter beschleunigt.

Menschliches Handeln lässt sich schwer bis gar nicht prognostizieren. Allenfalls lassen sich Szenarien mit gewissen Eintrittswahrscheinlichkeiten skizzieren. Leider ist aus der Menschheitsgeschichte auch klar, dass es in den letzten Phasen der Geldverschlechterung ziemlich unbequem für die Menschen wurde. Die verbliebenen Teile der Marktwirtschaft wurden abgeschafft, es gab Preisfestsetzungen, Güterzuteilungen, Währungsreformen, Krieg und nicht selten wurden gesamte Gesellschaften in die Tyrannei überführt.

Rom benötigte ungefähr 200 Jahre, um den Silbergehalt des römischen Denarius fast auf die Nulllinie herabzusetzen. Die USA haben dieses fragwürdige Kunststück innerhalb von circa 50 Jahren hinbekommen. In Rom herrschten am Ende die Barbaren. Es gab Krieg, Not, Leid, Elend und die Bevölkerungszahl Roms schmolz von 1,5 Millionen Menschen auf 20.000 nur so dahin.

Es ist also angesichts der historischen Tatsachen nicht verwunderlich, dass die Welt heutzutage kopfzustehen scheint. Und immer ist es das Herrschaftsproblem, das die Menschen ins Unheil führt.

Herrscher verschlechtern das Geld, um ihre Macht zu halten und auszubauen. Dann kommt es zur Überschuldung, zum Krieg und zur Enteignung der einfachen Bevölkerung. In der Überschuldungssituation werden sukzessive oder schlagartig die Guthaben mit den Schulden verrechnet.

Wenn wir als Menschheit dieser endlosen Schleife einer Aneinanderreihung von Elendsgeschichten entkommen möchten, dann sollten wir von jeglicher Form der Herrschaft Abkehr nehmen. Es ist definitiv keine Lösung, alte Herrschaftsstrukturen durch neue zu ersetzen und anschließend den nächsten Elendszyklus in anderem Gewand einzuläuten. Geld stellt an der Stelle nach meiner Auffassung das Machtermächtigungsmittel schlechthin dar und ist somit in der heutigen staatsmonopolistischen Form als Schlüsselursache für die verheerenden Entwicklungen einzustufen.

Zum Autor

Benjamin Mudlack ist gelernter Bankkaufmann und Diplom-Wirtschaftsinformatiker. Er ist Vorstandsmitglied der Atlas Initiative, Mitglied der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft und begleitet aktiv einige andere freiheitliche Projekte wie das Free Economic Forum und den YouTube-Kanal „Der ökonomische IQ“. Im November 2021 veröffentlichte er das Buch „Geldzeitenwende: Vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld“.

Der Artikel erschien zuerst auf Freiheitsfunken.info unter dem Titel Zinslast nicht mehr „seriös“ tragbar.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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