Geleakte US-Dokumente offenbaren weltweite Geldwäsche von mindestens 2 Billionen US-Dollar
Dokumente aus einem Daten-Leak des US-Finanzministeriums offenbaren gravierende Probleme bei der Bekämpfung von Geldwäsche rund um den Globus. Banken aus aller Welt sollen über Jahre hinweg Geschäfte mit hochriskanten und teils kriminellen Kunden abgewickelt haben, so eine gemeinsame Recherche zahlreicher Medien-Partner, die am Sonntag unter dem Namen „Fincen-Files“ veröffentlicht wurde und die auf tausenden Seiten geheimer Geldwäsche-Verdachtsmeldungen beruht.
Trotz strenger Regularien sollen Geldhäuser mutmaßliche Mafiosi, Millionenbetrüger und sanktionierte Oligarchen als Kunden akzeptiert und für diese Überweisungen in Milliardenhöhe ausgeführt haben, berichtet das Recherche-Netzwerk.
Recherche in 88 Ländern mit 400 Journalisten
Gemeldet haben die Banken diese Vorgänge mitunter nur sehr zögerlich und zum Teil mit jahrelanger Verspätung. Das US-Onlinemedium Buzzfeed News hatte die Unterlangen mit dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) geteilt und so eine weltweite Recherche von 110 Medien aus 88 Ländern ermöglicht. Etwa 400 Journalisten haben sich daran beteiligt – in Deutschland NDR, WDR, „Süddeutsche Zeitung“ und Buzzfeed News.
Die Recherche zeigt, wie einfach es offenbar für Geldwäscher, Drogenkartelle oder korrupte Politiker war, Zugang zum internationalen Finanzmarkt zu erhalten. Einige der weltgrößten Geldhäuser sollen sogar dann noch Geschäfte mit zweifelhaften Kunden gemacht haben, als sie in den USA bereits mangelhafte Präventionsmaßnahmen eingeräumt hatten oder wegen Geldwäsche-Verstößen sanktioniert worden waren.
Banken hielten sich nicht an eigene Sicherheitsstandards
In zahlreichen Fällen unterliefen Banken dabei offenbar ihre eigenen Standards zur Bekämpfung von Geldwäsche, etwa bei der Überprüfung von Neukunden. Obwohl Banken dazu verpflichtet sind, konnten sie zum Beispiel häufig nicht klären, wem Gelder gehörten, die bei ihnen im Namen von Briefkastenfirmen angelegt worden waren. Banken sind verpflichtet, verdächtige Transaktionen zu melden – in Deutschland „unverzüglich“ und in den USA innerhalb von 30 Tagen.
Bei den Überweisungen in den „Fincen-Files“ lag im Schnitt allerdings knapp ein halbes Jahr zwischen dem Beginn der verdächtigen Geldbewegungen und der Meldung an die Anti-Geldwäsche-Behörde. In manchen Fällen meldeten die Banken trotz bestehender Warnhinweise erst Jahre später einen Geldwäscheverdacht an die US-Behörden. In der Zwischenzeit liefen die Geschäfte oft weiter.
Das US-Finanzministerium antwortete auf eine Anfrage, die das ICIJ im Namen aller beteiligten Medien gestellt hatte, dass man sich grundsätzlich nicht zu Geldwäscheverdachtsmeldungen äußere. Die Behörde wies darauf hin, dass das Veröffentlichen dieser Meldungen in den USA verboten sei und dass in der Folge Ermittlungen gefährdet werden könnten.
Geldwäsche-Bekämpfung weist systemische Fehler auf
Die Medienpartner, die an den „Fincen Files“ gearbeitet haben, wollen die Daten deshalb und aus Gründen des Quellenschutzes nicht vollumfänglich veröffentlichen. Die Erkenntnisse werfen allerdings ein Licht auf die systemischen Fehler in der Geldwäsche-Bekämpfung und seien daher „von hohem öffentlichen Interesse“, wie es hieß.
Viele Kriminelle scheinen die Schwachstellen gut zu kennen. Eine davon ist das sogenannte Korrespondenzbanksystem. Die Daten zeigen, dass Geldwäscher immer wieder kleine Banken, beispielsweise im Baltikum, für ihre Geschäfte nutzen, die in einer Korrespondenzbank-Beziehung zu einer großen Bank stehen. Insgesamt handelt es sich bei den „Fincen Files“ um mehr als 2.100 Geldwäsche-Verdachtsmeldungen aus den Jahren 2000 bis 2017, einige davon betreffen Dutzende Transaktionen auf einmal. Die Gesamtsumme, die in diesen Transaktionen abgewickelt worden ist, liegt bei etwa zwei Billionen US-Dollar. BuzzFeed News hat sich zur Quelle der Daten nicht geäußert. (dts)
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