Gold, Kupfer, Lithium: Afghanistans Rohstoffe sind sehr begehrt

Der Reichtum Afghanistans steckt im Boden. Allein die Region Ghazni verfügt laut einer Pentagon-Studie vermutlich über eines der größten Lithiumvorkommen der Welt, vergleichbar mit denen in Bolivien.
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Bei der Begutachtung von Smaragden aus dem Pandschschir auf dem Shams-Markt am 18. Mai 2011 in Kabul, Afghanistan. Die Bodenschätze Afghanistans sind trotz seines Reichtums an Kohle, Kupfer, Gold und Eisenerz sowie an Edel- und Halbedelsteinen, darunter hochwertige Smaragde, Lapislazuli, rote Granate und Rubine, relativ unerforscht.Foto: Paula Bronstein/Getty Images
Von 18. August 2021

Afghanistan birgt sehr reiche Bodenschätze. Auch wenn bisher keine systematischen und detaillierten geologischen Studien in großem Umfang durchgeführt wurden, zeigen bisherige Erkundungen einen unglaublichen Reichtum – im Billionen-Dollar-Bereich.

„Die Liste an mineralischen Bodenschätzen liest sich wie die Wunschliste einer Industrienation. Lithium, Beryllium, Edelsteine, Seltene Erden, Kupfer, Molybdän, Gold, Niob, Blei, Zink, Öl, Gas und Kohle sind in Afghanistan bereits nachgewiesen. Weiterhin verfügt das Land im gesamten Osten über mehrere Milliarden Tonnen hochwertiges Eisenerz. Von Kabul bis Kandahar verläuft eine sehr reichhaltige Chromader. In Mittelafghanistan sind große Mengen an Bauxit nachgewiesen, dies ist ein Aluminium Erz. Marmor und Granit sind über den Osten und Mittelafghanistan verteilt. Öl und Gasvorkommen gibt es im Norden. Das Gesamtpotential an Öl Ressourcen in Afghanistan wird auf 1,6 Mrd. Barrel und die Gas Ressourcen auf 15690 Mrd. cf [Schweizer Franken] geschätzt“, bilanzierte das Schweizer Institut für seltene Erden und strategische Metalle im April 2012.

Die politische Unsicherheit und eine fehlende Infrastruktur verhindert die Erschließung der meisten dieser Ressourcen. Lokale Kriegsherren und Einheimische bauten einige dieser Bodenschätze illegal ab, Edelsteine, Marmor, Halbedelsteine und Talk wurden unter anderem nach Pakistan geschmuggelt.

Von Lapislazuli für die Pharaonen, …

Bereits für die ägyptischen Pharaonen wurde in Afghanistan Lapislazuli in kleinen Minen ans Tageslicht geholt. Eine regelrechte Bergbaukultur hat das Land allerdings nicht entwickelt.

Geologisch gesehen hat Afghanistan eine lange und komplizierte tektonische Geschichte, die auch mit der Lage am westlichen Ende des Himalaya zusammenhängt. Der nördliche Teil gehört zu Eurasien, der südliche setzt sich aus Fragmenten des früheren Gondwana (wozu auch die heutigen Kontinente Südamerika, Afrika, Antarktika sowie Australien, Madagaskar und Indien gehören) zusammen. Es ist ein Puzzle aus verschiedenen Blöcken, die durch Verwerfungszonen getrennt sind, die eine sehr unterschiedliche geologische Geschichte und dadurch viele Mineralien aufweisen.

In den 1960er- und 70er-Jahren wurden durch die damaligen sowjetischen Besatzer bedeutende Vorkommen von metallischen Mineralien wie Kupfer, Eisen und Gold sowie von nichtmetallischen Mineralien wie Halit, Talk und Glimmer entdeckt. In der Region um Masar-e Scharif fanden sowjetische Techniker Erdöl.

Afghanische Bergleute in einer Goldmine in der Provinz Baghlan. Foto: SHAH MARAI/AFP via Getty Images

… alten sowjetischen Karten, …

Im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Rückzug der Sowjetunion stießen 2004 amerikanische Geologen in der Bibliothek des afghanischen geologischen Dienstes in Kabul auf alte Karten und Daten, die auf große Rohstoffvorkommen hinwiesen. Sie erfuhren, dass diese während der sowjetischen Besetzung entstanden waren. Während des Bürgerkrieges der 1990er-Jahre und der späteren Regierung durch die Taliban schützte eine kleine Gruppe afghanischer Geologen diese Karten. Erst nach dem Sturz der Taliban 2001 wurden sie in die Bibliothek des Geologischen Dienstes zurückgebracht.

Die Website des afghanischen Bergbauministeriums (www2.bgs.ac.uk) belegt auch die Zusammenarbeit mit der Britischen Geologischen Gesellschaft. Die US-Geologiebehörde (USGS), die vor 2010 etwa 30 Prozent des Territoriums auf Basis der alten sowjetischen Daten untersuchen konnte, geht heute allein in dem untersuchten Bereich von Rohstoffen im Wert von drei Billionen Dollar aus.

Das afghanische Bergbauministerium sei nicht in der Lage, diese Aufgabe zu bewältigen, hieß es 2010 in der „New York Times“. Internationale Wirtschaftsprüfer, die sich mit Bergbauverträgen auskennen, wurden zu Rate gezogen und mithilfe der Weltbank ein Bergbaugesetz entwickelt.

… Korruption und Bestechung …

Bereits 2010 wurde befürchtet, dass der Reichtum an Bodenschätzen dazu führen könnte, dass die Taliban erbitterter darum kämpfen würden. Hinzu kommen Schmuggel, Korruption und Bestechung.

Ein Beispiel: Der 2009 amtierende afghanische Bergbauminister wurde beschuldigt, dass er Bestechungsgelder in Höhe von 30 Millionen US-Dollar angenommen habe, um China die Rechte zur Erschließung der Aynak-Kupfermine in der Provinz Lugar zu übertragen. Der Minister wurde kurz darauf abgesetzt. Die Metallurgical Corp. of China Ltd. (MCC) interessiert sich unter anderem für die Kupfervorkommen südöstlich von Kabul. Bereits 2014 wollten sie rund 5 Milliarden US-Dollar investieren.

Ein von einer chinesischen Bergbaufirma im Jahr 2012 errichtetes Lager in der Nähe der Kupfermine Mes Aynak. Foto: ROBERTO SCHMIDT/AFP via Getty Images

2015 wurden neue Gespräche durch das Bergbauministerium begonnen, um Änderungen am Aynak-Vertrag durchzusetzen. Vier Kupfer-Gold-Projekte – das Badachschan-Goldprojekt, das Balkhab-Kupferprojekt, das Shaida-Porphyr-Kupferprojekt und das Zarkashan-Kupfer-Goldprojekt – annullierte die Regierung 2016 mit der Begründung, dass die Projekte in einem undurchsichtigen Verfahren vergeben worden seien.

Im selben Jahr wurde dem Ministerium für Bergbau und Erdöl die Kontrolle über Bergbauverträge entzogen und direkt dem Präsidialamt unterstellt. 2017 billigte der Hohe Wirtschaftsrat den Entwurf einer „Roadmap“ für den Bergbausektor. 2017 wurden in Afghanistan in kleinem Maßstab Chromit, Kohle, Flussspat, Gips, Kalk, Marmor, Erdgas, Erdöl, Salz sowie Edelsteine und Halbedelsteine gefördert.

2018 genehmigte die Regierung schließlich einen Vertrag mit der Silk Road Mining and Development Co. für das Porphyr-Kupfervorkommen in Shaida. Im Oktober 2018 wurde der Explorationsvertrag für das Goldvorkommen in Badachschan und das Kupfervorkommen in Balkhab an das in Großbritannien ansässige Unternehmen Centar Ltd. vergeben, das mit einem lokalen Unternehmen, der Afghan Gold and Mineral Co., zusammenarbeitet (siehe „Minerals Yearbook 2017-2018 / Afghanistan“ der US-Geologiebehörde).

In der Eisenerzförderung in der Provinz Bamiyan sollen über 20.000 Arbeitsplätze entstehen, dieses Vorkommen wird auf 288 Milliarden US-Dollar geschätzt. Weitere Minen, die schon erschlossen wurden oder werden, sind eine Eisenmine in Hajigak, eine Goldmine am Fluss Amudarja, die Öl- und Gasförderung im Norden und einige Vorkommen von Kupfer und Molybdän.

In weiten Teilen Afghanistans, insbesondere im zentralen Hochland von Bamiyan, gibt es reiche Mineralienvorkommen. Das Rot-Violett zeigt Eisenerz und Silber-Blau Kupfer an. In der Gegend befindet sich eine große Kupfermine. Foto: iStock

… bis zum vermutlich weltgrößten Lithiumvorkommen

Die Region Ghazni verfügt laut einer Pentagon-Studie vermutlich über eines der größten Lithiumvorkommen der Welt – vergleichbar mit Bolivien. Das Pentagon stellte fest, dass durch die bisher unbekannten riesigen Vorkommen an Eisen, Kupfer, Kobalt, Gold und wichtigen Industriemetallen wie Lithium Afghanistan zu einem der wichtigsten Bergbauzentren der Welt werden könnte, schrieb die „New York Times“ im Juni 2010. Ein interner Vermerk der Pentagonbeamten lautete, dass Afghanistan das „Saudi-Arabien des Lithiums“ werden könnte.

Jalil Jumriany, der zu jener Zeit Berater des afghanischen Bergbauministers war und mit den amerikanischen Beamten sprach, erklärte, „dies wird das Rückgrat der afghanischen Wirtschaft werden“.

Die bisherige Regierung förderte die Entwicklung, indem sie unter anderem Lizenzen für einen 30-Jahre-Zeitraum mit der Option auf Verlängerungen im 5-Jahres-Rhythmus vergab. Kleinere Minen erhielten 10-Jahres-Lizenzen. Zugesichert wurde, dass ausländische Investitionen nicht verstaatlicht würden.



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