Habeck in Norwegen: Wasserstoff und CCS auf der Tagesordnung

Minister Habeck will bei seinem Besuch in Norwegen die bilaterale Energiepartnerschaft vertiefen. Vor allem geht es dabei um Wasserstoff und CCS.
Ein Container mit einer Testlieferung mit Wasserstoff kommt in Hamburg an.
Ein Container mit einer Testlieferung mit Wasserstoff kommt in Hamburg an.Foto: Marcus Brandt/dpa
Von 6. Januar 2023

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist am Donnerstag (5.1.2023) zu einem zweitägigen Besuch in Oslo eingetroffen. In Norwegen will er in Gesprächen mit Vertretern aus Regierung und Wirtschaft die Energiepartnerschaft zwischen beiden Ländern vertiefen. Perspektivisch soll Norwegen für Deutschland zu einem der bedeutendsten Lieferanten für grünen Wasserstoff werden.

Zu Beginn tut’s auch nicht ganz so grüner Wasserstoff

Für eine „kurze Übergangszeit“ soll allerdings wohl auch weniger klimafreundlich gewonnener Wasserstoff eingeführt werden, fügt das Ministerium hinzu. Am ersten Tag seines Besuchs soll Habeck mit Norwegens Regierungschef Jonas Gahr Störe eine gemeinsame Erklärung über den Energieträger unterzeichnen. Weitere Gesprächspartner werden Industrieminister Christian Vestre, Energieminister Terje Lien Aasland sowie Umweltminister Espen Barth Eide sein.

Habeck wird allerdings auch das Thema CCS erörtern – also die Abscheidung und Speicherung von CO₂. Diese Technologie hatte der heutige Minister als Landespolitiker in Schleswig-Holstein Ende der 2000er-Jahre noch vehement abgelehnt.

Heute fasst man zwar eine Speicherung in Deutschland weiterhin nicht ins Auge. Allerdings praktiziert Norwegen CCS bereits jetzt in großem Stil, und über Unternehmensbesuche will Habeck sich vor Ort ein Bild davon machen.

Weltklimarat befürwortet von Habeck einst zurückgewiesene CCS-Technologie

In einem Bericht seines Ministeriums hieß es jüngst, dass die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid einen Schlüsselfaktor zum Erreichen der Klimaziele darstelle. Auch der UN-Weltklimarat vertritt diese Auffassung.

Der Bericht spricht nun von der Möglichkeit, bis zum Jahr 2045 in Deutschland bis zu 73 Millionen Tonnen CO₂ abzuscheiden, wie sie etwa bei der Zementerzeugung anfallen. Zur Speicherung ließe sich ein wesentlicher Teil davon in weiterer Folge exportieren – insbesondere nach Norwegen.

Die gespeicherten Mengen ließen sich demnach unter anderem für den Biomasseanbau nutzbar machen. Dafür seien allerdings große Flächen erforderlich.

Habeck will auf umfangreiches Wasserstoff-Potenzial Norwegens zurückgreifen

Was den grünen Wasserstoff anbelangt, geht Habecks Ministerium von einem Erzeugungspotenzial bis zu 50 Terawattstunden zum Ende des Jahrzehnts aus. Im Jahr 2040 könnten es sogar bis zu 150 Terawattstunden sein. Norwegen selbst werde nur einen Bruchteil davon selbst verbrauchen.

Sowohl bezüglich des Wasserstoffs als auch bezüglich der Transportkapazitäten abgeschiedenen Kohlendioxids mangelt es jedoch noch an der erforderlichen Infrastruktur. Um die Wasserstoffinfrastruktur zu stützen, will Deutschland perspektivisch LNG-Terminals umrüsten, deren Ausbau derzeit noch die Erdgasversorgung sichern soll.

In weiterer Folge soll ein überregionales Versorgungsnetz entstehen, das bis zum Jahr 2032 eine Leitungsinfrastruktur von bis zu 8.500 Kilometern Gesamtlänge umfassen soll. Verantwortlich für deren Aufbau soll eine teilstaatliche Wasserstoff-Netzgesellschaft sein.

Die Energiewirtschaft ist skeptisch. Timm Kehler, Vorstand des Branchenverbandes Zukunft Gas, befürchtet, das Mitmischen des Staates werde hinsichtlich der Umsetzung des Vorhabens „sicher nicht zu einer Beschleunigung führen“. Darüber hinaus fehlt es auch an einem Netz von Tankstellen, um beispielsweise brennstoffzellenbetriebene Kraftfahrzeuge flächendeckend versorgen zu können.

Equinor und RWE verkünden strategische Partnerschaft

Unterdessen scheint Habecks Visite in Oslo bereits ein erstes zählbares Ergebnis herbeigeführt zu haben. Am Donnerstag, dem ersten Tag seines Besuchs, verkünden die CEOs der Energiekonzerne Equinor, Anders Opedal, und RWE, Dr. Markus Krebber, einen Durchbruch. Die beiden Unternehmen haben demnach eine „strategische Partnerschaft für Versorgungssicherheit und Dekarbonisierung“ geschlossen.

Wie es in einer Erklärung heißt, soll Equinor „blauen“ – also aus Dampfreduktion von Erdgas gewonnenen – und „grünen“ Wasserstoff in Norwegen produzieren. Über eine Wasserstoffpipeline soll dieser anschließend nach Deutschland fließen.

Um den Anteil „grünen“ – unter Verwendung von Ökostrom hergestellten – Wasserstoff zu erhöhen, will man entlang der Pipeline gemeinsame Projekte entwickeln. Im Zuge gemeinsamer Investitionen fassen die Unternehmen die Errichtung wasserstofffähiger Gaskraftwerke mit einem Leistungspotenzial von drei Gigawatt ins Auge.

(Mit Material von AFP)



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