Hamsterkäufe an Getreidemärkten: Immer mehr bedeutende Weizen-Erzeugerländer planen Exportstopps

In Zeiten der Corona-Krise ist auch den großen Exportländern von Weizen das Hemd näher als der Rock. Weil man die Abdeckung des Eigenbedarfs sicherstellen will, drosseln Länder wie Russland oder die Ukraine ihre Ausfuhren. Die Getreidemärkte geraten deswegen in Unruhe.
Titelbild
Lagersilos für Getreide hinter einem Weizenfeld.Foto: iStock
Von 21. April 2020

Nicht nur der Ölmarkt ist in Anbetracht der Corona-Pandemie im Ausnahmezustand. Auch die Getreidemärkte erleben zurzeit eine Achterbahnfahrt auf den Terminmärkten. Zuletzt sind die Preise beim Weizen deutlich über die 200-Euro-Marke geklettert. Wer kann, deckt sich jetzt ein, denn es könnte schon bald ein spürbarer Engpass drohen. Bedeutende Exporteure wie die Ukraine und die Russische Föderation denken an Ausfuhrstopps.

Wie „Agrar heute“ berichtet, wollen die Russische Föderation und die Ukraine schon bald dem Beispiel Rumäniens folgen, das in der Vorwoche seine Grenzen für Ausfuhren in Drittländer geschlossen hatte. Rumänien ist der zweitgrößte europäische Weizenexporteur. Das Land hat auch seine Exporte von Gerste, Hafer, Mais, Reis, Weizenmehl, Ölsaaten und Zucker ausgesetzt. Zuletzt waren die Exporte der osteuropäischen Getreide-Exportstaaten deutlich angestiegen, während sich die Preise auf ihren Heimatmärkten nach oben orientierten.

Angekündigte Exportstopps beunruhigen die Getreidemärkte

Parallel zur Entwicklung auf dem Weltmarkt stiegen jüngst auch die Preise an den europäischen Terminmärkten, ebenso wie die Kassapreise an den Exporthäfen. Am gestrigen Montag (20.4.) stieg der Preis für Weizen auf dem europäischen Terminmarkt auf 205 Euro je Tonne, die neue Ernte hielt bei 192.

Zunehmende Logistikprobleme und ein stark gestiegene Nachfrage aus Asien auf dem Weltmarkt hatten die Entwicklung beschleunigt. Vor allem vonseiten asiatischer Länder waren Hamsterkäufe zu registrieren. Nun wollen große Exportstaaten die preisstabile Versorgung der eigenen Bevölkerung sowie der Müller und Bäcker absichern.

Russland möchte, wie die stellvertretende Landwirtschaftsministerin Oksana Lut am Freitag ankündigte, zum 1. Juli seine Ausfuhren stoppen, sollte die aktuelle Exportquote erfüllt sein. Diese dürfte jedoch schon Mitte Mai ausgeschöpft sein. Zuletzt hatte Russland unter dem Eindruck einer starken Dürre 2010 einen solchen Schritt gesetzt. Seine Hauptzielländer sind die Türkei, Ägypten und Bangladesch.

Frankreich und Deutschland könnten von Weizen-Ausfuhrstopps profitieren

In der Ukraine hat man bislang nur die Ausfuhr von Buchweizen gestoppt. Gegenüber Reuters erklärte der stellvertretende Wirtschaftsminister Taras Vysotskiy jedoch, dass man, sollten die Verkäufe die mit den Händlern vereinbarten Mengen überschreiten, auch an ein Aus für Weizenexporte denke. Experten zufolge könnte ein solcher Schritt auch Russland und Kasachstan dazu ermuntern, schon früher als geplant Auslandslieferungen einzustellen.

Engpässe in der Versorgung mit Getreide gibt es in der Ukraine nicht, die zunehmenden Exporte machen jedoch Bäckern und Müllern zu schaffen, die ihre Brotpreise anheben müssten. Die Regierung in Kyjiw denkt außerdem daran, derzeit bestehende Einfuhrzölle für einige Getreidearten aufzuheben.

Deutschland und Frankreich könnten von den geplanten Ausfuhrbeschränkungen als Lückenfüller profitieren. Vor allem Frankreich hofft auf ein spürbares Exportplus angesichts der deutlich gestiegenen Nachfrage auf dem Weltmarkt.



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