Hersteller von Feuerwerk verbuchen 50 Prozent mehr Umsatz als 2019
Zwei harte Jahre mit Feuerwerksverbot musste die pyrotechnische Branche in Deutschland überstehen. Nachdem die Umsätze 2020 und 2021 durch die Corona-Maßnahmen massiv eingebrochen waren, knüpften sie für 2022 nicht nur an die Vorjahre an – sie übertrafen auch alle Erwartungen.
Rund 180 Millionen Euro Umsatz – das spricht für sich und eine der höchsten Feuerwerksnachfragen in der Geschichte der Pyrotechnik.
Zahlen noch nicht ganz endgültig
„Wir freuen uns, dass die Kunden sich von den Corona-Jahren die Lust am Feiern nicht haben vermiesen lassen“, sagt Thomas Schreiber, Vorsitzender des Verbands der pyrotechnischen Industrie (VPI).
Für die zuletzt arg gebeutelte und wirtschaftlich angeschlagene Branche ist die große Nachfrage genau das Zeichen, auf das sie so lange warten musste. „Wir hatten gehofft, dass die Umsätze sich darstellen würden wie 2019 – da lagen sie bei rund 122 Millionen. Nun liegen sie sogar rund 50 Prozent darüber“, so Schreiber.
Die Zahlen sind naturgemäß noch nicht zu 100 Prozent final. Die großen Feuerwerksanbieter müssen noch auf letzte Detailauswertungen des Einzelhandels warten. Feuerwerk ist ein Kommissionsgeschäft.
Das heißt, die Verbraucher bestimmen durch ihren Kauf, welche Ware vor Ort über die Ladentheke geht und ob Teile des Angebots wieder zurück ins Lager der Unternehmen gehen. „Retouren sind keine Ausnahme, sondern gehören zum Geschäft“, weiß VPI-Vorstand Richard Eickel. Manchmal braucht die Abwicklung der Retouren mehrere Monate.
„Nun wissen wir, die Nachfrage war definitiv sehr groß“, so Thomas Schreiber. Sie lag mit rund 180 Millionen Euro sogar deutlich über den guten Vorjahren 2016/17 und 2017/18 mit einem Umsatz von immerhin rund 137 Millionen Euro.
Möglicherweise verberge sich dahinter ein außergewöhnlicher „Nachhol-Effekt“ oder „ein unüberhörbares ‚Ja‘ der deutschen Bevölkerung zu einem traditionellen Feuerwerk im Zeichen des friedlichen Feierns“.
„Wir freuen uns sehr über das rege Interesse. Millionen Deutsche scheinen sich ein Silvesterfest ohne bunte Himmelsbilder nicht vorstellen zu können. Das Kaufverhalten spricht hier klar für sich“, sagt VPI-Vorstand Michael Kandler.
Ökologischeres Feuerwerk
Doch die Branche will sich nicht nur kurzfristig über mögliche „Einmal-Effekte“ freuen, sondern denkt voraus. Der Verband will zumindest bei seinen Produkten weitestgehend auf Plastik verzichten – sowohl bei den Feuerwerksprodukten als auch bei deren Verpackungen. „Wir sehen uns in der Verantwortung, einen Beitrag zu mehr Umweltfreundlichkeit zu leisten“, sagt Richard Eickel.
Europas Marktführer WECO beispielsweise gibt sich nicht damit zufrieden, dass schon heute 90 Prozent eines Feuerwerkskörpers aus Altpapier und Holz bestehen. Das Unternehmen hat erfolgreich nach biologisch abbaubaren Materialien gesucht, um die bisherigen Plastikraketenspitzen, Plastikzündschnurabdeckungen und Standfüße zu ersetzen.
„Ab 2023 wird der Plastikanteil radikal sinken, unser Ziel ist es, Kunststoff vollständig in unseren Produkten zu ersetzen – alle Produkte sollen biologisch abbaubar werden“, so Schreiber. Für die Firma COMET steht fest: „Wir haben Feuerwerk sortimentsübergreifend neu gedacht und verzichten mittelfristig und sukzessive auf Plastik, wo wir nur können“, so Richard Eickel.
Auch NICO, der Dritte im Bunde der Großanbieter, geht unter anderem mit seiner „Green Line“ neue Wege, denn „gute Unterhaltung und eine bessere Umweltverträglichkeit müssen sich nicht ausschließen“, so VPI-Vorstandsmitglied Michael Kandler. Mit ihrer gemeinsamen Initiative möchte die pyrotechnische Industrie nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ein Zeichen setzen.
„Knallköpfe sind das Problem, nicht Knallkörper“
Gewaltausbrüche in der Silvesternacht verurteilt der Verband auf das Schärfste. Besonders schockierend sei der Einsatz pyrotechnischer Produkte gegen Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei.
„Für uns als Hersteller und Händler ist das absolut nicht hinnehmbar. Ausgerechnet Lebensretter und mutige Helfer zu attackieren – das ist einfach nur das Letzte.“ Die 23 Mitgliedsunternehmen des VPI begrüßten ausdrücklich alle Maßnahmen, die nach der Silvesternacht durch das Innenministerium angekündigt wurden – zudem auch den von der Feuerwehr gewünschten Einsatz von Dash- und Bodycams.
Denn „Knallkörper zu verbieten, ist nicht die Lösung für ein Problem, das viel tiefer geht“, sagt Thomas Schreiber. „Nicht Knallkörper sind das Problem, sondern Knallköpfe, die sie missbrauchen“, ergänzt VPI-Vorstand Richard Eickel.
Der VPI betreut Hersteller von Silvester-, Groß- und Bühnenfeuerwerken sowie Hersteller von pyrotechnischer Munition aus dem gesamten Bundesgebiet. (ks)
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