IWF-Vizechefin fürchtet Rückkehr der Energiekrise in Europa

Die IWF-Vizechefin Gita Gopinath sieht die Weltwirtschaft noch nicht „überm Berg“. „Ich glaube, dass die Energiepreise erneut ansteigen könnten.“ Darin sieht sie auch ein Risiko für Deutschland.
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Gita Gopinath, die Chefökonomin des Internationalen Währungsfonds.Foto: BRENDAN SMIALOWSKI / AFP über Getty Images
Epoch Times15. April 2023

Europas Energiekrise ist nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) noch nicht überwunden. „Ich glaube, dass wir noch nicht aus dem Gröbsten heraus sind und die Energiepreise erneut ansteigen könnten“, sagte die IWF-Vizechefin Gita Gopinath dem „Handelsblatt“.

Die Energiemärkte seien „immer noch schwankend, wie wir kürzlich gesehen haben, als die OPEC-Staaten die Ölproduktion kürzten und die Preise wieder anzogen“. Deshalb sei es jetzt umso wichtiger, Reserven für den nächsten Winter aufzubauen, so die indisch-amerikanische Ökonomin.

Die teure Energie wirke sich gerade auf die deutsche Wirtschaft negativ aus. „Für eine Industrienation mit starkem produzierendem Gewerbe macht das einen großen Unterschied.“

Gopinath: Reserven in Energieversorgung sind wichtig

Zur Entscheidung der Bundesregierung, die letzten Kernkraftwerke vom Netz zu nehmen, sagte die Ökonomin, dass Energiepolitik eine nationale Angelegenheit sei. Entscheidend sei aber, dass „jedes Land über genügend Reserven und Widerstandsfähigkeit in der Energieversorgung verfügt, um auf Schocks und eine angespannte geopolitische Lage reagieren zu können“, so Gopinath.

Die Industrieländer befänden sich in einer Situation, „in der die Inflation sehr hoch ist und sehr wahrscheinlich für mehrere Jahre hoch bleibt“, sagte IWF-Vizedirektorin Gita Gopinath im Interview mit dem „Handelsblatt“. „Daher raten wir den Ländern nun, dass die Fiskalpolitik der Geldpolitik dabei helfen muss, die Inflation zu bekämpfen.“

Unter Finanzpolitik versteht man die wirtschaftlichen Entscheidungen der Regierungen zu den Einnahmen und Ausgaben. Ziel der Geldpolitik ist es, die Preise von Waren und Dienstleistungen stabil zu halten.

IWF-Vizechefin: Deutschlands Wirtschaftskraft wird sinken

Gopinath sieht die langsame wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland als eine Folge „der noch immer hohen Energiepreise“. Der IWF prognostiziert daher, dass die deutsche Wirtschaftskraft 2023 leicht sinken wird (-0,1 Prozent). Zudem drücke die Inflation auf die Realeinkommen, was sich wiederum auf die Kaufkraft auswirke, so die Ökonomin zum „Handelsblatt“.

Grüne Investitionen reichten nicht, „um hohe Wachstumsraten zu generieren“, so Gopinath weiter. Deutschland sei gleichzeitig mit einer Verlangsamung des Arbeitskräfteangebots konfrontiert und brauche zusätzliche Investitionen in vielen anderen Bereichen, um die Produktivität zu steigern.

„Wir erwarten aber, dass das Wachstum in Deutschland im nächsten Jahr wieder anziehen wird.“ (dts/er)



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