Klimarettung als Wohlstandskiller: Standort Deutschland fällt immer weiter zurück
Immer noch wartet Deutschland als selbsternannter Vorreiter des weltweiten Klimaschutzes auf Länder, die ihm nachreiten wollen. Stattdessen reiten ihm immer mehr Unternehmen davon und verlagern ihre Produktionsstätten ins Ausland. Die Bertelsmann Stiftung wird in Kürze einen sogenannten Megatrend-Bericht vorlegen, aus dem hervorgeht, wie massiv der Standort bereits beeinträchtigt ist.
Preise für CO₂-Zertifikate zwingen noch mehr Unternehmen zur Abwanderung
Die „Welt“ hat den Bericht schon vorab zugespielt bekommen und zählt mehrere Faktoren auf, die darin zur Sprache kommen. Sie alle weisen darauf hin, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb rapide an Boden verliert – und dass eine ideologische Klimapolitik ohnehin schon bestehende Nachteile verstärkt.
Der Report mit dem Titel „Der grüne Standort-Wettbewerb“ bestätigt, wovor Industrie und Verbände bereits seit Jahr und Tag warnen. Das Land kämpfe ohnehin bereits mit Bürokratie, Fachkräftemangel und hohen Energiepreisen. Um jeden Preis auch noch bis 2045 „klimaneutral“ werden zu wollen – fünf Jahre vor den USA und der EU und 15 Jahre vor China – verschärft die Lage noch zusätzlich.
Die politisch gesteuerte Verteuerung von CO₂-Zertifikaten setzt die Unternehmen noch zusätzlich unter Druck. Sie stehen nun vor der Alternative, mit der Brechstange auf „klimafreundliche“ Prozesse umzusteigen, auch wenn diese teuer und unausgereift sind, oder ins Ausland abzuwandern.
Klimazölle werden den Standort nicht retten
Darauf zu bauen, dass die Klimazölle der EU diesen Schritt unattraktiv machen, könnte ebenfalls zur verlorenen Wette geraten. Zwar würde es für Unternehmen, die ins klimarealistischere Ausland abwandern, teurer und bürokratischer werden, in die EU zu liefern, allerdings könnten Berlin und Brüssel, wenn sie zu hoch pokern, ihren kleiner und weniger kaufkräftig werdenden Markt isolieren.
Bereits jetzt sind zahlreiche Staaten, mit denen die EU Freihandelsabkommen anstrebt, nicht bereit, dafür deren Forderungen nach einer radikalen Klimapolitik zu akzeptieren. Deutschland legt zudem seiner eigenen Exportwirtschaft zusätzliche Steine in den Weg und lässt diese ins Hintertreffen geraten. Gründe dafür sind unter anderem Vorgaben wie das Lieferkettengesetz oder die neuen Bestimmungen über Hermesdeckungen.
Ideologische Technologiefeindlichkeit stärkt Abhängigkeit von Importen
Neben bereits jetzt teuren Standortfaktoren und einer nach wie vor mangelnden Attraktivität für Fachkräfte macht sich Deutschland durch ideologische Politik das Leben schwer. Da Kernkraft als Energiequelle ebenso tabu ist wie Fracking-Gas oder sogar die CCS-Technologie, wird das heimische Angebot an Energie künstlich verknappt. Die Produktion findet in anderen Ländern statt – und Deutschland ist auf teure Importe angewiesen.
Die Studie der Bertelsmann Stiftung bezeichnet die dadurch weiter wachsende Abhängigkeit als eine „zentrale Achillesferse der deutschen Volkswirtschaft“. Deutschland bleibe abhängig von den internationalen Energiemärkten, den dortigen Preisschwankungen und der Lieferbereitschaft der Partner.
Fachkräfte finden USA und Großbritannien attraktiver
Die sogenannte Transformation, mit der die Politik in Deutschland die teuren und ineffizienten Klimavorgaben rechtfertigt, gerät jedoch auch aus anderen Gründen in die Bredouille. In fast allen westlichen Industrieländern sinkt die Zahl der Arbeitskräfte infolge von Bevölkerungskollaps und Überalterung.
Die Einwanderung kann diese Entwicklung nur zum Teil wettmachen – und je unattraktiver ein Standort für Fachkräfte wird, umso weniger ist das der Fall. Deutschland ist gegenüber Ländern wie den USA oder Großbritannien diesbezüglich schlecht aufgestellt und auch auf dem europäischen Kontinent wird man von Ländern wie der Schweiz abgehängt.
Ob die jüngst veranlassten Erleichterungen wie das Fachkräfteeinwanderungsgesetz und die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts eine Trendwende einleiten können, ist ungewiss. An den grundlegenden Standortnachteilen Deutschlands selbst ändert sich auch durch diese wenig.
Weniger Patente und massiver Kapitalabfluss
Deutschland fällt allerdings auch im Bereich der Innovation zurück. Dies zeige sich der Bertelsmann Studie zufolge etwa an der Entwicklung der Patentanmeldungen. Der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) zufolge stammten noch 1997 fast 18 Prozent der bei den führenden Einrichtungen angemeldeten Patente aus Deutschland.
Im Jahr 2020 betrug der Anteil hingegen nur noch etwa neun Prozent. Die USA, China und sogar das ebenfalls überalterte Japan sind Deutschland davongezogen. Als gering schätzt die Studie die Wahrscheinlichkeit einer Trendwende ein. Der Netto-Kapitalabfluss ins Ausland mit Blick auf die Direktinvestitionen betrug im vergangenen Jahr 132 Milliarden US-Dollar. Das Papier zitiert den Leiter des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, mit der Aussage:
Wohin Kapital aus Deutschland fließt, hat mit der zu erwartenden Rendite und den Zukunftsaussichten des Standorts zu tun. Und da fällt der deutsche Standort zurück.“
Geopolitische Entwicklung als zusätzliche Belastung für den Standort
Hüther erwähnt zusätzlich noch unattraktive Unternehmenssteuern und verschleppte Digitalisierung als nachteilige Faktoren für den Standort. Generell werden auch die Rahmenbedingungen für die Exportnation Deutschland auf den Weltmärkten unattraktiver.
Geopolitische Spannungen, Entglobalisierung und ein zunehmender Subventionswettbewerb erschweren die Lage zusätzlich. Der Zugang zu wichtigen Rohstoffen und Vorprodukten wird ebenfalls problembehafteter. Insgesamt steht Deutschland damit vor einem ganzen Bündel an Faktoren, die den Standort schwächen und den Wohlstand bedrohen.
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