Krieg der Zentralbanken: Kann die EZB mithalten?
In alten Zeiten war eine starke Währung der Stolz einer jeden Nation. Sicher gilt dieses Prinzip schon lange nicht mehr. Vielmehr findet unter den Notenbanken ein wahrer Wettlauf um die Senkung des relativen Wertes ihrer Währungen statt.
Der Verlierer ist bislang die Europäische Zentralbank. Seit der schlimmste Teil der Euro-Krise im Jahr 2012 vorbei ist, wurde der Euro meistens über 1,35 Dollar gehandelt. Das allerdings ist nicht allzu weit entfernt von 1,58 Dollar, dem Allzeithoch im Jahr 2008. Der Euro stieg auch gegenüber den anderen konkurrierenden Währungen, wie dem Yen und dem Pfund sowie dem Yuan, der an den Dollar gebunden ist.
Warum die Konkurrenz? Weil Notenbanker denken, dass sie die Wirtschaftstätigkeit durch die Schwächung ihrer Währung und die Steigerung von Exporten erhöhen können. Diese Strategie hat für manche Sektoren der Wirtschaft sicher einige kurzfristige Vorteile. Auf Dauer aber zahlt sie sich selten aus, da Konsumenten und Sparer wegen der höheren Inflation und höheren Importkosten draufzahlen. Die Margen werden gedrückt und echte wirtschaftliche Tätigkeit nimmt ab. Japans Abenomics belegen dies, wie der jüngste Absturz der Haushaltsausgaben um 4,6 Prozent demonstriert.
[–EZB-Entschlossenheit–]
Dennoch versucht die EZB auf Teufel komm raus bei diesem Wettlauf nach unten mitzumachen, indem sie sich zurückgelehnt und ruhig beobachtend zusieht wie, die Fed, die PBoC und die BOJ sich ihren Weg in die Vergessenheit drucken. Nicht einmal die epischen 1 Billionen Euro langfristiger Refinanzierungsgeschäfte (LRG) führten dazu, dass Geld gedruckt wurde, da diese Kredite ab Ende dieses Jahres an die Banken zurückgezahlt werden müssen.
Was also kann die EZB tun bei ihrem Treffen am 5. Juni, um den Wert des Euro weiter zu drücken und damit die Exporte anzuschieben? EZB-Präsident Mario Draghi ließ jedenfalls keine Chance verstreichen und redete den Euro in den vergangenen Monaten um etwa 4 Cent herunter. Nun ist die Frage, ob er etwas zur Entspannung beitragen kann.
Die offiziellen Inflationszahlen bleiben niedrig, aber keine der bestehenden Möglichkeiten würde sich wirklich förderlich auf die Wirtschaftstätigkeit auswirken und könnte unbeabsichtigte Folgen zeitigen.
[–Kein Kredit–]
Eine weitere Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes (jetzt 0,25 Prozent) wird die Banken nicht dazu ermuntern Kredite zu vergeben, vor allem in der Peripherie der Eurozone. Während des gesamten Zinssenkungszyklus lag die Rate, mit der Kredite an den privaten Sektor im letzten Jahr vergeben wurden, innerhalb der Eurozone bei gerade 2 Prozent.
Banken können und werden keine Darlehen an schwächere Kreditnehmer in der Peripherie vergeben, da die europäischen Banken zu den in der ganzen Welt am meisten überschuldeten gehören und vor kurzem mehr Geld für ihre Rechtsabteilungen ausgegeben haben, als für ihre Expansion. Ebenso erlaubt eine Reduzierung bei der Mindestreserveregelung den Banken mehr Kredite zu vergeben und sich zu verschulden, aber sie werden diese Möglichkeit respektvoll ablehnen.
Mehr LRG in Form von Milliarden von Dollar an längerfristigen Krediten erleichtert den Finanzierungsstress der Banken, schlagen aber wieder nicht auf den Privatsektor durch.
[–Mythos Einlagefazilität–]
Der interessanteste und am meisten erwartete Schritt ist eine Senkung des Zinssatzes, den die Banken bekommen, wenn sie Geld bei der EZB hinterlegen. Denn zu diesem Zeitpunkt liegt die Rate bei 0 Prozent. Hier rät konventionelle Weisheit den Banken, ihre Gelder aus der EZB abzuziehen und es zu verleihen, wenn der Rate negativ war. Dieses Argument lässt jedoch völlig das Prinzip der doppelten Buchführung außer Acht.
Per Definition müssen die Vermögenswerte und Schulden in der Bilanz der EZB übereinstimmen. Also, außer wenn die EZB beschließt, Liquidität abzuschöpfen und die Bilanzsumme zu reduzieren, hat die Einlagefazilität, unabhängig von der Rate, die gleiche Größe. Folglich wird die Höhe der Kreditvergabe an den privaten Sektor die gleichen bleiben.
Doch die Kreditzinsen an private Kreditnehmer könnten ein wenig nach unten gehen, da die Banken um risikoarme Anlagen rangeln, um dem Strafzins auf Einlagen durch die EZB zu entgehen. Sei es wie es sei, wegen der unbarmherzigen Gesetze der doppelten Buchführung muss jemand zahlen und das wird die risikoscheue und bedachteste Bank in der Eurozone sein.
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