Künftige Kaufanreize für E-Autos

Verlockende Kaufprämien haben den Markt für E-Autos in Deutschland inzwischen merklich auf Touren gebracht. Aber passt die Förderung so noch für die nächsten Klimaschutz-Etappen? Die Debatte ist eröffnet.
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Ein Elektrofahrzeug wird an einer Stromtankstelle auf einem Pendler-Parkplatz am Bahnhof in Wickede aufgeladen.Foto: Andreas Dunker/dpa/dpa
Epoch Times3. Januar 2022

Elektroautos soll es auf deutschen Straßen noch viel mehr geben – und das auch weiterhin mit finanziellem Anschub vom Staat.

Doch die neue Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen will der Förderung bald eine stärkere Klimaschutz-Ausrichtung verpassen. Die Verbraucherzentralen fordern deutlich gezieltere Kaufanreize. „Ich würde die Bundesregierung hier zu einem klaren Schnitt ermutigen“, sagte der Chef des Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, der Deutschen Presse-Agentur. Auch beim Stromlade-Netz soll sich noch mehr tun.

Müller sagte: „Man muss nicht jedes Luxusauto von Seiten des Staates subventionieren, selbst wenn es ein Elektroauto ist.“ Kaufprämien sollte es nur noch bei Listenpreisen unter 40.000 Euro geben – bisher gilt eine Obergrenze von 65.000 Euro für das Basismodell. „Wir brauchen dringend einen funktionierenden Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos“, erläuterte der Verbraucherschützer. „Und das sollten vor allem die kleineren und mittleren Autos sein.“ Darauf seien viele angewiesen, die sich keine Neuwagen kaufen könnten oder wollten.

Der Zustand der Batterien sei da aber ein wichtiger Punkt mit Blick auf mögliche Folgekosten, heißt es in einem vzbv-Positionspapier. Gebrauchtwagen-Käufer müssten deswegen zuverlässige, standardisierte Informationen zum „Gesundheitszustand“ der Batterie erhalten. Um Vertrauen in gebrauchte E-Autos zu stärken, könnten die Kosten für die Prüfung von Batterien auch bezuschusst werden.

Förderung nur bei „positivem Klimaschutzeffekt“?

Müller betonte: „Man sollte nur noch die Elektroautos fördern, die wirklich nachweislich einen Umwelteffekt haben.“ Dies berühre vor allem Hybrid-Modelle mit kombinierten Antrieben, bei denen doch weniger elektrisch und mehr mit klassischen fossilen Energien gefahren werde. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat eine Neuausrichtung ab 2023 bereits angekündigt. Gefördert werden sollen künftig nur noch E-Autos, die „nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt“ haben, heißt es im Koalitionsvertrag.

Festgemacht werden soll das am elektrischen Fahranteil und der elektrischen Mindestreichweite der Modelle – konkret genannt ist eine größere E-Distanz von 80 Kilometern. Die jetzigen Zuschüsse wurden kürzlich aber noch einmal bis Ende 2022 verlängert. So gibt es auch im neuen Jahr eine „Innovationsprämie“ von bis zu 9000 Euro für rein elektrische Autos und bis zu 6750 Euro für Hybride, die man per Stecker lädt (Plug-in).

Die Neuzulassungen legten 2021 deutlich zu

Ziel der Ampel-Koalition sind mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030. Anfang 2021 gab es laut Kraftfahrt-Bundesamt 309.000 reine E-Autos, dazu 280.000 Plug-in-Hybride. Die Neuzulassungen legten 2021 aber deutlich zu, auch dank aufgestockter Kaufprämien.

Die Verbraucherzentralen fordern Tempo bei der weiteren Umstellung. Viele Hersteller seien noch bis vor relativ kurzer Zeit der Meinung gewesen, immer schwerer, schneller, Energie fressender wäre die Mobilität der Zukunft. „Das war falsch“, sagte Müller. Jetzt hätten eigentlich alle das Ruder herumgerissen. Vorankommen müsse auch der Ausbau der Ladenetze. Teils gebe es ein Wirrwarr an Bezahlsystemen und Preisen, was nicht zu Vereinfachung und Verlässlichkeit beitrage. Und E-Auto-Käufer bräuchten Sicherheit, im Urlaub, auf Geschäftsreise oder beim Besuch in einem anderen Bundesland nicht zu stranden.

Druck dafür macht auch die Autobranche. „Die Ladeinfrastruktur muss dem E-Auto-Bestand vorauslaufen“, sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, kürzlich der dpa: „Nur so gewinnen wir Verbrauchervertrauen und ermutigen die Menschen, in ein Elektroauto zu investieren.“ Deutschland hänge beim Ausbau aber extrem hinterher. „Um die Menge der E-Autos, die die Bundesregierung vorsieht, auch wirklich erreichen zu können, müssten pro Woche etwa 2000 neue öffentliche Ladepunkte installiert werden – tatsächlich sind es gerade mal 300.“ Das Tempo müsse sich also versiebenfachen.

Verbraucherschützer Müller sieht dann generell auch weitere Umgewöhnungsprozesse: „Für viele ist es auch noch schwer vorstellbar, dass es eben nicht mehr die fünf Minuten Benzin oder Diesel Tanken sind – sondern vielleicht 20 oder 30 Minuten doppelte Kaffeepause und mehr beim Aufladen des Autos.“ (dpa)



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