Lebensmittel-Einzelhandel im Wandel: „Lokal und global vernetzt“ ist die Zukunft

Mehr "lokale Zentren" mit Fokus auf sozialem Miteinander und Nachbarschaftshilfe – so könnte die Zukunft im Lebensmittel-Einzelhandel aussehen, wenn die Corona-Pandemie vorbei ist, sagt GfK-Marktforscher Herr Dr. Robert Kecskes im Interview mit Epoch Times.
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Die Menschen rücken enger zusammen und helfen sich gegenseitig.Foto: iStock
Von 9. April 2020

Wie wird der Lebensmittel-Einzelhandel nach der Corona-Pandemie aussehen? Stark an Bedeutung gewinnen werde das soziale Miteinander, dem allerdings wirtschaftlich existenzielle Probleme gegenüberstünden, sagt Herr Dr. Robert Kecskes vom GfK-Marktforschungsinstitut. Epoch Times hat ein Interview mit dem Wissenschaftler geführt. Kecskes sieht beim Lebensmittel-Einzelhandel deshalb die Verantwortung, aber auch die Chance, die sich aus der Corona-Pandemie ergebende Schieflage zwischen Sozialstaat und Wirtschaftssystem zu harmonisieren.

„Social Distancing“ steigert das Bedürfnis nach sozialer Nähe

Aus bisherigen Marktbeobachtungen leitet der Wissenschaftler bereits eine stärkere Bedeutung von „lokalen Zentren“ ab. Nicht im Sinne von „sich Abschließen“, sondern als „sich von lokal nach global vernetzen“. Und eben nicht, wie viele Menschen das Gefühl hatten, „von global nach lokal durchgedrückt“. Ein besserer Begriff als „lokal“ sei vielleicht „Nähe“, denn dieser Begriff ist nicht auf die geografische Nähe eingeschränkt, sondern kann sich auch auf u.a. soziale, berufliche, Interessens- und Werte-Nähe beziehen.

Schon seit geraumer Zeit beobachtet der Wissenschaftler, dass Menschen ein verstärktes Bedürfnis nach „sozialer Nähe“ hegen – zum Beispiel Nähe zur Familie, Nähe zu Freunden, aber auch Nähe zu Gleichgesinnten – im Beruf oder in der Freizeit.

Das infolge der Corona-Pandemie behördlich angeordnete „social distancing“ (was besser als „räumliche Distanz“ zu beschreiben wäre) fördere sogar diese Tendenz der Nähe, berichtete Kecskes. Familienmitglieder kämen sich wieder näher. Es entstehe mehr Mitgefühl füreinander. Und die Nachbarschaftshilfe erlange eine besondere Bedeutung. Menschen denken plötzlich nicht nur an sich selbst, sondern auch an andere, fügte der Wissenschaftler hinzu. Jetzt müsse diese Nähe allerdings noch virtuell organisiert werden. Das steigert das Bedürfnis, sich auch physisch wieder zu treffen. Sobald es diese Option wieder gibt, werde man sie intensiver als vorher nutzen.

Wie es in der Zukunft aussehen wird, da ist Kecskes sich sicher: Das „lokale Zusammengehörigkeitsgefühl“ und die Nachbarschaftshilfe werden über die Pandemie hinaus andauern und eine gewichtige Bedeutung erlangen.

Pandemie verstärkt Verbraucher-Preissensibilität

Doch der promovierte Ökonom wies auch auf die Schwierigkeit hin, die mit der Pandemie komme: „Die wirtschaftliche Basis nach Corona ist nicht mehr dieselbe wie vor Corona.“ Der Marktforscher rechnet damit, dass viele Haushalte in existenzielle Schwierigkeiten geraten werden, sei es, weil diese in Kurzarbeit geschickt oder gekündigt werden oder das eigene Unternehmen infolge Insolvenz verloren oder erhebliche Umsatzeinbrüche zu verzeichnen haben.

Die Folge: Die Preissensibilität werde bei den Verbrauchern in jedem Fall wieder eine stärkere Bedeutung erlangen.

Dieser zunehmenden Preissensibilität stehe jedoch keine vergleichbare Abnahme der Qualitätsorientierung gegenüber. Die Qualitätsorientierung und auch die Nachhaltigkeitsansprüche gehen nicht im gleichen Maße zurück wie die Preissensibilität. Kecskes nennt dies eine partielle Entkopplung der Preis-Leistungs-Erwartung.

Viele Haushalte werden die höheren Preise für die qualitativ höherwertigen Lebensmittel höchstwahrscheinlich nicht mehr bezahlen können, so der Marktforscher weiter. Ein erfolgreicher stationärer Lebensmittel-Einzelhandel als Nahversorger werde dabei ein Ankerpunkt sein.

Lebensmittel-Einzelhandel muss sich neu positionieren

Um die Reibung zwischen sozialer Hilfeleistung und Wirtschaft zu lösen, müsse sich der Handel „neu platzieren“. Konkret nannte der Marktforscher hier zwei grundlegende Handlungsoptionen für den Lebensmittel-Einzelhandel, die allerdings nicht alternativ, sondern komplementär sind.

Zum einen gelte es, im Kerngeschäft künftig eine gute Balance bei der Preispunktsetzung zu erreichen, was bedeutet, dass die Händler ein neues angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis zwischen Basisprodukten und Premiumprodukten finden müssen. Die Handels-/Eigenmarken sichern dabei die qualitativ hochwertige Basisversorgung. Preispremiumprodukte würde den anderen Pol des Angebots bilden.

Die Haushalte werden versuchen, ihre Standversorgung möglich preisgünstig zusammenzustellen, ohne zu viel Abstriche an Qualität machen zu müssen. Für sehr wichtige Produkte werden sie dann aber weiterhin bereit sein, einen höheren Preis zu zahlen. Die Lebenslage habe sich bei vielen durch die Corona-Krise schlagartig verändert. Der Lebensstil solle aber trotzdem noch – so gut es geht – gehalten werden, so der Marktforscher. Zum Beispiel: Wer vorher „Bio“ gekauft hat, werde es auch nach der Corona-Pandemie noch tun wollen.

Auf der anderen Seite müssten die Händler auch Marketingstrategien adaptieren und an die neuen sozialen Verhältnisse anpassen. Hier erlangt das wachsende Zusammengehörigkeitsgefühl seine Bedeutung. Eine Aufgabe des Handels sei es, durch Aktionen der lokalen Gemeinschaft zu helfen und diese zu fördern, zum Beispiel durch Sonderangebote oder Gutscheine.

Ein Beispiel hierfür aus der Zeit vor der Corona-Krise: Das nachbarschaftliche Engagement der REWE mit ihrer Aktion „Scheine für Vereine“.

Dezentralisierung gewinnt an Bedeutung

So ergibt sich eine Schleife zurück zur wachsenden Bedeutung der „Dezentralisierung“, deren zunehmende Bedeutung der Wissenschaftler seit geraumer Zeit beobachtet. Dieses Bedürfnis nach Dezentralisierung werde durch „Corona“ nochmals verstärkt.

Wie ein mögliches Szenario aussehen könnte, beschreibt der Wissenschaftler mit einem Beispiel aus der Energiepolitik, das im Zusammenhang mit dem „Green Deal“ diskutiert wird:

Ein Haushalt, der Solarstrom mit einer Fotovoltaikanlage erzeugt, könne vorrangig den Strom selbst verbrauchen und soweit Strom übrig sei, diesen ins Netz einspeisen und regional verkaufen. Reiche der Strom andererseits nicht, den man produziere, könne man von anderen Regionen hinzukaufen. Doch zunächst versucht der Haushalt, sich dezentral zu organisieren und autark zu sein. Dass dies unbedingt nötig sei, sehe man zum Beispiel an der Pharmabranche.

Was Unternehmen jetzt tun können

Dass Unternehmen sich schon jetzt auf die neuen Herausforderungen vorbereiten, sei definitiv sinnvoll. Was wann zu tun sei, hänge davon ab, in welcher Phase man sich gerade befinde. Der Ökonom macht drei Phasen aus: (1) Panikphase, (2) Adaptionsphase und (3) Gestaltungsphase.

Die Panik-Phase, während der „reaktiv gehandelt“ werden musste, sei bald vorbei, auch wenn es immer wieder zu temporären Panikreaktionen kommen könnte. So könnte erneut ein kurzer Hortungsreflex ausgelöst werden, wenn die Pflicht zum Tragen einer Atemschutzmaske beim Lebensmitteleinkauf eingeführt wird.

Doch jetzt befinde man sich bereits im Übergang zu Adaptionsphase, wo der Lebensmittel-Einzelhandel sich im Krisenmodus auf das „neue Normal“, die Gestaltungsphase, vorbereite.

„Momentan noch boomt der Lebensmittel-Einzelhandel nicht nur wegen Hortungsmaßnahmen, sondern auch wegen des außer Haus Konsums in den Haushalten“, sagt Kecskes. Aber er rechnet damit, dass dieser „Trading-up“-Effekt auf jeden Fall zurückgehen werde – was zu einem Umsatzrückgang führt. Die Entwicklung hänge dabei auch maßgeblich von der Dauer der Kontaktsperre ab, fügte Kecskes hinzu.

Der Lebensmittel-Einzelhandel müsse nun proaktiv analysieren, welche Kundengruppe welche Produkte/Produktgruppen im Zuge der Hamsterkäufe gehortet habe. Denn die neusten Studien zum Shopperverhalten ergaben zum Beispiel, dass es „den“ Hortungskäufer nicht gibt. Es hängt von der Warengruppe ab, welcher Shoppertyp stärker hortet. So wurden Teigwaren und Konserven von unterschiedlichen Gruppen gehortet.

E-Commerce keine Gefahr für regionalen Lebensmittel-Einzelhandel

Kecskes geht davon aus, dass der E-Commerce-Anteil nach der Corona-Pandemie wesentlich größer sein werde als der Anteil davor. Maßgeblich dafür sei ein gewisser Gewöhnungseffekt nach dem Motto „Es geht ja doch“. Nutzer wüssten nun, wie es geht und es ginge schnell.

So hätten zum Beispiel die Babyboomer vor „Corona“ unterdurchschnittlich Lebensmittel über das Internet bestellt. Jetzt kämen diese häufig erstmalig mit e-Food in Berührung und hätten diesen Kanal in ihr mögliches Verhalten aufgenommen. Der stationäre Lebensmittel-Einzelhandel bleibt allerdings nach wie vor der zentrale Kanal – eben auch wegen des „erstarkten Bedürfnis nach Teilnahme am sozialen öffentlichen Leben“, so der GfK-Marktforscher.



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