Mehr Durchblick für Bankkunden bei Kontogebühren

Schluss mit kostenlos: In der Zinsflaute erhöhen viele Kreditinstitute die Gebühren. Wie hoch die Kosten fürs Girokonto sind, lässt sich jedoch kaum auf einen Blick erkennen. Das soll sich jetzt ändern.
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Von November an müssen Kreditinstitute ihre Kunden einmal im Jahr über die Gesamtkosten informieren.Foto: Jens Kalaene/dpa
Epoch Times31. Oktober 2018

Was kostet mein Girokonto einschließlich aller Gebühren? Von November an müssen Kreditinstitute ihre Kunden einmal im Jahr über die Gesamtkosten informieren.

Dazu zählen beispielsweise auch die Zinsen für den Dispositionskredit oder mögliche Entgelte für Überweisungen in Papierform. Bislang mussten sich Verbraucher die Informationen meist mühsam auf dem Kontoauszug zusammensuchen.

Verbraucherschützerin Dorothea Mohn lobt die jährliche Information als „Verbesserung gegenüber dem bisherigen Stand“. „Es ist ein wichtiges Instrument, um Bankkunden für die Kosten zu sensibilisieren und die Bereitschaft zum Kontowechsel zu erhöhen“, sagte die Leiterin des Finanzmarktteams des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv).

Um Verbrauchern den Vergleich der Girokonto-Entgelte zu erleichtern, müssen die Kredithäuser vor Abschluss des Vertrages zur Kontoeröffnung zudem eine Kostenübersicht erstellen. Dabei müssen sich die Institute an bestimmte Begriffe halten, die von der Finanzaufsicht Bafin festgelegt wurden. „Die Grundidee ist gut, wie hilfreich die Informationen in der Praxis sind, müssen wir abwarten“, sagte Mohn. Die Vorschriften traten am 31. Oktober in Kraft.

Bedauerlich sei, dass es die geplanten Internetseiten mit einem kostenlosen und objektiven Kostenvergleich der verschiedenen Kontomodelle noch nicht gebe, sagte Mohn weiter. „Ohne dieses Instrument wird ein Vergleich für Verbraucher schwieriger. Wir hoffen, dass die Websites zeitnah kommen.“

Das Problem: Bislang gibt es keine Stelle, die die Portale prüft und zertifiziert. Prüforganisationen hätten noch keine entsprechenden Anträge bei der Deutschen Akkreditierungsstelle gestellt. Die Bundesregierung arbeite intensiv daran, die Bekanntheit des Verfahrens zu steigern, erklärte das Bundesfinanzministerium.

Viele Kreditinstitute erhöhen in der Zinsflaute die Gebühren. Lange verdienten die Finanzhäuser gut daran, dass sie mehr Zinsen für Kredite kassierten, als sie Sparkunden zahlten. Doch die Differenz aus beidem, der Zinsüberschuss, schrumpft in Zeiten der Niedrigzinsen. Hatten Banken und einige Sparkassen Gratiskonten früher gezielt zur Kundenwerbung eingesetzt, zwingen auch höhere Kosten und teure Filialen die Geldhäuser zum Umdenken.

Nach Einschätzung von Deutsche-Bank-Vorstand Frank Strauß normalisiert sich der deutsche Markt, „überall führen Banken – auch die Direktbanken – Gebühren für Girokonten ein“. Es sei „vollkommen richtig“, für Dienstleistungen im Bankgeschäft Geld zu verlangen, sagte der Privatkunden-Vorstand und langjährige Postbank-Chef jüngst der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Sie gehen ja auch nicht zum Friseur und sagen: Ich bezahle nichts.“ (dpa)



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