Menschen sind beim Geldausgeben vorsichtig – Händler wünschen sich Regelungen zum Schlussverkauf zurück
Viele Einzelhändler wünschen sich laut Handelsverband Textil (BTE) eine gesetzliche Regulierung des Sommer- und Winterschlussverkaufs zurück. Seit 2004 können sie ganzjährig Rabatte gewähren, seitdem beginnen die Rabattaktionen sehr viel früher. „Das letzte Jahr war ein heilsamer Schock, sodass in diesem Jahr viele Händler später angefangen haben zu reduzieren“, sagte BTE-Sprecher Axel Augustin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Dienstag.
„Grundsätzlich ist der Druck in der Branche hoch“, begründete Augustin die Rabattaktionen. „Das zeigen auch die Schieflagen mancher prominenter Marken wie Gerry Weber. Kleine Fehler werden nicht verziehen.“
Zum Teil würden die Marken auch selbst zum Preiskampf beitragen, indem sie zu viel Ware in den Markt geben. „Dann wird früher runtergesetzt, und die Margen werden geringer“, sagte der Textilverbandssprecher. Nach seinen Angaben werden heute im Fachhandel im Jahresverlauf rund 50 Prozent der Ware zu reduzierten Preisen verkauft.
Konsumklima sinkt zum dritten Mal in Folge
Die sich abschwächende Konjunktur lässt die Bundesbürger beim Geldausgeben zunehmend vorsichtiger werden. Laut der vom Marktforschungsinstitut GfK monatlich erstellten Konsumklimastudie nahm die Kauflaune der Verbraucher im Juli zum dritten Mal in Folge ab. „Die Stimmung der Verbraucher zeigt in diesem Monat ein weniger optimistisches Bild“, teilte die GfK am Dienstag in Nürnberg mit.
Für August prognostizieren die Marktforscher einen Rückgang beim Konsumklima um 0,1 Punkte auf 9,7 Zähler nach 9,8 Punkten im Juli. Das ist der niedrigste Wert seit April 2017.
Bei der Konjunkturerwartung und der Anschaffungsneigung äußerten sich die Befragten pessimistischer als noch vor einem Monat, während die eigene Einkommenserwartung wieder etwas besser eingeschätzt wird. Nach dem Rückschlag im Vormonat habe sich die Einkommenserwartung im Juli wieder etwas erholt, sagte der GfK-Konsumklimaexperte Rolf Bürkl. Der Indikator gewann 5,3 Punkte hinzu auf jetzt 50,8 Zähler.
Das derzeitige Niveau signalisiere, dass die Verbraucher weiter von einem spürbaren Einkommenszuwachs ausgingen, auch wenn der Job-Boom der vergangenen Jahre langsam zu Ende gehe und die Arbeitslosigkeit kaum noch sinke, erklärte Bürkl. Auch die zum 1. Juli kräftig gestiegenen Rentenerhöhungen hätten zu der positiven Stimmung beigetragen.
Verbraucher sind pessimistisch bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung
Dagegen verfestige sich die pessimistische Stimmung der Verbraucher, was die weitere wirtschaftliche Entwicklung angeht. Der Indikator der Konjunkturerwartung verlor 6,1 Punkte und fiel damit auf den niedrigsten Wert seit November 2015.
„Der Zollstreit mit den USA, die ungelöste Hängepartie um den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union und die globale Abkühlung der Konjunktur lassen die Rezessionsängste weiter ansteigen“, sagte Bürkl. Vor allem Beschäftigte in den stark exportorientierten Branchen wie der Automobilindustrie und deren Zulieferern seien betroffen. Die nun vermehrt auftretenden Gewinnwarnungen von Unternehmen sowie Meldungen über Personalabbau und die Einführung von Kurzarbeit ließen die Angst vor Jobverlust wachsen, so der Experte.
Auch die Anschaffungsneigung der Bundesbürger nahm im Juli ab und verzeichnete einen Verlust von 7,4 Zählern auf 46,3 Punkte – den niedrigsten Wert seit Oktober 2015.
Trotz des aktuellen Dämpfers bleibe aber die Binnennachfrage in diesem Jahr eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur, betonte Bürkl. Auf Jahressicht gehe er bisher weiter von einem Anstieg der privaten Konsumausgaben um etwa 1,5 Prozent aus – im vergangenen Jahr lag das Plus bei 1,1 Prozent. „Damit das so bleibt, darf sich der Trend beim zurückgehenden Konsumklima aber nicht fortsetzen“, mahnte er.
Die GfK-Studie basiert auf monatlich rund 2000 Verbraucherinterviews im Auftrag der Europäischen Union. Das Konsumklima bezieht sich nicht nur auf die Ausgaben im Einzelhandel, sondern umfasst auch Dienstleistungen, Mieten, Reisen und Gesundheit. (dpa/afp)
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