Partnerschaft der Wall Street mit China aufgrund der Pandemie auf dem Prüfstand

Das wachsende Misstrauen gegenüber dem chinesischen Regime hinsichtlich der Art und Weise, wie es mit dem Ausbruch des Virus umgegangen ist, sollte die Wall Street dazu veranlassen, ihren Umgang mit China zu überdenken, sagt US-Hedgefonds-Manager Kyle Bass.
Titelbild
Die Börse an der Wall Street.Foto: iStock
Von 29. April 2020

Die Vertuschung der Epidemie in China durch das Regime in Peking, die nicht wahrheitsgetreue Meldung von Infektions- und Todeszahlen und die Desinformationskampagne, die darauf abzielt, die Schuld für die Pandemie abzulenken, haben in allen Gesellschaftsschichten der USA Ärger ausgelöst.

Durchschnittliche Amerikaner beginnen zu verstehen, dass „die chinesische Regierung nicht vertrauenswürdig ist. Sie sind nicht unsere Freunde, und man könnte sie als unsere Todfeinde betrachten“, sagte Bass, Gründer der in Dallas ansässigen Hayman Capital Management, kürzlich gegenüber der Sendung „American Thought Leaders“ der Epoch Times.

Und bald werde sich das Verhältnis der Wall Street gegenüber China „ändern müssen. Und ich denke, das geschieht jetzt“, sagte er.

Finanzielle Entkopplung von China?

Da die Pandemie weiterhin weltweit enorme menschliche und wirtschaftliche Kosten verursacht, bewertet eine wachsende Zahl von Ländern und Regionen ihre Beziehungen zum kommunistischen Regime neu.

Unterdessen hat die Unterbrechung der globalen Lieferketten die Unternehmen gezwungen, über eine Verringerung ihrer Abhängigkeit von China als Produktionsstandort nachzudenken, was den Prozess der „Entkopplung“ von China beschleunigt.

Das KPCh-Virus* hat besonders in den nordöstlichen US-Bundesstaaten Verwüstungen angerichtet. Zu den beiden am schlimmsten betroffenen Regionen Amerikas gehören New York und New Jersey. Der in den USA lebende China-Kommentator Heng He ist der Meinung, dass sich Bürger, Institutionen und Regierungen in diesen Regionen bewusst werden sollten, dass die globale Ausbreitung des Virus auf die Vertuschung des Ausbruchs durch das chinesische Regime zurückzuführen sei.

Hätte die Kommunistische Partei Chinas nicht gelogen und über den Ausbruch vielmehr wahrheitsgetreu berichtet … dann hätte der Ausbruch vielleicht in China eingedämmt werden können“, sagte Heng He gegenüber NTD, einem Partnerunternehmen der Epoch Times.

Es bleibt jedoch abzuwarten, ob US-Finanzinstitute beginnen werden, sich infolge der Krise vom Regime zu lösen.

„Die Wall Street hat sich immer sehr kooperativ gegenüber China verhalten und die chinesische Wirtschaft angeheizt“, erklärte Frank Xie, ein Associate Professor an der School of Business Administration der University of South Carolina, gegenüber der Epoch Times.

Für Xie bedeuteten die jüngsten Schritte Pekings zur Öffnung seines Finanzsektors – inmitten des 2018 begonnenen Handelskrieges zwischen den USA und China –, dass die Wall Street China wahrscheinlich nicht so bald verlassen werde. Im März waren Morgan Stanley und Goldman Sachs die letzten ausländischen Banken, die von der chinesischen Regulierungsbehörde die Genehmigung erhielten, Mehrheitsbeteiligungen an ihren chinesischen Wertpapier-Joint-Ventures zu übernehmen.

Ein Stück des Marktes

Obwohl das Regime sein Versprechen, den Bankensektor nach dem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2001 zu öffnen, nicht erfüllt hatte, „haben ausländische Banken dennoch hart daran gearbeitet, sich ein Stück des chinesischen Marktes zu sichern“, sagte Xie.

Er ergänzte, dass die Banken der Wall Street vielen chinesischen Unternehmen geholfen haben, an den US-Börsen notiert zu werden. Im September 2019 waren laut der United States-China Economic and Security Review Commission 172 chinesische Firmen mit einem Börsenwert von mehr als 1 Billion Dollar an den wichtigsten US-Börsen notiert.

Gleichzeitig haben einige westliche Firmen Verwandte chinesischer Beamter angestellt, um ihre Geschäfte im Land voranzubringen, stellte der Professor fest. JPMorgan Chase erklärte sich 2016 bereit, 264 Millionen Dollar Strafe zu zahlen. Das Unternehmen hatte Familie und Freunde hochrangiger chinesischer Beamter angeheuert, um Zugang zu Bankgeschäften zu erhalten – eine Praxis, die gegen die Bestechungsgesetze der USA verstieß. Auch die Credit Suisse und die Deutsche Bank zahlten hohe Bußgelder an US-Regulierungsbehörden für ähnliche Praktiken.

Der Fall Luckin Coffee

Fälle betrügerischer Buchführung bei chinesischen Firmen habe die Investmentfirmen ebenfalls nicht abgeschreckt, sagte Xie. Die in den USA gelistete Firma Luckin Coffee sei dabei der jüngste hochkarätige Skandal.

Ich glaube, sie wissen, dass viele [chinesische] Unternehmen betrügen, dass viele Unternehmen sich nicht an die Finanz-, Berichts- und Buchhaltungsvorschriften halten“, sagte er. „Aber solange es keine Unternehmen wie Muddy Waters gibt, die ihre Vergehen aufdecken, werden sie weiter investieren.“

Anfang April brachen die Aktien von Luckin Coffee zusammen, nachdem die chinesische Getränkemarke erklärt hatte, dass eine interne Untersuchung ergeben habe, dass ihr Geschäftsführer den Umsatz für das Jahr 2019 um etwa 310 Millionen Dollar gefälscht hatte. Basierend auf einem Bericht, dass das Unternehmen betrogen habe, sagte der Leerverkäufer Muddy Waters Research im Januar, dass er gegen die Aktie wetten wolle.

Auch der chinesische Video-Streaming-Anbieter iQiyi wurde kürzlich vom Finanz-Forschungsunternehmen Wolfpack Research beschuldigt, seine Einnahmen im Jahr 2019 um 1,1 bis 1,9 Milliarden Dollar zu hoch angesetzt zu haben.

Vom Geld geblendet

Hedgefonds-Manager Kyle Bass schimpft auf US-Finanzfirmen und Unternehmen, weil sie die Menschenrechtsverletzungen Chinas bei der Jagd auf den chinesischen Markt ignoriert haben.

„Können Sie sich vorstellen, wie Sie es jemandem erklären, dass Sie Geschäfte mit einem Regime machen, das mehr als eine Million Gefangene aus Gewissensgründen hat und täglich Organentnahmen an Lebenden durchführt?“, fragte er. Er bezog sich dabei auf die staatlich sanktionierte Praxis des Regimes, Gefangene aus Gewissensgründen, hauptsächlich Falun-Gong -Praktizierende, zu töten, damit ihre Organe auf dem Transplantationsmarkt verkauft werden können.

„Und doch können es Leute wie Blackstone kaum erwarten, weitere Dollars in China zu investieren“, fuhr Bass fort.

Wissen Sie warum? Weil sie sich vom Geld einfach blenden lassen, (…) trotz der eklatanten Menschenrechtsverletzungen eines der vielleicht tyrannischsten Regimes, das es je gegeben hat. Es ist verrückt.“

Das Spielfeld angleichen: Echte Betriebsprüfungen müssen erlaubt sein

Ein erster Schritt zur Änderung dieser Situation sei es, chinesische Unternehmen, die an US-Börsen notiert sind, dazu zu bringen, ihre Rechnungsprüfungsbücher für die US-Regulierungsbehörden zu öffnen, sagte Bass.

Gegenwärtig blockiert das Regime die SEC (Securities and Exchange Commission) oder US-Regulierungsbehörden bei der Prüfung von Arbeitspapieren chinesischer Unternehmen mit der Begründung, sie enthielten „Staatsgeheimnisse“.

Jedes Unternehmen, das in den Vereinigten Staaten gelistet werden will – egal, ob es aus China oder von irgendwo anders auf der Welt kommt –, muss sich echten Betriebsprüfungen unterziehen lassen, genau wie US-Unternehmen. Sie müssen die gleichen Standards einhalten wie in den USA gelistete Unternehmen“, sagte er.

„Lassen Sie uns einfach das Spielfeld angleichen – das ist keine Sanktion.“

Im vergangenen Juni brachte eine überparteiliche Gruppe von Abgeordneten Gesetzentwürfe in den Senat und das Repräsentantenhaus ein, um in den USA börsennotierte chinesische und andere ausländische Unternehmen dazu zu zwingen, die amerikanischen Vorschriften zur Offenlegung von Finanzdaten zu befolgen, sonst drohe die Streichung von der Liste.

Öffentliche US-Pensionsfonds sind ebenfalls einer intensiveren Prüfung ihrer Investitionen in chinesische Unternehmen unterworfen worden. Darunter waren auch solche, die das Militär, die Spionage und die Menschenrechtsverletzungen des Regimes unterstützen.

Berichten zufolge setzt sich eine Gruppe von Abgeordneten dafür ein, dass die Trump-Administration den Federal Retirement Thrift Investment Board, den wichtigsten Pensionsfonds für Beschäftigte der Bundesregierung, daran hindert, auf einen von Morgan Stanley Capital International (MSCI) geführten Index umzusteigen, der chinesische Aktien enthält.

US-Bundesangestellte unterstützen indirekt Chinas Militäroperationen

In den letzten Jahren haben Anbieter globaler Aktienindizes wie MSCI und FTSE chinesische Aktien in ihre Welt- und Schwellenmarktindizes aufgenommen, wodurch US-Investitionen in Milliardenhöhe in chinesische Aktien fließen konnten.

Zu denen im MSCI-Index enthaltenen Unternehmen gehört der chinesische Hersteller von Überwachungsausrüstung Hangzhou Hikvision Digital Technology. Dieser wurde im vergangenen Jahr auf eine schwarze Liste für den US-Handel gesetzt, weil seine Technologie bei der Unterdrückung uighurischer Muslime in der westchinesischen Provinz Xinjiang eingesetzt wurde.

Der Index enthält auch die in Hongkong gelistete AviChina Industry & Technology Ltd., das börsennotierte Unternehmen der staatlichen chinesischen Firma Aviation Industry Corporation of China (AVIC). AVIC und ihre Tochtergesellschaften entwickeln Flugzeuge und Waffensysteme für das chinesische Militär.

„Es ist absolut verrückt, dass unsere Militär- und Bundesangestellten Chinas Militäroperationen indirekt unterstützen – und was noch schlimmer ist, fast alle Personen sind sich der Situation überhaupt nicht bewusst“, sagte der republikanische Abgeordnete Mike Waltz in einer Erklärung vom 24. April.

 

* Anmerkung der Red.: Die Epoch Times bezeichnet das neuartige Coronavirus, das die Krankheit COVID-19 verursacht, auch als KPCh-Virus, weil die Vertuschung und das Missmanagement der Kommunistischen Partei Chinas es dem Virus ermöglichten, sich in ganz China auszubreiten und eine globale Pandemie zu verursachen. Mehr dazu: Leitartikel: Dem Virus den richtigen Namen geben.

Das Original erschien in The Epoch Times (deutsche Bearbeitung von mk)
Originalartikel: Pandemic Should Shake up Wall Street’s Partnership With China, Experts Say



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion