Preiskampf im Einzelhandel: Es drohen Auslistungen von Markenprodukten
In den alljährlichen Preisverhandlungen kämpfen die großen Lebensmittel-Einzelhändler mit harten Bandagen gegen die Großkonzerne. Der Einsatz des letzten Druckmittels – die Auslistung von beliebten Markenprodukten – ist keine Seltenheit.
Nach „zuvor ergebnislosen Preisverhandlungen“, wie es dann heißt, nahm beispielsweise der jetzige Marktführer im Einzelhandel, Edeka, 2018 Nestlé-Produkte wie Maggi, Nescafé oder Kitkat aus seinem Sortiment. 2019 waren es Produkte von Coca-Cola, die Edeka auslistete.
Auch Kaufland geriet mit einem Großkonzern aneinander. Im Jahr 2018 kam es zwischen der Supermarktkette, die zur Lidl & Schwarz KG gehört, und dem niederländisch-britischen Großkonzern Unilever zur Kraftprobe. Zum Jahresende wurden 50.000 Artikel des Verbrauchsgüter-Herstellers, die Kaufland sonst anbietet, aus den Listen genommen. Darunter waren bekannte Marken wie Knorr, Lipton, Pfanni, Mondamin, Duschdas, Ben & Jerry’s und Domestos.
Was für den einen Verbraucher ärgerlich ist, wenn er seine Lieblingsschokolade nicht mehr wie gewohnt bei seinem Lieblingssupermarkt oder Discounter findet, lässt den anderen jedoch einfach zu Alternativen greifen. Genau darauf spekulieren die Einzelhändler.
Leere Regale ab November in den Lebensmittelgeschäften?
Entsprechend dem Branchen-Experten Münch könnte die „ritualisierte Preisschlacht“ 2020 besonders viele Markenprodukte-Opfer fordern, so der „Focus“. Denn nach dem Corona-Shutdown positionierten sich die Einzelhändler neu und würden ihre Marktstellung unter allen Umständen stärken wollen.
Für Münch ist es daher nicht auszuschließen, dass als Konsequenz des Preiskampfes sich im Vorweihnachtsgeschäft ab Mitte November die ersten Regale in den Supermärkten oder Discountern leeren.
Markenprodukte bei Verbrauchern gefragt – Temporärer Verlust wird einkalkuliert
Marken sind bei vielen Verbrauchern in den Geschäften gefragt. Zunehmend nimmt der Discounter Aldi, der bisher auf Eigenmarken und No-Name-Produkte setzte, Markenartikel in sein Sortiment auf. Aldi versucht auf diesem Weg, Lidl und den Supermarktketten Kunden abzuwerben.
Die Supermarktketten Edeka, Rewe und Co. wiederum setzen mit günstigen Eigenmarken den Discountern zu. Denn das Entscheidende ist für den Verbraucher oftmals der Preis. Daher wird in Kauf genommen, dass man sich preislich so deutlich unterbietet und temporär Verluste bei einem Produkt entstehen.
Allerdings drücken die ständigen Preisrunden auf die Gewinnspanne. Das können sich langfristig nur die großen Einzelhändler der Branche leisten. Die kleineren haben das Nachsehen.
Nach außen begründen die Discounter die Auslistungen meist mit „einseitigen Änderungen der Geschäftsbedingungen“ oder „drastischen Preiserhöhungen“ der Nahrungsmittelkonzerne, berichtet „Focus“. Dabei gehe es oftmals um halbe oder viertel Cent-Beträge bei den Produktpreisen.
Umfrage: 39 Prozent wollen partnerschaftliche Verhandlungen zwischen Herstellern und Händlern
Eine Umfrage zeigt, dass die Verbraucher zwar, was die Preisverhandlungen betrifft, auf der Seite der Händler stehen, sie jedoch eher einen partnerschaftlichen Verhandlungskurs bevorzugen.
Rainer Münch, Branchen-Experte der Münchener Strategie-Beratung Oliver Wyman, ließ dazu im Juli 1.000 Konsumenten befragen.
Dieser Studie zufolge sahen knapp 40 Prozent eher die Händler in der Pflicht, sich für günstigere Verbraucherpreise einzusetzen. Nur 14 Prozent der Befragten hält dabei allerdings harte Preisverhandlungen inklusive Produktauslistungen für den richtigen Weg. 39 Prozent bevorzugen stattdessen eine partnerschaftliche Herangehensweise zwischen Herstellern und Händlern.
Zwischen den Discountern Aldi und Lidl einerseits und den großen Supermarktketten Edeka, Kaufland und Rewe herrscht starker Konkurrenzkampf. Zusammen machen sie mehr als 70 Prozent des Geschäfts im Lebensmittelhandel unter sich aus. Die fünf großen Konzerne der Nahrungsmittelbranche, Nestlé, Kraft, Coca-Cola, Unilever oder Mondalez, stehen für viele bekannten Produktmarken; neun Großkonzerne bestimmen fast alles, was wir essen.
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