Preiskampf: Neuseeland verbietet Ausländern Kauf von Immobilien – Berlins OB Müller sieht Vorbildfunktion
Taugt Neuseeland als Vorbild? Der abgelegene Inselstaat im Pazifik kämpft gegen einen massiven Preisanstieg bei Immobilien mit schwerem Geschütz und verbietet Ausländern den Kauf von Häusern. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) zieht nun offenbar ähnliche Einschränkungen in Erwägung.
WAS HAT NEUSEELAND BESCHLOSSEN?
Mitte August wurde dort ein Gesetz verabschiedet, das den Kauf von Wohneigentum durch Nicht-Neuseeländer weitgehend untersagt. Ausgenommen davon sind aufgrund von Freihandelsabkommen lediglich Käufer aus Australien und Singapur.
Dadurch will Premierministern Jacinda Ardern, deren Labour-Partei in einer Koalition mit der rechtspopulistischen Partei New Zealand First und den Grünen regiert, den Kauf von Immobilien für Neuseeländer erschwinglich machen. Denn in den vergangenen Jahren stiegen die Preise deutlich stärker als die Löhne – vor allem in der Metropole Auckland.
Grund für diesen Anstieg ist neben einem zu geringen Bestand an Wohnraum auch Zuwanderung. Vor allem bei ultrareichen Ausländern ist Neuseeland immer beliebter geworden. Immobilien besitzen etwa Regisseur James Cameron, der aus Deutschland stammende US-Unternehmer Peter Thiel, Ex-TV-Star Matt Lauer oder der russische Stahlmagnat Alexander Abramow. Arderns Regierung hat zudem Investoren aus China als Preistreiber ausgemacht – vor Australiern sind Käufer aus der Volksrepublik die größte Gruppe der ausländischen Immobilieninteressenten in Neuseeland.
WAS SCHLÄGT BERLINS REGIERENDER BÜRGERMEISTER VOR?
Dass in der Hauptstadt erschwinglicher Wohnraum immer knapper wird, ist bei vielen Menschen ebenso wie in anderen deutschen Ballungsgebieten ein großes Thema. Das Vorgehen Neuseelands stößt bei Müller laut „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“ auf Sympathie. „Wir überlegen das auch“, sagte der Regierende Bürgermeister der Zeitung.
WAS SAGEN EXPERTEN?
Müllers Überlegungen seien in der Realität „wenig praktikabel“, gibt Claus Michelsen, Immobilienexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), zu bedenken. Das eigentliche Problem auf dem Immobilienmarkt sei, „dass man gar nicht weiß, wer eigentlich aktiv ist“. Dafür müssten Informationen in einem Kauf- und Mietregister nach einheitlichen Statistiken erhoben werden.
„Die Frage ist bloß, ob einem die Nationalität weiterhilft“, sagt er. Es gelte, „Investorentypen“ zu identifizieren – etwa diejenigen, die zu spekulativen Zwecken ihr Geld investieren oder besonders skrupellos bei der sogenannten Entmietung von Gebäuden vorgehen, also etwa versuchen, Altmieter loszuwerden. „Das kann man typischerweise nicht an der Nationalität festmachen.“
Zudem stelle sich die Frage nach der rechtlichen Umsetzung: Auch wenn Müller vermutlich eher „die großen Konzerne und Heuschrecken“ im Sinn habe als einen einzelnen Immobilienkäufer aus einem anderen EU-Land, widersprächen die Überlegungen dem europäischen Gedanken der Freizügigkeit.
Auch die Immobilienwirtschaft sieht die Überlegungen kritisch. Der Vorschlag Müllers würde die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Berliner Wohnungsmarktes auf Dauer beschädigen, sagt etwa Klaus Peter Hesse, Geschäftsführer des Zentralen Immobilien Ausschusses ZIA, Spitzenverband der Immobilienwirtschaft.
„Die Bundeshauptstadt ist als Weltmetropole international geprägt und mittlerweile auch stark nachgefragt“, erklärt er. Es gebe „keinen Grund, ganze Käufergruppen zu diskriminieren“. Vielmehr solle sich das Land dafür einsetzen, „endlich Wohnungsbau zu unterstützen und bestehende Gesetze anzuwenden“, sagt Hesse. „Schwarze Schafe finden sich jedenfalls nicht nur im Ausland.“ (afp)
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