Real verbannt Plastikbeutel für Obst und Gemüse

Die Verbrauchermarktkette will so rund 70 Millionen Plastikbeutel einsparen. Der Einzelhändler übernimmt damit eine Vorreiterrolle. Doch ob das der Umwelt wirklich hilft, ist umstritten.
Titelbild
Ersetzt werden sollen die dünnen Plastikbeutel - im Fachjargon Hemdchen- oder Knotenbeutel genannt - bei Real durch kostenlose Tüten aus recyceltem Papier sowie durch waschbare Mehrwegnetze, die der Kunde allerdings kaufen muss.Foto: real GmbH/dpa/dpa
Epoch Times25. Februar 2019

Die Verbrauchermarktkette Real will bis Ende 2020 die Plastikbeutel in der Obst- und Gemüseabteilung abschaffen.

‚Damit wolle das Unternehmen rund 70 Millionen Plastikbeutel einsparen, berichtete die Handelskette am Montag. Andere große Handelsketten zögern mit diesem Schritt. Tatsächlich sehen auch Umweltschützer die Pläne von Real nicht nur positiv.

„Nachhaltigkeit spielt für unsere Kunden im Lebensmitteleinzelhandel eine immer größere Rolle“, begründete Real Chef Patrick Müller-Sarmiento den Schritt der zum Metro-Konzern gehörenden Handelskette.

„Die Menschen wollen heute nicht mehr nur Gutes essen, sie wollen das auch mit gutem Gewissen tun.“ Real will durch den Schritt mehr als 140 Tonnen Kunststoffe einsparen. Gemessen am Gesamtverbrauch wäre die Einsparung von 70 Millionen Plastikbeuteln allerdings eher gering. Denn jährlich werden davon bundesweit nach Angaben des Bundesumweltamtes mehr als drei Milliarden verbraucht.

Ersetzt werden sollen die dünnen Plastikbeutel – im Fachjargon Hemdchen- oder Knotenbeutel genannt – bei Real durch kostenlose Tüten aus recyceltem Papier, wie man sie vor allem vom Wochenmarkt kennt. Außerdem will das Unternehmen waschbare Mehrwegnetze anbieten, die der Kunde allerdings kaufen muss.

Papiertüten mit schlechterer Ökobilanz

Der Schritt von Real ist allerdings nicht unumstritten. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) etwa sieht den Schritt von Real durchaus mit gemischten Gefühlen. Der BUND-Experte für technischen Umweltschutz Rolf Buschmann betonte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, zwar seien Papierbeutel, wenn sie in die Umwelt gelangten, deutlich leichter abbaubar als Plastikbeutel. Doch insgesamt sei ihre Ökobilanz, wenn sie nur einmal benutzt würden, schlechter als die der Plastikbeutel. Für die Herstellung der Papiertüten werde mehr Energie und mehr Wasser verbraucht, als für die Produkte aus Plastik.

Andere große deutsche Händler schrecken bislang den auch vor einem solchen Schritt zurück. „Plastik einfach durch Papier zu ersetzen, ist nicht unbedingt die ökologisch sinnvollste Lösung. Denn auch der Einsatz von Papier erfordert Ressourcen“, betonte ein Edeka-Sprecher. Deutschlands größer Lebensmittelhändler bietet den Kunden deshalb Mehrwegnetze als Alternative zum Knotenbeutel an und versucht sie zu sensibilisieren, häufiger einmal ganz auf einen Beutel zu verzichten. „Wir haben innerhalb der letzten drei Jahren bereits rund 95 Millionen Plastikbeutel eingespart“, bilanzierte der Edeka-Sprecher.

Mehrweg-Frischnetze werden untersucht

Auch Rewe versucht die Kunden vom Vorteil wiederverwendbarer Mehrweg-Frischenetze zu überzeugen und bietet sie ab Ende April auch in seiner Discountkette Penny an. Aldi Süd testet in eine Reihe von Filialen Papiertüten und waschbare Mehrwegnetze als Alternative zu den Knotenbeuteln. Die Besonderheit: Der Discounter verkauft die Mehrwegnetze nicht nur, er untersucht auch, ob es Sinn macht, sie nur für den Weg von der Obstabteilung bis zur Kasse einzusetzen.

Auch Aldi Nord betonte auf Anfrage: „Wir sind uns dessen bewusst, dass der Knotenbeutel langfristig durch nachhaltigere Alternativen ergänzt werden sollte.“ Und eine Lidl-Sprecherin erklärte, der Billiganbieter arbeite „an Alternativen zu den dünnwandigen Knotenbeuteln“.

Der BUND-Experte Buschmann plädierte unterdessen dafür, möglichst ganz auf die zusätzliche Verpackung zu verzichten. „Die Sinnfrage bei den Plastikbeuteln und Papiertüten muss grundsätzlich gestellt werden“, verlangte er. (dpa)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion