Russland: Bei Gas und Öl rollt der Rubel

Eigentlich sollten die westlichen Sanktionen Russlands Wirtschaft nach Beginn des Angriffskriegs hart treffen. Doch zumindest beim Verkauf von Öl und Gas berichtet Moskau von glänzenden Geschäften.
Titelbild
Ein Öltank in der Raffinerie (PCK) in Schwedt.Foto: Hannibal Hanschke/Getty Images
Epoch Times17. Januar 2023

Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Gas und Öl sind nach Moskauer Regierungsangaben trotz westlicher Sanktionen im vergangenen Jahr um knapp ein Drittel gestiegen. Die entsprechenden Haushaltseinnahmen seien im Jahr 2022 um 28 Prozent beziehungsweise um 2,5 Billionen Rubel (Ende des Jahres 2022 etwa 31,6 Milliarden Euro) im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, sagte Russlands Vize-Regierungschef Alexander Nowak am Montag der Agentur Interfax.

Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wird bereits seit Monaten kein Gas mehr durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Europa gepumpt. Die Leitung Nord Stream 2 wurde nie in Betrieb genommen. Vor diesem Hintergrund sei zwar der Export von herkömmlichem Erdgas gesunken, erklärte Nowak. Dafür sei aber der Export von Flüssigerdgas um acht Prozent auf 46 Milliarden Kubikmeter gestiegen. Die Ausfuhr von Erdöl habe um sieben Prozent zugenommen.

Steigern konnte Russland seine Gasexporte nach China. Der Gazprom-Konzern habe seine Lieferungen über die sibirische Pipeline „Power of Siberia“ um fast 50 Prozent erhöht, berichtete der Vize-Regierungschef in einer Kabinettssitzung. Die Liefermenge betrug 2022 15,5 Milliarden Kubikmeter.

Per Dekret den Öl-Verkauf an bestimmte Länder verboten

Ein Hauptinstrument allerdings – der von der EU Anfang Dezember eingeführte Ölpreisdeckel – könnte seine Auswirkungen erst in diesem Jahr richtig zeigen. Die Regelung soll Russland dazu zwingen, Erdöl für höchstens 60 Dollar pro Barrel (159 Liter) an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen.

Als Reaktion darauf hat Kremlchef Wladimir Putin per Dekret den Verkauf von Öl an Länder verboten, die einen Preisdeckel für den Rohstoff beschlossen haben. Das Verbot tritt am 1. Februar 2023 in Kraft.

Das russische Finanzministerium hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass es schon im Januar mit verlorenen Öl- und Gaseinnahmen in Höhe von 54,5 Milliarden Rubel (rund 737 Millionen Euro) rechne.

Ersatz für Energie aus Russland

Die Stellung als größter Gaslieferant Deutschlands hat Russland mittlerweile an Norwegen verloren. Aus dem skandinavischen Land, das über umfangreiche Öl- und Gasreserven in der Nordsee und im Nordmeer verfügt, stammten im Jahr 2022 33 Prozent des deutschen Gases.

Auf der Suche nach Ersatz für russisches Rohöl aus der Druschba-Pipeline, das fast 60 Jahre lang in der brandenburgischen Raffinerie Schwedt verarbeitet wurde, ist das Bundeswirtschaftsministerium offensichtlich fündig geworden.

Die Großraffinerie soll nach Angaben des „Merkur“ künftig mit Öl aus der früheren Sowjetrepublik Kasachstan beliefert werden. Die Vertragsverhandlungen mit dem zentralasiatischen Land seien laut Ministerium „auf einem sehr guten Weg“. Man gehe davon aus, dass „es zu einem Abschluss kommen wird“.

Unterdessen behauptete Nikolai Tokarjew, Chef des staatlichen Pipelinekonzerns Transneft laut „Glomex“ im russischen Fernsehen, dass Deutschland und Polen trotz Embargos auch für 2023 Erdöl in Russland bestellt hätten. Aus Berlin oder Warschau gibt es dazu bislang keine Reaktion. (dpa/mk)



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