Ukraine-Krise: Bei Handelskriegen verlieren Alle!

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Ted Fox füttert Vieh auf seinem Hof am 9. August 2014 in der Nähe von Osage, Iowa. Als Vergeltung für die Sanktionen kündigte Russland ein Verbot von Nahrungsmittelimporten aus den Vereinigten Staaten und anderen Ländern anFoto: Scott Olson/Getty Images
Von 18. August 2014

Vor genau 100 Jahren brach ein Konflikt in Europa aus, der dann Weltkrieg genannt wurde und auch einer war. Und während die politische und militärische Eskalation in den Krieg faszinierend zu betrachten ist, war es doch der Handel, der als Erster zu einem Ende kam.

Die Handelskriege, die sich in den Ersten Weltkrieg verwandelten, sollte man mit den jetzigen Sanktionen gegen Russland und seinen Gegensanktionen in Zusammenhang bringen und den Westen daran erinnern, dass dabei jeder verliert.

Der Bericht  der Welthandelsorganisation (WTO) über den Welthandel von 2007 liest sich – kurz und bündig zusammengefasst – wie das Szenarium der Handelskonflikte vor dem Ersten Weltkrieg.

„Starke Feindseligkeit herrschte in Frankreich gegenüber Deutschland durch den Verlust von Territorium (Elsass, Lothringen) nach dem Krieg von 1870/71 [Der Leser kann diesen Teil durch das ukrainische Territorium ersetzen]. In den zwei Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg brachen eine Reihe von Zollkriegen aus, die in der Regel durch die Einrichtung eines neuen, protektionistischen Zolls provoziert wurden, oder im Zuge der Neuverhandlung der bilateralen Verträge. Nach Ablauf eines Vertrags wurden Tarife oft zeitweise als Mittel zur Verbesserung der Verhandlungsposition angehoben. „Klingt das vertraut?“

Die meisten der westlichen Medien versuchen uns glauben zu machen, dass Russland sich auf der Verliererseite dieses Handelskriegs befindet. „Die Sanktionen der USA sind nicht bloße ‚Kleinigkeiten‘ für die russische Ölindustrie“, schreibt Guy Chazan in der Financial Times. Und er hat Recht. Russland hängt von westlicher Technologie für die Ölexploration ab und seine riesigen staatlichen Energieunternehmen müssen Zugang zu den westlichen Kapitalmärkten behalten.

Der Westen verliert auch

Aber westliche Unternehmen verdienen entweder Geld mit dem Verkauf von Ausrüstung nach Russland, oder, wie ExxonMobil, sind erpicht darauf, relativ billige Öl-Vorkommen in der Arktis oder in Sibirien zu erforschen.

Wenn sie es nicht können, dann müssen sie nach teurerem Öl an anderer Stelle suchen. Russland wird ebenfalls behindert bei der Versorgung mit billigem Öl, das treibt die Preise auf dem Weltmarkt nach oben, bei allen anderen Dingen ebenso. Die Verlierer sind die Unternehmen auf beiden Seiten und die Konsumenten weltweit. Die Regierungen verlieren auch  die Steuereinnahmen.

Ohne die geplanten Einnahmen für neue Ausrüstung, werden Dienstleistungs-Unternehmen für Öl, wie die niederländische Fugro und Amerikas Schlumberger, ihre grenzwertigen Forschungsprojekte verschrotten. Als Ergebnis wird die Innovation langfristig leiden.

Lebensmittel

Benjamin Triebe und Joachim Jahn von der deutschen „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ weisen darauf  hin, dass Russland – wegen der Gegensanktionen – Lebensmittelimporte aus dem Westen im Wert von 43 Milliarden US-Dollar verlieren wird.
Ihre Analyse ist richtig, zu sagen, dass Russland eine harte Zeit bevorsteht, den Austausch dieser Waren gegen Lieferungen aus der Türkei und Südamerika zu bekommen, und dass die Russen entweder nicht die gleiche Auswahl haben werden und / oder höhere Preise zahlen müssen.

Russland kann und wird interne Produktionen schnell hochfahren, aber es wird nur in der Lage sein, das zu einem höheren Preis zu tun und wahrscheinlich mit schlechterer Qualität. So oder so, wird der russische Verbraucher die Zeche zahlen.

Sie versäumen jedoch zu erwähnen, dass vor allem europäischen Unternehmen eine harte Zeit bevorsteht bei der Suche nach Käufern für die exakt gleiche Menge Lebensmittel für 43 Milliarden US-Dollar. Einige kleinere Unternehmen in Polen oder Estland könnten sogar deshalb in Konkurs gehen. Wenn diese Sanktionen aufrechterhalten werden, könnte diese ganze Übung auch zu einer Abnahme der Lieferungen an den Westen führen, da die Unternehmen ihre Kostenstruktur an eine niedrigere Umsatzbasis anpassen. Arbeitsplätze gehen verloren und Investitionen werden beschnitten. Auch dabei gibt es nur Verlierer auf beiden Seiten der neuen Eisernen Vorhangs.

Zyniker könnten sagen, dass Europa nur die unerwünschten Produkte dessen berüchtigten Milchseen und Tomaten-Bergen hinzufügt, die durch die verschwenderische gemeinsame Agrarpolitik entstanden sind, aber die Steuerzahler werden sich kaum über eine Erhöhung des EU-Haushalts freuen.

Spieler am Werk

Dann gibt es noch Japan und Südkorea. Die beiden asiatischen Länder haben nie wirklich Handelssanktionen durchgesetzt wegen ihres exportabhängigen Wirtschaftsmodells. Interessanterweise ist Japan nicht Teil von Russlands Gegensanktionen – nicht etwa, dass es viel Nahrung exportiert.
Japan wurde sogar berüchtigt durch den Verkauf von sensibler U-Boot-Technologie an die Sowjets in den 1980er Jahren. Länder, die Sanktionen unterminieren, werden tatsächlich die einzigen Gewinner in diesem Handelskrieg sein, und es bleibt abzuwarten, wie lange Deutschland, das mit Japan in vielen kapitalintensiven Branchen tätig ist, dieses Spiel mitmachen wird.

Also so viel ist klar, dass Putin ein gefährlicher Bursche ist, was sorgfältig beachtet werden muss, der Westen sollte sich nicht täuschen lassen und denken, er hätte die Oberhand, wenn es um Wirtschaftssanktionen geht.

Original-Artikel: In Trade Wars Everybody Loses



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