„Schiff im Sturm“: Tesla verfehlt Erwartungen

Tesla wuchs in den vergangenen Jahren so schnell wie es sich etablierte Autokonzerne nicht einmal zu erträumen wagten. Doch die unsichere Konjunktur und hohe Zinsen sorgen für viel Gegenwind.
Ein Mitarbeiter vom Tesla-Werk Berlin Brandenburg arbeitet an einer Fertigungslinie für Elektrofahrzeuge vom Typ Model Y.
Ein Mitarbeiter vom Tesla-Werk Berlin Brandenburg arbeitet an einer Fertigungslinie für Elektrofahrzeuge vom Typ Model Y.Foto: Patrick Pleul/dpa
Epoch Times19. Oktober 2023

Tesla stößt nach langer Rekordfahrt auf Hindernisse. Der von Tech-Milliardär Elon Musk geführte Elektroauto-Hersteller verfehlte mit Zahlen für das vergangene Quartal die Markterwartungen. Musk zeigte sich danach besorgt über das hohe Zinsniveau, das Menschen vom Autokauf abhalte. Tesla hält mit Preissenkungen dagegen, die wiederum die Profitabilität drücken. Deshalb versucht die Firma, „gnadenlos“ ihre Kosten zu senken, wie es Chefingenieur Lars Moravy ausdrückte.

Immerhin bekräftigte Tesla das Auslieferungsziel von rund 1,8 Millionen Fahrzeugen in diesem Jahr. Zudem kündigte Musk die erste Auslieferung des um rund zwei Jahre verzögerten Elektro-Pickups Cybertruck für Ende November an. Voraussichtlich 2025 könne Tesla bis zu 250.000 der Wagen pro Jahr bauen, die dem Elektro-Autobauer die vor allem in den USA extrem populäre Fahrzeug-Kategorie erschließen sollen.

„Mit dem Cybertruck unser eigenes Grab gegraben“

Ob die Verbraucher beim Tesla-Pickup mit futuristischer Form mitgehen, bleibt allerdings offen. Zuletzt verkauften Platzhirsche wie Ford und General Motors erfolgreich klassisch aussehende große Pickups mit Verbrennermotoren und zum Teil auch Hybrid-Antrieben.

Musk beklagte, dass der Produktionsanlauf für den Cybertruck lange dauere, weil das Fahrzeug so ungewöhnlich sei und man erst herausfinden müsse, wie man es baut. „Wir haben uns mit dem Cybertruck unser eigenes Grab gegraben“, scherzte er in einer Telefonkonferenz für Analysten.

Musk wich dabei vielen konkreten Fragen aus. So wurde er gefragt, ob Tesla auch die Haftung übernehmen würde, wenn das Fahrzeug von der fortgeschrittenen Version des Assistenzsystems „Autopilot“ gesteuert wird. Mercedes macht das bei seinem Level-3-Assistenzsystem, das bei niedriger Geschwindigkeit auf Autobahnen die Kontrolle übernimmt.

Musk beschränkte sich jedoch darauf, die Mercedes-Technik als nicht besonders nützlich zu bezeichnen, weil Tesla viel größere Ambitionen habe. Während Musk immer wieder vom autonomen Fahren spricht, bleibt der „Autopilot“ nur ein Assistenzsystem, bei dem der Menschen am Steuer immer die Verantwortung trägt und jederzeit bereit sein muss, einzugreifen.

Musk mit dem Tempo zufrieden

Ähnlich wich Musk auch Nachfragen danach aus, wann Teslas humanoider Roboter in den Fabriken der Firma arbeiten könnte und wie die Entwicklung des von ihm in Aussicht gestellten fahrerlosen Robotaxis vorankommen. Er sei sehr mit dem Tempo zufrieden, ließ Musk wissen.

Auf die Frage nach den Ausbauplänen für die Werke in Grünheide bei Berlin und Austin in Texas sagte er, die aktuelle Priorität sei, die Produktion der bestehenden Fertigungslinien zu maximieren.

Die schwierige Konjunktur verglich Musk mit einem Sturm. Tesla sei ein robustes Schiff. „Wir gehen nicht unter, aber selbst ein großartiges Schiff hat in einem Sturm zu kämpfen.“ Die Aktie, die vor der Telefonkonferenz noch im Plus lag, beendete den nachbörslichen Handel mit einem Kursverlust von über vier Prozent.

Im vergangenen Quartal steigerte Tesla zwar den Umsatz im Jahresvergleich um neun Prozent auf 23,35 Milliarden Dollar (rund 22,15 Mrd Euro). Doch Analysten hatten im Schnitt mit gut 24 Milliarden Dollar gerechnet. Der Gewinn sank um 44 Prozent auf 1,85 Milliarden Dollar. Die Auslieferungen sanken im vergangenen Quartal unter anderem wegen geplanter Auszeiten zur Modernisierung von Fabriken. Doch diese Stilllegungen waren von den Analysten bereits eingerechnet worden. (dpa)



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