Silber, Platin, Iridium – Energiewende verteuert Edelmetalle
Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien werden die Nachfrage nach Edelmetallen und in der Regel auch deren Preise nach Einschätzung der Branche steigen. Denn die Industrie brauche zum Beispiel Silber für die Herstellung von Solaranlagen, für Sensoren in Windturbinen und für die Elektromobilität, sagte York Tetzlaff, Geschäftsführer der Fachvereinigung Edelmetalle in Pforzheim.
Die Edelmetalle Platin und Iridium werden etwa bei der Produktion von Wasserstoff benötigt. Auch bei der Entwicklung von Katalysatoren für Wasserstoffautos würden diese verwendet, erklärte Tetzlaff. „Edelmetalle sind insgesamt Schlüsselprodukte für Innovationen und die Energiewende. Das gilt besonders für Silber und die sogenannten Platingruppenmetalle.“ Dazu zählen Platin, Palladium und Iridium.
Das liege daran, dass Edelmetalle korrosionsbeständig, elektrisch besonders leitfähig und widerstandsfähig gegen Säuren und Laugen sind. Silberpaste etwa wird laut der Fachvereinigung in 90 Prozent aller Photovoltaikzellen aus Silizium eingesetzt. Das seien die am häufigsten verwendeten Solarzellen. „Sonnenlicht, das auf diese Siliziumzellen trifft, erzeugt Elektronen, die vom Silberleiter gesammelt und zu elektrischem Strom gebündelt werden“, erläuterten die Experten dazu. Darüber hinaus wird Silber den Angaben zufolge in Katalysatoren und bei elektrischen Kontakten eingesetzt.
Das Silver Institute, ein amerikanischer Industrieverband, hat schon 2018 eine Prognose veröffentlicht, wonach bis zum Jahr 2030 rund 45.000 Tonnen beziehungsweise 1,5 Milliarden Unzen Silber benötigt werden, um die erneuerbaren Energien voranzutreiben.
„Die anhaltende Revolution bei umweltfreundlichen Technologien, angetrieben durch das exponentielle Wachstum von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben und anhaltenden Investitionen in Solar-Energie, dürfte die weltweite Industrienachfrage nach Silber in den nächsten zehn Jahren und darüber hinaus weiter ankurbeln“, heißt es in der Expertise.
„Wie sich Preise entwickeln, ist ein Blick in die Glaskugel“
Anders als der Goldpreis kommt es beim Silberpreis insbesondere auf die industrielle Entwicklung an, wie Tetzlaff sagte. Die Nachfrage in der Industrie sei deutlich höher als jene aus der Schmuck- und Uhrenbranche. „Wie sich Preise entwickeln, ist aber immer ein Blick in die Glaskugel.“ Das sei von vielen Faktoren abhängig und lasse sich seriös nicht vorhersagen.
Bei Platin gebe es einen Angebotsüberschuss, der wegen der Nachfrage für die Wasserstoffproduktion schrumpfen dürfte, ergänzte Tetzlaff. Hinzu kämen Austauscheffekte: Etwa im Automotive-Bereich werde Platin statt Palladium genutzt. Denn letzteres sei rund 50 Prozent teurer als Platin, obwohl der Preis zuletzt deutlich nachgegeben habe.
Platin und Palladium für Herstellung von Wasserstoff benötigt
„Platin spielt insbesondere für Brennstoffzellen und die Wasserstoffelektrolyse – und damit für mögliche Schlüsseltechnologien der Energiewende wie Langzeitspeicher und Power-to-Gas – eine wichtige Rolle“, erläutert die Initiative „Energiesysteme der Zukunft“ (Esys) der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften auf ihrer Website.
Palladium wiederum werde in der Energiewende vor allem für Kondensatoren, Leiterplatten und ebenfalls für die Wasserstoffelektrolyse benötigt. „Power-to-Gas-Anlagen kommen ohne Palladium also nicht aus.“
Beide Metalle werden laut Esys als potenziell kritisch eingestuft, haben also eine hohe wirtschaftliche Bedeutung, sind schwer zu ersetzen und stammen aus eher unzuverlässigen Lieferländern. So ist Russland beispielsweise das größte Lieferland für Palladium.
Mehr als 40 Prozent des Primärangebots stammten von dort, erläuterte Tetzlaff. „Aufgrund der Bedeutung für die europäische Industrie gibt es bislang auch keine Sanktionen.“
Anders als etwa beim Gold. Hier hat die EU wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine unter anderem ein Einfuhrverbot für russisches Gold verhängt. Allerdings hatte der Markt durch den Ausschluss russischer Scheideanstalten vom Londoner Handel Anfang März 2022 zuvor schon selbst reagiert, so der Experte.
Iridium: Ein kritischer Rohstoff für die Wasserstoffproduktion
Die Deutsche Rohstoffagentur Dera sieht mit Blick auf die Produktion von Wasserstoff bei Iridium die größten Versorgungsrisiken. Das Edelmetall werde als Beiprodukt der Palladium- und Platinproduktion mitgewonnen, vor allem in Südafrika und Russland, heißt es in einem Themenheft.
Die Jahresförderung von Iridium liege im einstelligen Tonnenbereich, eine deutliche Erhöhung sei unwahrscheinlich. In der Vergangenheit hätten Preisexplosionen etwa nach Produktionsausfällen die Unsicherheit über die Versorgungslage gezeigt.
Die Initiative Esys warnt, dass immer weniger Akteure immer größere Rohstoffmengen kontrollierten. „Einzelne Länder und Unternehmen können ihre Marktmacht ausnutzen und den Zugang zu wichtigen Rohstoffen erschweren.“
Deutschland brauche eine langfristig angelegte Rohstoffpolitik, um offene und transparente Märkte sowie hohe Umwelt- und Sozialstandards zu fördern. „Mehr Recycling, Bergbau in Europa und der Tiefsee sowie strategische Investitionen in Rohstoffprojekte können die Versorgungssicherheit verbessern“, so die Fachleute. Denn werden Metalle zu teuer, seien Investitionen in klimafreundlichere Technologien weniger wirtschaftlich. (dpa/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion