Studie: Energiekrise schadet Wirtschaft stärker als Corona und Finanzkrise
Die Wirkungen der Energiekrise auf die deutsche Wirtschaft waren gravierender als jene der Corona-Pandemie und der Finanzkrise von 2008. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des in Berlin ansässigen Forum for a new Economy.
Das Papier warnt in diesem Kontext davor, die – ohnehin durchwachsene – Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als alleinigen Bewertungsmaßstab zu betrachten. Die Auswirkungen der Energiekrise hätten sich nicht zuletzt auch in Form gravierender Reallohnverluste bemerkbar gemacht.
Energiekrise trifft vor allem Reallöhne härter als vorangegangene Krisen
Die Autoren der Studie hatten die einjährigen Verluste bei Produktion und Löhnen während der Energiekrise verglichen mit einem Szenario ohne diese. Der Berechnung habe man die hypothetischen BIP-Daten und Löhne von vor der Krise zugrunde gelegt. Diese habe man den Prognosen jener fünf wirtschaftswissenschaftlichen Institute entnommen, die auch die Konjunkturanalyse für die deutsche Regierung durchführen.
Den Ergebnissen der Berechnungen zufolge habe der Verlust im Bereich der Produktion während der Finanzkrise 2008 bei 5,8 Prozent gelegen. Die Reallöhne seien im Zusammenhang mit der Krise um 0,4 Prozent gefallen. Die Corona-Krise habe es ein Minus von 2,5 Prozent bei der Produktion und von 0,8 Prozent bei den Reallöhnen gegeben. Stützende Maßnahmen der Regierung hätten dazu beigetragen, die Folgen in Grenzen zu halten.
Gasknappheit könnte sich noch gravierender auf Produktion auswirken
Nach dem Ende der Corona-Krise waren Beobachter davon ausgegangen, dass sich die Wirtschaft auf dynamische Weise wieder erholen würde. Stattdessen habe der Ukraine-Krieg ein neues Szenario in Form der Energiekrise geschaffen. Die dadurch bedingten Produktionsverluste hätten sich im Jahr 2022 auf 4,3 Prozent belaufen. Mit einem Minus von 3,4 Prozent seien die Reallohnverluste jedoch deutlich höher gewesen als während der Vergleichskrisen – auch infolge der Inflation.
Unterschiedlichen Worst-Case-Berechnungen zufolge könnte eine Gasknappheit noch schwerwiegendere Folgen herbeiführen, heißt es weiter. Dabei verweist man auf Berechnungen der Bundesbank, des Analysedienstes Gemeinschaftsdiagnose (GD) und des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Diesen zufolge wären im Fall von Gasrationierungen Produktionsverluste von bis zu 12 Prozent zu befürchten.
Resilientes System als Strategie gegen eine neuerliche Energiekrise
Das Forum for a new Economy empfiehlt umfassende Investitionen in die Schaffung eines resilienten Energiesystems für Deutschland. Dieses solle auf erneuerbaren Energien und Wasserstoff beruhen. Auf diese Weise ließen sich die wirtschaftlichen und sozialen Kosten großer Energieversorgungsstörungen in Grenzen halten.
Dabei sei dem Umstand Rechnung zu tragen, dass die Produktion erneuerbarer Energien nicht immer ausreiche, um eine vollständige Versorgung sicherzustellen. Bei Wind- und Solarenergie sei aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen für mehrere Wochen oder Monate mit außerordentlich niedriger Produktion zu rechnen.
Für Deutschland bedeutet dies, dass der Aufbau ausreichender Reservekapazitäten durch wasserstofftaugliche Gaskraftwerke zu gewährleisten sei. Zweitens müsse man eine ausreichende Kapazität für die Stromerzeugung „in normalen Zeiten“ mit variablen erneuerbaren Energiequellen bereitstellen.
Langfristiges Preisrisiko für Erzeuger erneuerbarer Energien absichern
Eine öffentliche Absicherung des langfristigen Preisrisikos für die Erzeuger erneuerbarer Energien könne die notwendigen Investitionen in Wind- und Solarenergie ankurbeln. Um einen effizienten Einsatz der öffentlichen Finanzen zu gewährleisten, könnten entsprechende Versicherungsverträge einen sinnvollen Ansatz darstellen.
Das Forum for a new Economy ist eine Initiative, die seit 2019 die Unterstützung der Canopus Stiftung genießt. Seine Trägerinstitution ist die European Climate Foundation (ECF), sein Initiator und Geschäftsführer ist dessen Chefökonom Thomas Fricke.
Die Canopus Stiftung hatte 1997 der Ökonom und frühere Beigeordnete Bürgermeister von Freiburg, Peter W. Heller, gegründet. Ihr Ziel definiert sie als „Armutsbekämpfung durch ländliche Elektrifizierung, Bildung und Wissenschaft für eine nachhaltige Ökonomie“.
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