Fast 200 US-Banken wie Silicon Valley Bank von Pleite bedroht
Einer kürzlich veröffentlichten Studie vom 13. März zufolge könnte es rund 200 US-Banken ähnlich ergehen wie der Anfang des Monats kollabierten Silicon Valley Bank (SVB). Die Studie ging der Frage nach, wie sich der jüngste Zinsanstieg der Federal Reserve Bank auf die amerikanische Bankenlandschaft auswirken könnte und welche Auswirkungen das auf die Finanzstabilität des Landes hätte.
Forscher des „Social Science Research Network“ in den USA fanden heraus, dass sich insgesamt 186 US-Banken in einer ähnlichen Situation befinden wie die SVB vor ihrem Kollaps. Sobald die Hälfte ihrer unversicherten Einleger ihre Gelder aus der Bank abziehen würden, würden diese Banken pleitegehen, heißt es in der Zusammenfassung der Studie.
Das Charakteristische für die SVB und diese gefährdeten Banken sei, dass sie über einen beträchtlichen Anteil an unversicherten Einlagen verfügten. Die Verluste der SVB nach der Zinserhöhung der Federal Reserve (Fed) hatte bei den unversicherten Einlegern Sorge um die Liquidität der Bank hervorgerufen, sodass diese ihre Geldmittel aus der Bank abgezogen hatten.
Auch versicherte Anleger gefährdet
Angesichts dieser Erkenntnisse berechneten die Forscher die Wahrscheinlichkeit eines ähnlichen Szenarios für andere US-Banken. Das Ergebnis: „Wenn nur die Hälfte der nicht versicherten Einleger der rund 190 Banken beschließt, ihre Einlagen abzuziehen, besteht ein Risiko, dass auch versicherte Einleger geschädigt werden.“
„Auch die versicherten Einleger der Banken könnten Probleme bekommen, ihr Geld abzuheben, wenn diese Finanzinstitute von einem Bank-Run betroffen sind“, so die Autoren der Studie (PDF) weiter. Auf dem Spiel stehen insgesamt versicherte Einlagen in Höhe von 300 Milliarden US-Dollar.
Nach US-amerikanischem Gesetz sind Einlagen von bis zu 250.000 Dollar durch den US-Einlagensicherungsfonds FDIC (Federal Deposit Insurance Corp.) versichert. Allerdings hatte die Behörde nach dem Zusammenbruch der SVB in diesem Monat angekündigt, auch höhere Beträge zu versichern, um einen Banken-Run zu verhindern.
Die Forscher wiesen darauf hin, dass diese 186 Banken einen großen Teil ihrer Vermögenswerte in Staatsanleihen und hypothekarisch gesicherten Wertpapieren halten. Diese würden in hohem Maße auf die Zinserhöhung der Fed reagieren.
Bankensystem deutlich anfälliger nach Zinserhöhung
Weiter kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die Zinserhöhung der Fed nicht nur den Banken ziemlich zusetzt, sondern auch das US-Finanzsystem negativ beeinflusst. „Gesamt gesehen deuten diese Berechnungen darauf hin, dass der jüngste Rückgang an Vermögenswerten der Banken das Risiko für einen Banken-Run von versicherten Einlegern erhöhen und das US-Bankensystem dadurch anfälliger machen.“
„Unsere Berechnungen deuten darauf hin, dass bei diesen [186] Banken mit Sicherheit ein potenzielles Risiko eines Ansturms besteht, wenn keine anderen staatlichen Maßnahmen oder eine Rekapitalisierung erfolgen“, so die Autoren der Studie weiter.
Zudem haben die Forscher die Geschäftszahlen der US-Banken ausgewertet und eine Diskrepanz von schätzungsweise zwei Billionen Dollar an ihrem Gesamtmarktwert festgestellt. Darüber hinaus zeigte sich, dass neun Billionen US-Dollar ihrer Einlagen auf nicht versicherte Einleger entfiel. Diese stellen eine wichtige Finanzierungsquelle für Geschäftsbanken dar, was wiederum jedoch auch „erhebliches Risiko“ für einen Bankansturm sei.
„Wenn die Zinssätze steigen, kann der Wert des Vermögens der Bank sinken, was wiederum zu einem Bankzusammenbruch führen kann“, schreiben sie. „Erstens kann eine Bank insolvent werden, wenn ihre Schulden größer sind als ihre Vermögenswerte. Dies trifft vor allem Banken, die ihre Einlagenzinsen erhöhen müssen, wenn die Zinsen steigen. Zweitens können nicht versicherte Einleger aus Angst vor möglichen Verlusten ihre Gelder abziehen und einen Ansturm auf die Bank auslösen.“
SVB-Rettungspaket gegen befürchteten Dominoeffekt
Neben der SVB ist mittlerweile auch die Signature Bank of New York pleite. Nachdem ein Dominoeffekt befürchtet wurde, erhielt die in Kalifornien ansässige First Republic Bank eine Finanzspritze in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar von anderen Banken. Das Rettungspaket wird von der Biden-Regierung unterstützt.
In einer gemeinsamen Erklärung gaben die Bank of America, Citigroup, JPMorgan Chase, Wells Fargo, Goldman Sachs, Morgan Stanley, BNY-Mellon, PNC Bank, State Street, Truist und U.S. Bank bekannt, dass sie der First Republic Bank das Geld zur Verfügung stellen würden. Diese Einlagen sind allerdings nicht versichert.
Nicht wenige Experten und Regierungsvertreter führen die Bankenkrise auf die raschen Zinserhöhungen der US-Notenbank zurück, mit der sie die Inflation eindämmen will. Neben den Aktien der First Republic sind auch andere Aktien in den letzten Tagen stark eingebrochen – darunter die der Schweizer Credit Suisse. Sie stürzten Anfang des Monats auf ein Rekordtief.
Die SVB Financial Group hat am 17. März bekannt gegeben, dass sie Insolvenzschutz beantragt hat und Käufer für ihre Vermögenswerte sucht. Das Unternehmen gab an, über eine Liquidität von etwa 2,2 Milliarden US-Dollar zu verfügen, nachdem es das letzte Jahr mit einem Kapital von über 200 Milliarden US-Dollar abgeschlossen hatte.
Bevor die FDIC eingriff, versuchten die SVB-Kunden an nur einem Tag, dem 9. März, 42 Milliarden US-Dollar abzuheben, da sie sich Sorgen um ihr Geld machten.
US-Finanzministerin Janet Yellen versicherte den Amerikanern bei einer Anhörung des Finanzausschusses des Senats am 17. März, dass ihre Ersparnisse und Einlagen trotz der aufkeimenden Finanzturbulenzen „sicher“ seien. Das Finanzministerium und andere Bundesbehörden seien bestrebt, das US-Bankensystem stabil zu halten, sagte sie.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Almost 200 US Banks Are at Risk of Silicon Valley Bank-Like Collapse: Study (deutsche Bearbeitung nh)
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