Studie: Lagerhelfer und Bürokräfte auf Jobmarkt begehrt

Welche Stellen sind derzeit in der Wirtschaft unbesetzt? Eine Studie hat Millionen von Stellenanzeigen analysiert und die Jahre seit 2019 verglichen. Kopf-an-Kopf liegen bundesweit zwei Bereiche.
Laut einer Auswertung sind Lagerhelfer derzeit besonders gefragt.
Laut einer Auswertung sind Lagerhelfer derzeit besonders gefragt.Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa
Epoch Times12. Oktober 2023

Der von der Corona-Pandemie befeuerte Boom im Online-Handel hat den Bedarf an Mitarbeitern in der Lagerlogistik verstärkt. Nach einer Auswertung von rund 45 Millionen online geschalteten Stellenanzeigen der Jahre 2019 bis 2023 sind Mitarbeiter in dieser Jobsparte gerade bei den Arbeitgebern besonders begehrt. In 162 von 401 Kreisen in Deutschland stehen diese Stellengesuche auf Platz 1 der Auswertung, die die Bertelsmann Stiftung heute in Gütersloh veröffentlicht. Die Studie lag der Nachrichtenagentur dpa vorab vor.

Vor allem in Ballungsräumen und den größeren Städten sind aber Büro- und Sekretariatsfachkräfte am häufigsten gefragt. Zwar liegen sie nur in 101 Kreisen ganz vorne in der Statistik. Bundesweit aber gab es im Jahr 2022 mit 254.499 die meisten Stellenanzeigen mit diesem Profil. Knapp dahinter liegen die Anzeigen für Helfer in der Logistik mit 253.487.

Minus bei den Fachkräften

Die drei Berufe mit den größten Verlusten zwischen 2019 und 2022 sind Facharbeiter in der Mechatronik (76 Plätze im Ranking verloren), Werkzeugtechniker (minus 54) und Bankkaufleute (minus 43).

„Bei vielen Fachkraftberufen haben sich die Arbeitgeber in den vergangenen Jahren eine gewisse Zurückhaltung auferlegt. Das scheint sich in 2023 wieder zu ändern“, sagt Herdin. Der Anteil an Fachkraftstellen sei von 2020 bis 2022 um mehr als vier Prozentpunkte auf etwa 37 Prozent gesunken. „Im ersten Halbjahr 2023 gibt es aber mit knapp 41 Prozent wieder einen größeren Anteil an Fachkraftstellen.“

Das größte Plus unter den gesuchten Arbeitnehmern kommt aus dem Gesundheitsbereich. Anzeigen für Psychiater und Psychotherapeuten sind im Ranking um 106 Plätze nach oben geklettert, gefolgt von Fachkräften der Papier- und Verpackungstechnik (plus 97), Kinderbetreuern und Erziehern (plus 62) sowie Fachärzten aus der Inneren Medizin (plus 59).

Regionale Unterschiede

Wobei sich ein differenzierter Blick auf die größeren Städte und Kreise lohnt. „Überrascht haben mich die regionalen Unterschiede. In Städten und Kreisen haben es 17 unterschiedliche Berufe auf Platz 1 geschafft“, sagt Studienautor und Stiftungsexperte Gunvald Herdin der dpa. „Darum braucht es auch regionalspezifische Maßnahmen“, sagt der Studienautor und Leiter des Jobmonitors. „Für die Weiterbildungsakteure ist das eine Herausforderung.“

„Man sieht sehr deutlich den Boom im Online-Handel. Weil wir alle online einkaufen, gibt es jetzt sowohl mehr Bedarf an Helfern als auch an Fachkräften im Bereich Logistik, Spedition und Verpackung. Da zeigen sich ganz neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, sagt der Autor.

Gesucht wird laut Studie auf allen Anforderungsniveaus. „Entgegen der häufigen Ansicht sterben die Helferberufe nicht aus. Stattdessen verändern sie sich im Zuge von Marktentwicklungen und der Digitalisierung kontinuierlich“, sagt Herden. So sind außerhalb der Lagerwirtschaft im ersten Halbjahr 2023 Helferinnen und Helfer vor allem im Reinigungsgewerbe (Platz 5), in der Gastronomie (Platz 15) und auf dem Gabelstapler (Platz 20) gefragt.

Auf den höheren Niveaus suchen die Arbeitgeber Meister, Techniker und Bachelor-Absolventen in der Unternehmensorganisation (Platz 4), der Buchhaltung (Platz 9) sowie in Werbung und Marketing (Platz 10). Mit Master-Abschluss werden Stellen im Vertrieb (Platz 7) und für der Softwareentwicklung (Platz 13) geschaltet.

Für die Studie haben die Autoren rund 45 Millionen Stellenanzeigen für 1210 Berufe aus den Jahren 2019 bis Juni 2023 ausgewertet. Dabei wurden Stellenanzeigen von Zeitarbeitsfirmen niedriger gewichtet. Grund: Das Ausschreibungsverhalten für offene Stellen in der Arbeitnehmerüberlassung entspricht nicht dem in der anderen Wirtschaft. (dpa/red)



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