Tesla verhandelt mit Türkei und Saudi-Arabien über neues Werk – Standorte günstiger als Grünheide

Die Türkei und Saudi-Arabien bemühen sich derzeit darum, zum Standort eines Tesla-Werks zu werden. Es muss am Ende auf keine Entscheidung hinauslaufen. Perspektivisch könnten beide zur Alternative für Grünheide werden.
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Tesla-Chef Elon Musk zusammen mit anderen Vorstandsvorsitzenden im Schloss von Versailles außerhalb von Paris am 15. Mai 2023.Foto: LUDOVIC MARIN/POOL/AFP via Getty Images
Von 20. September 2023


Tesla-Chef Elon Musk plant zurzeit die Eröffnung eines achten Tesla-Werks, um seine Produktionsziele zu erreichen. Dafür gibt es gleich zwei Bewerber aus der Nahost-Region. Wie das „Manager-Magazin“ berichtet, bemühen sich die Türkei und Saudi-Arabien um den Zuschlag. Derzeit produziert Tesla in sechs Werken – diese stehen in den USA, in China und im brandenburgischen Grünheide. Eine weitere Fertigungsstätte in Mexiko befindet sich in der Bauphase.

Erdoğan empfängt Musk im „Turkish House“ von New York

Dem Magazin zufolge haben sich in beiden Fällen höchste politische Würdenträger in den Verhandlungsprozess eingebracht. So hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan erst jüngst den Tesla-CEO persönlich zu einem Gespräch im „Turkish House“ in New York empfangen. Der Präsident sprach dabei auch eine Einladung zum „Teknofest“ nach Izmir aus. Dieses wird am 27. September beginnen.

Musk strebt in der Türkei eine Lizenz für das Angebot von Starlink-Satellitendiensten an. Der Tesla-Chef äußerte laut Nachrichtenagentur „Anadolu“, die Türkei sei „unter den wichtigsten Kandidaten“ bezüglich des Standorts.

Saudi-Arabien wirbt um Tesla mit Zugang zu Rohstoffen in Afrika

Wie das „Wall Street Journal“ (WSJ) schreibt, bemüht sich jedoch auch das Königreich Saudi-Arabien um das Tesla-Werk. Kronprinz Mohammed bin Salman soll Unterhändler zu Musk geschickt haben, die vor allem mit dem Zugang zu Rohstoffen in Afrika geworben haben sollen. Allerdings ist das Unterfangen heikel, weil der saudi-arabische Staatsfonds PIF Mehrheitseigentümer des Tesla-Konkurrenten Lucid ist.

Die Saudis hatten im Juni ein weitreichendes Abkommen mit der Demokratischen Republik Kongo geschlossen, das den Bezug wichtiger Rohstoffe absichern soll. Dabei geht es unter anderem um Kobalt, wo das afrikanische Land einen Weltmarktanteil von etwa 70 Prozent hat. Aber auch Kupfer gehört zu dessen zentralen Ausfuhrgütern.

Deutlich geringere Energiekosten in der Türkei und Saudi-Arabien

Musk will eigenen Angaben zufolge noch bis Ende 2023 den Standort für die nächste Fabrik bekannt geben. Im August war auch Indien in diesem Zusammenhang genannt worden. Sowohl die Türkei als auch Saudi-Arabien haben jedoch nicht nur Zugang zu afrikanischen Rohstoffen als Standortvorteile zu bieten. In beiden Ländern könnte Tesla auch mit günstigen Energiepreisen rechnen.

Bereits im März hatte die „Wirtschaftswoche“ berichtet, dass in dem von der saudischen Regierung unterstützten Solarkraftwerk Al Shuaiba PV IP künftig Strom für 1,04 US-Cent pro Kilowattstunde produziert wird. Die Anlage am Roten Meer, 75 Kilometer südwestlich von Mekka, hat bereits jetzt eine Kapazität von 600 Megawatt. Sie wird nach den Plänen der Regierung in nächster Zeit noch deutlich ausgebaut.

Auch der Groß-Solarpark „Sudair“ nahe Riad gehört zu den Vorzeigeprojekten in der Golfmonarchie. Dort liegt der Kilowattstundenpreis bei 1,24 Cent. Um 2010 hatte er noch mehr als 30 Cent betragen. Perspektivisch will Saudi-Arabien sieben Großprojekte dieser Art in den kommenden Jahren betriebsbereit machen. Sie sollen am Ende 4,1 Gigawatt an Strom aus erneuerbaren Quellen produzieren.

Die Türkei wiederum baut derzeit neben erneuerbaren Energien auch die Kernkraft in großem Maßstab aus. Dazu ist es gelungen, in den vergangenen Jahren mehrere Erdgasvorkommen auf eigenem Territorium zu entdecken und zu erschließen.

Tesla nicht auf Subventionen für Standort in Brandenburg angewiesen

Demgegenüber betragen die Energiepreise in Europa trotz einer tendenziellen Erholung immer noch ein Vielfaches davon – mit Deutschland weiterhin als einem der Spitzenreiter. Dies wirft unweigerlich die Frage auf, ob der Standort Grünheide vor diesem Hintergrund auf Dauer noch sicher sein wird. Gegenüber Ländern wie der Türkei oder Saudi-Arabien, aber auch gegenüber solchen wie Chile ist Europa auch bei erneuerbaren Energien nicht konkurrenzfähig.

Tesla hat unter anderem wegen hoher Subventionen, Steuererleichterungen und des Zugangs zum westpolnischen Arbeitsmarkt Brandenburg zum Standort für seine Gigafabrik gemacht. Bereits jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass Bund und Land Brandenburg nicht alle dem Konzern gegenüber gemachten Zusagen einhalten können.

Früher oder später könnte die Höhe der Energiekosten auch den Standort in Brandenburg infrage stellen. Der Ökonom Daniel Stelter hatte jüngst gewarnt, dass Subventionen nicht helfen würden, diesen Nachteil im internationalen Standortwettbewerb wettzumachen. Wer auch ohne die Subventionen auf dem Markt überlebensfähig sei, gehe dorthin, wo die Energiepreise von sich aus günstig seien.

Grünheide kann noch aufatmen – Musk will Produktionsstätten ausbauen

Im April 2021 hatte Tesla seine Endmontage im niederländischen Tilburg geschlossen. Das Werk war erst 2015 eröffnet worden. Ausschlaggebend waren auch hier Kostengründe. Ursprünglich hatte Tesla die Karosserien der Modelle Typ S und Typ X ohne Elektromotor und Batterie nach Europa verschifft.

Anschließend hatte man diese Bestandteile nachträglich hinzugefügt. Tesla sparte sich auf diese Weise die Kfz-Einfuhrsteuer und Transportkosten für ein „potenziell gefährliches Gut“. Die Kosten der nachträglichen Montage hatten aber offenbar die Ersparnis überstiegen.

Immerhin hat Tesla-CEO Elon Musk jedoch vor, die Zahl seiner Produktionsstätten auszubauen. Die Rede könnte von bis zu einem Dutzend sein. Diese wären nötig, um die selbst gesetzten Produktionsziele zu erreichen.



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