Tonnenweise Gold: Die Schweiz als Drehkreuz des internationalen Goldhandels

Die Schweiz importierte im März Rekordmengen an Gold. Auch beim Export verließen tonnenweise Gold die Schweiz. Das Land ist eines der wichtigsten Drehkreuze für den internationalen Goldhandel.
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Im März erreichten die Schweizer Goldimporte ein Rekordhoch.Foto: iStock
Von 30. April 2023

Die Schweiz ist einer der größten Handelsmärkte für das Edelmetall, vier der fünf größten Goldraffinerien der Welt sind dort zu Hause. Bis zu 70 Prozent der global geförderten Goldmenge werden in diesen Raffinerien eingeschmolzen und weiterverarbeitet. Damit steht die Schweiz im Mittelpunkt des internationalen Goldhandels.

Tonnenweise Gold aus der Schweiz

Auch im März hat Gold tonnenweise die Schweiz verlassen. Wie der unabhängige Gold-Informationsdienst „Goldreporter“  mitteilt, ging auch im letzten Monat sehr viel Geld von der Schweiz nach Fernost. So erhielt China allein 67 Tonnen Gold aus der Schweiz. Seit dem Jahresanfang beliefen sich die Schweizer Goldlieferungen nach China damit auf insgesamt 151 Tonnen. Weiter wurden im letzten Monat 17,5 Tonnen Gold nach Hongkong, 16,5 Tonnen nach Indien und 10,7 Tonnen in die Türkei exportiert. Außerdem erhielten die USA 16,7 Tonnen Gold aus der Schweiz.

Insgesamt summierten sich die eidgenössischen Goldexporte im März auf 147,73 Tonnen im Wert von 8,35 Milliarden Schweizer Franken (umgerechnet 8,52 Milliarden Euro). Damit sank der Wert gegenüber dem Vormonat um 17,5 Prozent. Das Goldportal beruft sich hier auf die Außenhandelsstatistik des Schweizer Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) für den März.

Dadurch, dass die Schweiz inzwischen zu einem „Gold-Drehkreuz“ geworden ist und einen hohen Anteil der Nachfrage nach Feingold bedient, geben die vorgelegten Zahlen einen guten Überblick darüber, wie es um die internationale Nachfrage nach Gold und Goldtransfer bestellt ist.

Goldimporte auf Rekordhoch

Goldimporte in die Schweiz lagen laut „Goldreporter“ im März auf Rekordhoch. So beliefen sich im März die gesamten Goldimporte der Schweiz auf 243,7 Tonnen im Wert von 11,32 Milliarden CHF (11,54 Milliarden Euro). Im Vergleich zum Vormonat stieg die Einfuhr um 60 Prozent auf den höchsten Wert seit der Erfassung der Statistik. Der Grund dafür ist zu einem großen Teil der hohe Goldpreis.

Die größten Goldimporteure waren die Vereinigten Arabischen Emirate und Usbekistan mit jeweils 27,9 Tonnen – gefolgt von den USA (15,8 Tonnen), Australien (14,8 Tonnen) und Thailand (12,5 Tonnen). Ein großer Goldlieferant ist auch weiterhin Russland. Im März landeten 10 Tonnen russisches Gold in der Schweiz. Das sind seit Jahresbeginn insgesamt 34 Tonnen.

Auf den ersten Blick mag es erstaunlich erscheinen, dass russisches Gold den Weg in die Schweiz findet. Im August des letzten Jahres hatte sich die Schweiz den Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland angeschlossen. Damit wären eigentlich auch die Einfuhr, die Durchfuhr und der Transport russischen Goldes in und durch die Schweiz verboten.

Schlupflöcher für Gold aus Russland

Der Gold-Informationsdienst berichtete schon vorher über Schlupflöcher in der Schweiz. Das Ursprungsland der Ware wird anhand des Ortes bestimmt, an dem sie vollständig gewonnen, hergestellt oder letztmals wesentlich verarbeitet wurde.

Wenn also russisches Gold zuvor in London gelagert wurde und später in die Schweiz importiert wird, ist es nicht den Sanktionen unterworfen. Dies ermöglicht es Zentralbanken und institutionellen Goldbesitzern, Sanktionen zu umgehen, indem sie das Gold an internationalen Lagerorten verwahren lassen.

Auch die „Finacial Times“ griff das Thema auf. So habe eine in Abu Dhabi ansässige Tochterfirma der Schweizer Open Mineral AG sechs Lieferungen russisches Gold im Wert von 44 Millionen US-Dollar in die Vereinigten Arabischen Emirate importiert.

Obwohl Sanktionen gegen Russland bestehen, ist es im Rahmen des Schweizer Territorialitätsprinzips erlaubt, mit russischem Gold zu handeln, wenn das Unternehmen nicht in der Schweiz selbst ansässig ist. Die EU hat jedoch diese Umgehungsklausel ausgeschlossen, um sicherzustellen, dass Unternehmen das Gesetz einhalten.

Nachfrage nach Gold im letzten Jahr so hoch wie nie

Die Nachfrage nach Gold ist im vergangenen Jahr gestiegen. Nach Angaben des Informationsportals „SRC“ war die Nachfrage im vergangenen Jahr stärker als in mehr als zehn Jahren davor.

Im Vergleich zu 2021 stieg sie um 18 Prozent auf 4.741 Tonnen an. Das Angebot aus Minen ist geringer und wird durch Altgold, Zentralbankverkäufe und Hedging ausgeglichen. Der Goldpreis wurde durch hohe Inflation, einen schwachen US-Dollar und geopolitische Krisen beeinflusst.

Zentralbanken haben im vergangenen Jahr 152 Prozent mehr Gold gekauft als im Vorjahr und Schwellenländer waren die Hauptkäufer. Der Russland-Ukraine-Krieg trägt dazu bei, dass Zentralbanken weiterhin Gold kaufen. Die Türkei hat kürzlich drei Tonnen Gold verkauft, das Edelmetall bleibt ein wichtiger Bestandteil des Finanzsektors.



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