Trotz minimalen Anstiegs: Inflation bleibt auf hohem Niveau

Die Verbraucherpreise sind auch im vergangenen Monat wieder kräftig angestiegen. Im Januar betrug die Inflationsrate voraussichtlich +8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bisher sind es aber nur Schätzungen.
Die Inflation hat 2022 in Deutschland ein Rekordhoch erreicht.
Die Teuerungsrate im Januar ist wieder angestiegen.Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Von 10. Februar 2023

Um 8,7 Prozent ist die Inflationsrate in Deutschland im Januar – im Vergleich zum Vormonat – gestiegen. Das gab das Statistische Bundesamt am Donnerstag bekannt. Die Angaben beruhen auf Basis einer vorläufigen Schätzung. Die sollte ursprünglich schon am 31. Januar veröffentlicht werden.

Verspätung wegen technischer Probleme

Das Bundesamt erklärte die Verzögerung damit, dass der Verbraucherpreisindex für Deutschland zum Berichtsmonat Januar 2023 einer turnusmäßigen Revision unterzogen wurde und auf das neue Basisjahr 2020 umgestellt werden sollte. Revisionen in der Verbraucherpreisstatistik erforderten aber umfangreiche Anpassungen der IT-Prozesse zur Berechnung der Ergebnisse auf Länder- und Bundesebene. Im Zuge der Programmierarbeiten war ein unerwartetes technisches Problem in der Datenaufbereitung aufgetreten. Daher konnte der ursprüngliche Veröffentlichungstermin nicht gehalten werden.

Dass das Statistische Bundesamt im Januar keine Daten vorlegen konnte, hatte für einige Verwunderungen gesorgt. Das hatte es bisher noch nie gegeben. Die Inflationsrate ist eine Zahl, die es mit unglaublicher Regelmäßigkeit gibt und die nicht nur von Börsianern und Geschäftsleuten mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wird – erst recht, seit die Inflationsraten im vergangenen Jahr außergewöhnliche Höhen erreichten und zeitweise zweistellig wurden.

Endgültige Ergebnisse erst später

Am 22. Februar wird das Bundesamt nun die endgültigen Ergebnisse vorlegen. Im Dezember lag die Teuerungsrate noch bei 8,6 Prozent gelegen. Seit Oktober hatte sich die Rate dann, von 10,6 Prozent kommend, immer weiter nach unten entwickelt. Für das gesamte Jahr 2022 schlug mit durchschnittlich 7,9 Prozent die höchste Teuerung in der Geschichte der Bundesrepublik zu Buche.

Dass die Teuerung im Dezember zurückging, wurde damals zum Teil auf staatliche Eingriffe in den Markt zurückgeführt. Der Staat hatte in diesem Monat die Abschlagszahlungen für Gas und Wärme übernommen. Experten widersprachen schon damals. „Wenn die Inflation wirklich so stark gesunken ist, hat das weniger mit der Energiepreisbremse zu tun als viel mehr mit den deutlich gesunkenen Öl- und damit auch Benzinpreisen“, sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. „Die Energiepreisbremse werden wir erst ab März in den Daten sehen.“

Anstieg niedriger als erwartet

Im Januar hat die Teuerungsrate nun wieder eine Kehrtwende hingelegt, wenn auch nur in sehr niedrigem Umfang. Viele Analysten waren schon im Vorfeld davon ausgegangen, dass dieser Effekt eintreten würde. Der erwartete Anstieg lag sogar viel höher als nun geschätzt.

Wie das Portal „Yahoo-Finanzen“ berichtete, rechneten die Ökonomen von zwölf Banken im Mittelwert mit einem Anstieg auf 9,2 Prozent. Sogar eine Rate von erneut zehn Prozent war von einigen Experten nicht ausgeschlossen worden. Analysten der Bayerischen Landesbank (BayernLB) hatten laut „Yahoo-Finanzen“ damit gerechnet, dass die Verbraucherpreise im Januar „deutlich nach oben schießen werden“. Das blieb nun erst einmal aus.

„Sie können doch nichts sagen über eine Veränderung der Inflationsrate“

Der Wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in Düsseldorf, Sebastian Dullien, zeigte sich erleichtert. Auf Twitter schrieb er:

Gute Nachrichten von der Inflationsseite: Die Inflation lag bei 8,7 %, nach 8,6 % im Dezember. Eigentlich hätte man von einem etwas größeren Zwischenanstieg ausgehen können.“ …

Und weiter Dullien, der Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ist:

Zu konstatieren bleibt aber: Die Preisbremsen für Energie haben im Dezember zur Trendwende beigetragen und werden die Inflation das laufende Jahr spürbar begrenzen. Die Politik der Regierung hier war richtig, wenn sie auch hätte früher kommen können.“

Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, antwort Dullien, ebenfalls auf Twitter:

Hallo Herr Dullien, Sie können doch nichts sagen über eine Veränderung der Inflationsrate. Schließlich basiert die Dezember-Inflation noch auf dem alten und nicht auf dem aktualisierten Warenkorb.“

Krämer spielt hier auf die Indexrevision in der Verbraucherpreisstatistik an. Diese findet in regelmäßigen Abstand statt. Ein wesentlicher Punkt dabei ist die Aktualisierung des Wägungsschemas für die Waren und Dienstleistungen. Dieses bildet die Ausgabenanteile für die einzelnen Güterarten an den gesamten Konsumausgaben der privaten Haushalte in Deutschland ab. Auch die Wägungsschemata für die Geschäftstypen und die Bundesländer werden neu berechnet. Die Gewichtung der Geschäftstypen spiegelt die Bedeutung der verschiedenen Einkaufsstätten im Einzelhandel wie Fachgeschäfte, Discounter oder Onlinehandel wider. Die Gewichtung der Bundesländer bildet deren Anteil an den privaten Konsumausgaben in Deutschland ab.

Kurze Mitteilung wegen des geänderten Basisjahrs

Wie diese Veränderungen nun ganz konkret aussieht, darüber kann man im Moment auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes noch nichts finden. Der Besucher wird auf den 22. Februar verwiesen:

Weitergehende Informationen zu den methodischen Weiterentwicklungen und zu den Ergebnissen der Revision finden Sie ab dem 22. Februar 2023 an dieser Stelle.“

Die Mitteilung vom Donnerstag ist dann auch recht kurz gehalten. Details zum Januar suchte an in der Mitteilung vergeblich. Entschuldigt wird die Kürze mit einem neuen Basisjahr. Entgegen üblicher Gepflogenheiten wurden die Zahlen dann auch schon am Morgen veröffentlicht. Eigentlich erfolgt die Veröffentlichung immer gegen 14:00 Uhr.

Für eine Entwarnung ist es zu früh

IMK-Direktor Sebastian Dullien verkündete auf Twitter:

Deutschland hat den Höhepunkt der Inflation hinter sich gelassen, und das wird sich im Jahresverlauf zunehmend zeigen“

Fritzi Köhler-Geib, die Chefvolkswirtin der KfW, sieht den Hochpunkt der Inflation ebenfalls überschritten. Für eine Entwarnung sei es aber zu früh. „Die Inflation ist in der Breite der Wirtschaft angekommen. Während der Druck aus den Energiepreisen perspektivisch zurückgehen wird, gewinnen Dienstleistungs- und Industriegüterpreise in diesem Jahr an Bedeutung.“ Dies spiegele sich in der Kerninflation wider. Sie sei derzeit ein „adäquateres Maß“, um dem fundamentalen Preisdruck auf den Grund zu gehen, da die staatlichen Entlastungsmaßnahmen eine Interpretation der Gesamtrate erschweren.



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