Agrar, Rüstung, Energie: Wo die Krise die Kassen klingeln lässt
Mit Sturmgewehren und anderen Handfeuerwaffen hat die Rüstungsfirma Heckler & Koch ihren Gewinn deutlich gesteigert. Der Umsatz sei im ersten Halbjahr um rund neun Prozent auf 156,1 Millionen Euro gestiegen, teilt das Unternehmen in Oberndorf bei seiner Hauptversammlung mit. Die Gewinne schnellten sogar um rund 40 Prozent (+4,5 Millionen Euro) auf 16 Millionen Euro in die Höhe.
Bestandskunden aus Nord- und Osteuropa hätten seit Februar nachbestellt, so das Unternehmen und nannte dabei keine Ländernamen. Bekannt ist aber, dass Heckler & Koch Sturmgewehr-Rahmenverträge mit Norwegen, Litauen und Lettland hat. Kriegsbedingte Nachbestellungen machen sich im Umsatz frühestens im Herbst bemerkbar.
So gut wie sicher hat das Unternehmen inzwischen einen Großauftrag des Bundes über 120.000 Sturmgewehre eines neuen Modells, welches das G36 ersetzen soll. Nach einem Rechtsstreit zog Konkurrent C. G. Haenel den Kürzeren. Damit Heckler & Koch den Auftrag bekommt, fehlt noch die Zustimmung des Haushaltsausschusses des Bundestags – dass die kommt, ist sehr wahrscheinlich.
Energiekonzerne erwarten hohe Gewinne
Auch Europas Energiekonzerne dürften klar zu den Krisengewinnern zählen. Diese profitieren stark von den hohen Öl- und Gaspreisen infolge der gegenseitigen Sanktionsmaßnahmen zwischen Russland und westlichen Staaten.
Der britische Energieriese Shell verfünffachte seinen Gewinn im Quartal von April bis Juni auf 18 Milliarden Dollar (17,6 Milliarden Euro). Der französische Konzern TotalEnergies verdoppelte seinen Gewinn auf 5,7 Milliarden Dollar, der spanische Ölkonzern Repsol steigerte den Gewinn im Vorjahresvergleich um mehr als Doppelte auf 2,54 Milliarden Euro.
In Deutschland hatte der Energiekonzern RWE vergangene Woche seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr stark nach oben korrigiert – das Unternehmen erwartet einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von fünf bis 5,5 Milliarden Euro statt bislang 3,6 bis vier Milliarden Euro.
Von steigenden Preisen für Getreide und Soja profitiert der Mischkonzern Baywa. Bereits im vergangenen Jahr stieg der Umsatz des Unternehmens um mehr als 20 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro. Nun hat der Ukraine-Krieg den Preisschub im weltweiten Getreidehandel abermals beschleunigt. „Die gestiegenen Preise für Getreide und Ölsaaten führten bei den Landwirten zu großer Investitionsbereitschaft“, erklärte der Konzern in einer Pressemitteilung am Donnerstag.
Ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld des Mischkonzerns ist der Bau und Betrieb von Ökostrom-Kraftwerken. Die Bestrebung der Bundesregierung, sich so schnell wie möglich von Russlands Energielieferungen zu lösen und diese durch erneuerbare Energien zu ersetzen, hat dem Unternehmen im ersten Halbjahr einen Gewinnsprung beschert.
Hapag-Lloyd auf Gewinner-Seite
Angesichts der angespannten globalen Lieferketten und der riesigen Nachfrage nach Transportkapazitäten machen Container-Reedereien wie Hapag-Lloyd ebenfalls gute Geschäfte. Wesentlicher Treibstoff für die Gewinnexplosion sind die enorm gestiegenen Preise für Transporte auf See, die sogenannten Frachtraten, die die Gewinne nicht nur der Container-Reedereien in diesem Jahr durch die Decke gehen lassen.
Der Grund ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren: Die Corona-Einschränkungen haben die Fahrpläne der Linienreedereien so durcheinandergewirbelt, dass Schiffe und Container oft nicht da sind, wo sie sein sollen. Lieferketten wurden unterbrochen, viele Unternehmen fuhren ihre Produktionen herunter. Mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen herrschen nun in vielen Branchen Lieferengpässe. Die Nachfrage nach Seetransporten hat sich derart erhöht, dass die Kapazitäten mehr als ausgeschöpft sind. Auch die Sanktionen gegen Russland, bei der Transportkapazitäten wegfallen, kommen der Hamburger Reederei zugute.
Die hohen Gewinne der Konzerne haben die Debatte über die sogenannte Übergewinnsteuer für Krisenprofiteure erneut befeuert. SPD und Grüne haben zuletzt an solch einer Forderung festgehalten. Die FDP hingegen lehnt sie ab. Eine Übergewinnsteuer „würde willkürlichen Besteuerungsmaßnahmen des Staates Tür und Tor öffnen“, argumentierte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. (dl)
(Mit Material der Nachrichtenagenturen)
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