BlackRock: Larry Fink vor Ablöse – ESG-Debatte belastet seine Bilanz

Larry Fink hat 1988 BlackRock mitgegründet, heute ist das Unternehmen der weltgrößte Vermögensverwalter. Sein Eintreten für die sogenannten ESG-Kriterien hat ihm auch intern Kritik eingebracht.
Titelbild
Der CEO von BlackRock, Larry Fink.Foto: Joël Saget/AFP
Von 29. Juli 2023

Der Vorstand des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock steht vor einer personellen Neuausrichtung. Ob eine solche auch inhaltlich stattfinden wird, ist noch ungewiss. Allerdings ist der Kurs des bald 71-jährigen CEOs Larry Fink auch intern zuletzt immer mehr in die Kritik geraten. Grund dafür ist sein Einsatz für die sogenannten ESG-Kriterien im Bereich des Investments.

ESG für Larry Fink das Flaggschiff des Stakeholder-Kapitalismus

Das Kürzel steht für „environmental, social, and governance“. Es beschreibt ein Bewertungssystem für Unternehmen oder öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP).  Maßstab ist dabei deren Positionierung im Hinblick auf Umwelt, Soziales und Führungsverhalten.

Ratingagenturen wie S&P Global haben auch nationale und regionale Regierungen in ihren Einschätzungen diesem System unterworfen. In der EU gibt es Pläne der Kommission, ihre Taxonomie zur Nachhaltigkeit von Geldanlagen um solche des „gesellschaftlichen Nutzens“ zu erweitern.

Befürworter der ESG-Kriterien sehen in diesen eine zeitgemäße Bewertungsgrundlage für Anleger. Immerhin, so mutmaßen sie, würden diese zunehmend Wert auf sensibles Verhalten von Unternehmen und Staaten in diesen Bereichen legen. Ökologische und soziale Parameter würden auch für die Politik immer bedeutender – und deshalb müssten sie neben rein monetäre Bewertungskriterien treten.

Scharfer Gegenwind aus republikanischen Staaten

Kritiker hingegen warnen vor einer „Politisierung der Kapitalmärkte“ bis hin zu einer Art „Sozialkreditsystem“. Am Ende könnten ideologische Erwägungen zur Grundlage für wirtschaftliche Einschätzungen werden – etwa im Bereich der Kreditwürdigkeit. Investitionsanalysen würden sich damit nicht länger an objektiven quantitativen Zahlen orientieren, sondern zunehmend an politischen Dogmen.

Dies hatte auch vor allem in den Reihen der US-Republikaner und zahlreicher Bundesstaaten für erhebliche Widerstände gesorgt. Staaten wie Louisiana hatten ihre Investments bei BlackRock beendet.

In Florida oder Texas gelten Verbote für öffentliche Institutionen oder Pensionsfonds, in Anlagen mit ESG-Ausrichtung zu investieren. Es sind dort weiterhin nur solche Investments in diesen Bereichen zulässig, die ausschließlich die Höhe der Rendite im Blick haben. Keine anderen Ziele dürfen diesem übergeordnet werden, so heißt es in der entsprechenden Gesetzgebung.

Larry Fink schrieb einst: „Bei BlackRock erzwingen wir Verhaltensweisen“

Zuletzt hatte auch BlackRock-CEO Larry Fink selbst den Begriff ESG vermieden. Unter anderem tauchte er in Informationsschreiben für Anleger nicht mehr auf. BlackRock hatte selbst immer wieder vorgebracht, nur die Möglichkeit für freiwillige Investments in diesen Bereichen schaffen zu wollen. Ein Zwang solle damit nicht verbunden sein.

Kritiker hingegen verweisen auf frühere Aussendungen von Larry Fink. Darin hatte es unter anderem geheißen, dass BlackRock „eine Wirtschaft anstrebt, ‚die bis 2050 nicht mehr Kohlendioxid ausstößt, als sie der Atmosphäre entzieht‘“. In diesem Zusammenhang räumte man ein, dass dazu „eine Umgestaltung der gesamten Wirtschaft“ erforderlich wäre.

BlackRock steht seither im Verdacht, eine solche „Umgestaltung“ notfalls auch abseits des demokratischen Prozesses anzustreben. Larry Fink äußerte selbst in einem Schreiben dazu:

Man muss Verhaltensweisen erzwingen. Und bei BlackRock erzwingen wir Verhaltensweisen.“

Man müsse, so hieß es in einem weiteren Schreiben, „ehrlich mit der Tatsache umgehen, dass grüne Produkte oft mit höheren Kosten verbunden sind“. Dies könnte jedoch auf Kosten von Unternehmensgewinnen und Investmentrenditen gehen.

BlackRock hatte Ende der 2010er-Jahre auch angekündigt, seine aktiv verwalteten Portfolios ab 2020 neu auszurichten. Diese würden keine Anteile mehr an Unternehmen halten, die mehr als ein Viertel ihrer Einnahmen aus der Thermalkohleproduktion erzielten.

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Spitzenmanager von BlackRock engagieren sich im Bereich der Schadensbegrenzung

Wie der „Business Insider“ berichtet, hat Fink noch keinen Zeitpunkt für seinen Rückzug verkündet. Auch äußerte er jüngst auf dem Investorentag des Unternehmens im vergangenen Monat, dass er nicht vorhabe, BlackRock in nächster Zeit zu verlassen. Allerdings klagte er auch über „Angriffe, die jetzt persönlich werden“, von links. Diese hatten ihn erreicht, nachdem er seine offensive Gangart in Sachen ESG zurückgefahren hatte.

Vor allem aber innerhalb der Gesellschaft regt sich zunehmende Kritik an der ESG-Agenda. Langjährige Spitzenmanager wechseln in die Kundenberatung, um Schadensbegrenzung bei republikanischen Bundesstaaten zu betreiben. Ein Unternehmenssprecher äußerte gegenüber dem Portal, BlackRock müsse „die Interessen seiner Aktionäre in den Vordergrund stellen“.

Der mit Fink persönlich befreundete frühere BlackRock-Manager Terrence Keeley machte deutlich, dass dessen Ansatz gescheitert sei:

Larry kann nicht für den Stakeholder-Kapitalismus werben, ohne viele aktuelle und potenzielle Kunden zu verprellen, die diesen Ansatz ablehnen.“

Keine bekannten Namen im Gespräch über die mögliche Nachfolge

Unter dem Eindruck mehrerer Herabstufungen der BlackRock-Aktie wie jener durch UBS Research von „Kaufen“ auf „neutral“ hat die Nachfolgedebatte längst begonnen.

Als Namen nennt der „Business Insider“ unter anderem Mark Wiedman, Martin Small und Rachel Lord, aber auch BlackRock-Mitbegründerin und Vorstandsmitglied Susan Wagner. Den Bekanntheitsgrad von Larry Fink weist keiner davon auf, allerdings haben sie alle langjährige Management-Erfahrung innerhalb des Konzerns.

Für Terrence Keeley ist unterdessen klar, worin das Anforderungsprofil bestehen muss:

Larrys Nachfolger wird nicht in der Lage sein, diesen Geist wieder in die Flasche zu kriegen. Letztendlich muss BlackRock die Interessen seiner Aktionäre in den Vordergrund stellen und nicht irgendeine utopische Sicht auf die Zukunft, die viele nicht teilen.“



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