Bosch baut lieber in Polen: Neues Werk für Wärmepumpen

Bis 2030 will Bosch eine Milliarde Euro in den Markt für Wärmepumpen investieren. In der Nähe von Breslau soll in den nächsten Jahren ein neues Werk entstehen.
Ein Mitarbeiter der Bosch Thermotechnik GmbH öffnet in einer Klimakammer das Gehäuse einer Bosch-Wärmepumpe.
Ein Mitarbeiter der Bosch Thermotechnik GmbH öffnet in einer Klimakammer das Gehäuse einer Bosch-Wärmepumpe.Foto: Marijan Murat/dpa
Von 22. April 2023

Die Kritik an der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck forcierten „Wärmewende“ reißt nicht ab. Teuer, ineffizient und unrealistisch sei sie, meinen viele Experten. Es ist noch nicht absehbar, welche Veränderungen der Entwurf zur Novelle des Gebäudeenergiegesetzes im parlamentarischen Prozess noch erfahren wird.

Bosch will jedoch von Beginn an vom großen Heizungstausch profitieren – und mit einem Werk für Wärmepumpen durchstarten.

Schon 2022 bedeutendes Umsatzplus mit Wärmepumpen bei Bosch

Wie n-tv berichtet, soll dieses in Dobromierz nahe Breslau entstehen. Bis Ende 2027 wolle der Konzern insgesamt etwa 255 Millionen Euro in diesen Standort investieren. Insgesamt plant Bosch Investitionen von etwa einer Milliarde Euro bis 2030 ein, um den Wachstumsmarkt für Wärmepumpen zu erobern.

In der polnischen Kleinstadt soll das Werk 500 neue Arbeitsplätze schaffen. Das ehemalige Hohenfriedberg liegt nahe der deutschen Grenze. Allerdings sind die Produktionskosten deutlich geringer als sie es in Deutschland wären – nicht zuletzt wegen der niedrigeren Energiepreise. Dobromierz liegt in einer Wirtschaftszone, in der besondere Vergünstigungen für Betriebsansiedlungen gelten.

Bosch plant den Start seiner Produktion in dem Werk zum Jahreswechsel 2025/26. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Konzern ein Umsatzplus von 54 Prozent mit Wärmepumpen verzeichnet.

Bosch will auch Hybridangebote für ältere Gebäude herstellen

Bis Ende der 2020er-Jahre will Bosch in der EU etwa 30 Millionen zusätzliche Wärmepumpen installieren. Das Werk in Polen soll dabei vier bereits bestehende Produktionsstätten – zwei in Deutschland und je eines in Schweden und Portugal – sowie ein Joint Venture in Israel ergänzen. Gegenüber n-tv erklärte ein Konzernsprecher dazu, er rechne mit einem jährlichen Wachstum von 20 Prozent.

Der Konzern will seine Strategie zudem auf Bedenken ausrichten, wonach vor allem Besitzer älterer Gebäude nicht in der Lage sein würden, die Kosten für eine energetische Umrüstung zu bewältigen. Die Standardmodelle der Wärmepumpen, die Bosch künftig auch in Polen herstellen will, sollen zwar auf gut isolierte Neubauten ausgerichtet sein.

Allerdings will man auch Hybridsysteme ins Portfolio aufnehmen, die herkömmliche Heizungen mit Wärmepumpen kombinieren. Jan Brockmann, Chef der Gebäudetechniksparte Bosch Home Comfort Group, äußert dazu:

Mit einer solchen diversifizierten Portfolio-Strategie können wir die Transformation der Energiesysteme schneller erreichen und für alle Bürger bezahlbar machen.“

Energetische Sanierung kostet „minimalistisch gerechnet“ bis zu 120.000 Euro

Die sogenannte Wärmewende, die jüngst auch Rückendeckung durch ein Votum des EU-Parlaments zur energetischen Sanierungspflicht erhalten hat, soll Haushalte mit Kosten von fünf- bis sechsstelligen Summen belasten.

Der Präsident des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft (GdW), Axel Gedaschko, sprach deshalb jüngst von einer „Katastrophe“ für Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen. Dazu kommt die Androhung von Ordnungsstrafen für Eigentümer, die „falsche“ Heizsysteme verwenden.

„Minimalistisch gerechnet“ koste eine energetische Sanierung bei einem Einfamilienhaus bereits zwischen 80.000 und 120.000 Euro. Dabei sei, so der frühere Hamburger Wirtschaftssenator gegenüber der „Funke Mediengruppe“, eine Dämmung der Hausaußenwände noch nicht umfasst. Vor allem in Ostdeutschland würden die Kosten der Maßnahmen häufig den Marktwert der Häuser selbst übersteigen.

Auch eine Umfrage des Verbands der Immobilienverwalter Deutschlands unter seinen Mitgliedsunternehmen brachte ein eindeutiges Ergebnis. So hätten 96 Prozent der Befragten nicht genügend Rücklagen, um die betreffenden Gebäude „umfassend energetisch zu sanieren“. Für 87 Prozent seien die Rücklagen auf den Hauskonten zu klein, um eine Wärmepumpe einzubauen.

KI in Wärmepumpen als Beitrag zu effizientem Heizen?

Ein potenzieller Ansatz, den auch Bosch sondiert, um Heizsysteme günstiger und intelligenter zu machen, wäre der Einsatz von KI. Im Rahmen der Hannover Messe hat der Konzern bereits einige Bereiche skizziert, in denen künstliche Intelligenz auch Endverbrauchern Kontrolle über Energieverbrauch und Kosten geben könnte.

Auch das „Handelsblatt“ berichtet über Ambitionen des Konzerns, KI in seine Produkte zu bringen. Dies betreffe nicht nur den Herstellungsprozess selbst und dessen Optimierung. In Maschinen könne künstliche Intelligenz schon jetzt Anomalien erkennen und in Backöfen die gewünschten Bräunungsgrade von Speisen. Gut möglich, dass KI eines Tages auch das Heizen mit Wärmepumpen optimieren könnte.



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