Deutschland kauft Kohle aus Kolumbien – Schweizer Konzern Glencore macht Rekordgewinne

Nicht nur hierzulande selbst ist das „schwarze Gold“ auf dem Vormarsch. Allein 7,3 Millionen Tonnen Steinkohle hat Glencore 2022 aus Südamerika geliefert.
Der Name des Schweizer Konzerns Glencore steht in großen Lettern auf einem Schild vor dem Firmensitz in Baar.
Der Name des Schweizer Konzerns Glencore steht in großen Lettern auf einem Schild vor dem Firmensitz in Baar.Foto: Urs Flueeler/Keystone/dpa
Von 6. Juni 2023

Die sogenannte Energiewende und die „Zeitenwende“ in Form des Bruchs mit Russland gehören zu den Projekten, auf die man in der Ampel besonders stolz ist. Immer häufiger scheint die kompromisslose Verfolgung dieser Ziele jedoch erhebliche Zielkonflikte nach sich zu ziehen. So hat Deutschland parallel zum Kernkraft-Aus nicht nur seine eigene Produktion von Kohle ausgeweitet. Das Land bezieht zudem auch noch Millionen Tonnen Steinkohle aus Kolumbien – zur Freude des im schweizerischen Baar angesiedelten Konzerns Glencore.

Glencore als großer Gewinner der Ukraine-Krise

Wie der „Focus“ berichtet, hat Glencore allein im Vorjahr 7,3 Millionen Tonnen Steinkohle aus Kolumbien nach Deutschland geliefert. Seit Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine haben sich die deutschen Kohleimporte aus dem südamerikanischen Land mindestens verdoppelt.

Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Nachfrage zeitnah zurückgehen wird. Im Gegenteil ist sie auch zuletzt noch weiter angestiegen. Die EU hatte ein Importembargo auf Kohle auf Russland verhängt. In Deutschland steht man nicht nur vor der Herausforderung, die ausbleibenden Lieferungen von dort zu kompensieren. Man braucht zudem noch Kohle, um der Energieverknappung infolge des politisch betriebenen Kernkraftausstiegs gegenzusteuern.

Für Glencore brachte die Entwicklung Rekordgewinne: Vor knapp einem Jahr war der Preis für Kohle auf dem Weltmarkt auf nicht weniger als knapp 400 US-Dollar gestiegen. Mittlerweile hat er sich zumindest wieder auf dem Level von 2021 stabilisiert. Mitte Mai lag er bei etwa 117 US-Dollar pro Tonne.

Auch Kolumbiens Regierung versprach Aus für fossile Energieträger

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Kolumbien selbst stehen Politiker deshalb zunehmend unter Erklärungsbedarf. Das Linksbündnis „Pacto Historico“, dessen Kandidat Gustavo Petro im Vorjahr die Präsidentschaftswahlen gewann, hatte einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen angekündigt.

Doch aus diesem wird vorerst wohl nichts. Vizepräsidentin Francia Marquez beschwert sich zwar über Konzerne, die Gewinne machten, während Kinder in den Minengegenden hungerten. Das Land bleibt dennoch auf deren wirtschaftliches Engagement angewiesen.

Für Glencore hatte es sich mehr denn je gelohnt, „El Cerrejon“, die größte Kohlemine des Landes, kurz vor Beginn des Ukraine-Krieges vollständig übernommen zu haben. Bezahlt hatte der Konzern für die dafür erforderlichen Anteile in Höhe von 66 Prozent lediglich 588 Millionen US-Dollar. Zuvor hatten die BHP Group und Anglo American die Mehrheit der Anteile besessen.
Zu den kriegsbedingten Zusatzgewinnen kamen noch Einnahmen aufgrund einer Vertragsklausel. Dieser zufolge flossen auch schon die Cashflows aus dem Jahr 2021 Glencore zu.

Rolle von Glencore bei der Entwicklung betroffener Regionen kontrovers diskutiert

Kritiker werfen Glencore und anderen Konzernen vor, kaum Steuern zu bezahlen und dadurch Gewinne zu machen, ohne dass die Gemeinden selbst davon profitieren würden. Stattdessen würden sie noch Umweltprobleme verursachen wie die verschärfte Wasserknappheit in der Provinz La Guajira. In vielen Fällen sei das Engagement internationaler Rohstoffkonzerne in ärmeren Gegenden Lateinamerikas auch mit Menschenrechtsproblemen verbunden.

Allerdings tragen Unternehmen wie Glencore auch zur Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort und zum Wirtschaftswachstum bei. Es entstehen Ausbildungsplätze, Innovationen und Investitionen in die Infrastruktur entlegener Gebiete. Dass Steuern häufiger an die Zentralregierung als an die Regionen fließen, ist im Regelfall eine Frage nationaler Gesetzgebung.

Auch vonseiten des Konzerns verweist man auf diesen Umstand. Glencore erklärte in einer Pressemitteilung, die Cerrejón-Mine erwirtschafte derzeit etwa 46 Prozent des regionalen BIP. Zudem stünden 12.000 Beschäftigte und damit mehr als 61 Prozent der lokalen arbeitenden Bevölkerung in den Diensten von Glencore.



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