Die Zukunft des Managements könnte in der Vergangenheit liegen

Beim 2. Kongress zu Ehren der ursprünglichen Wiener Managementlegende Peter Drucker („The Effective Executive“) wurde über die Zukunft des Managements gesprochen. Diese könnte in einer Rückbesinnung auf bereits vor Jahrzehnten beschriebene Prinzipien liegen.
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Diskussion in Wien beim Peter-Drucker-Management-Forum.Foto: Florian Godovits/The Epoch Times
Von 4. Dezember 2010

Welche Berufsgruppe gilt in Großbritannien als noch weniger vertrauenswürdig als die schreibende Zunft? Fühlen Sie sich bereits auf den Schlips getreten, liebe Managerkollegen? Dann liegen Sie richtig. Wirtschaftliche Führungskräfte werden im Vereinten Königreich nur von zwölf Prozent der Bevölkerung als „vertrauenswürdig“ eingestuft – nur noch getoppt von Autoverkäufern, denen gerade einmal sechs Prozent der Befragten ihr Vertrauen schenken.

Doch was tun, um diese Situation zu verändern? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigte sich das bereits zum zweiten Mal abgehaltene „Peter Drucker Management Forum“ Ende November in Wien. Die Konferenz wurde ins Leben gerufen, um den in Wien geborenen „Vater der Managementlehre“, Peter Drucker, zu würdigen und sein Lebenswerk weiterzuführen.

Julian Birkinshaw, Managementprofessor an der London School of Economics, plädiert dafür, „den wahren Geist des Managements wieder einzufangen“. Dies ließe sich nur dann schaffen, wenn Führungskräfte auch „Leader“, also Anführer, sind. Der Entrepreneur ist laut Birkinshaw also auch in großen Konzernen wieder mehr gefragt denn je.

Ähnlich sieht Erwin Staudt, ehemaliger Marketingchef von IBM in Europa und nunmehriger Präsident des deutschen Fußballclubs VfB Stuttgart, die Lage – und bringt gleichzeitig Ethik im Management ins Spiel. Peter Drucker habe in seinen Büchern wiederholt auf die „Good Citizenship“ von Führungskräften, also ihr vorbildliches Verhalten als Staatsbürger, hingewiesen. Bei IBM sei dies immer ein wichtiges Thema gewesen. Für den VfB Stuttgart unterscheide sich seine Arbeit vor allem durch die emotionale Komponente, die bei einem Fußballverein und seinen Fans dazukomme. Das bringe eine zusätzliche Verantwortung mit sich.

Menschlichkeit durchaus gefragt

Dass Führungskräfte sich öfter mal von ihrer menschlichen Seite zeigen sollten, dazu rät der britische Journalist, Autor und Strategieberater Stefan Stern. „Sehen Sie die Sache menschlich“, gibt er den zur Konferenz angereisten Teilnehmern mit. Und auch bei ihm findet sich die Ethik im Business, die auch für Peter Drucker eine wichtige Rolle spielte, in seinem Vortrag. „Gesetzgebung führt nicht zu moralischem Handeln“, so Stern. Dafür seien Manager schon selbst zuständig.

Und es stünde ihnen wohl auch gut an – allein schon, um das Vertrauen der Bevölkerung in die für eine demokratisch organisierte Gesellschaft so wichtige Berufsgruppe der Führungskräfte zu erhöhen. Die Finanzmarktkrise trug ein Übriges zu den Negativstatistiken bei. Autoren wie Avivah Wittenberg-Cox („How Women Mean Business“) rufen bereits nach dem „Tod der Hierarchie“. In einer Diskussion zu diesem Thema gab es jedoch Bedenken aus dem unter den gestrengen Augen eines Gemäldes des wohl berühmtesten österreichischen Kaisers Franz Josef in der Wiener Industriellenvereinigung versammelten Publikums, ob eine solche Forderung nicht eine nach Symptombekämpfung sei, und ob die zugrunde liegende Ursache nicht in der verbreiteten Mentalität, eine Führungsposition bedeute eher ein Privileg denn eine Verpflichtung, begründet sei. Die Frage blieb ohne klare Antwort, der Wunsch nach Managern, die eher fördernd und nährend agieren denn wie fleischgewordene Darth Vader-Kontrollfanatiker, fand jedoch breite Zustimmung.

Und was geht im Staat?

Sehnsüchtig schauen viele Staatenlenker gen Norden. Finnland und seine oft als kühl bezeichneten Einwohner lösen derzeit bei vielen Politikern heiße Begierden aus. Das Land hat nicht nur seit Jahren ein Abonnement auf den ersten Platz in der PISA-Studie, es ist auch das EU-Land mit der geringsten Verschuldung. Mikko Kosonen, Leiter des unter der Aufsicht des finnischen Parlaments stehenden Forschungsinstituts SITRA, sieht jedoch auch Problemzonen im eigenen Land. „Es gibt bei uns kein Bewusstsein für die Dringlichkeit, die die demographischen Veränderungen mit sich bringen.“

In wenigen Jahren könnte Finnland wegen der Überalterung der Bevölkerung vom Land mit den geringsten Schulden zum EU-Land mit den höchsten Pro-Kopf-Schulden werden. Als Lösungsansatz sollten laut Kosonen Managementprinzipien aus der Privatwirtschaft auf den öffentlichen Sektor umgelegt werden. Gleichzeitig rät er nicht zu übertriebenem Pessimismus, weder im eigenen Land noch in Gesamteuropa. „Europa fährt gerne mit Tunnelblick. Bei offenen Augen sehen wir unsere Chancen nicht.“

Der Nachwuchs, der nachwächst

Die nächste Generation Manager präsentierte sich im Rahmen der Peter Drucker Challenge. Erster Preisträger dieses Essay-Wettbewerbs wurde der in Wien lebende Deutsche Florian Ramseger, er arbeitet an der Wirtschaftsuniversität Wien. Arnold Hermann, gebürtiger Österreicher und in der Schweiz wohnhaft, Chief Executive Officer (CEO) der Firma Umantis AG, wurde als Zweitplatzierter ausgezeichnet. Bemerkenswert die drittplatzierte Eleanor Murphy, die in London als Sozialarbeiterin tätig ist und den dritten Platz errang. Mit dieser Auszeichnung hätte Peter Drucker, der im Jahr 2005 starb, wohl die meiste Freude gehabt. Er galt als Verfechter des interdisziplinären Austauschs.

Was die Geschichte lehrt

Ein weiterer großer Österreicher der Geschichte, der ebenfalls die Verbindung verschiedener Disziplinen propagierte, nahm den genau umgekehrten Weg Peter Druckers. Er wurde nicht in Österreich geboren, machte dort jedoch eine der größten Karrieren der Geschichte. Die Rede ist von Prinz Eugen, der drei Kaisern diente und als verarmter Prinz, wie die Legende erzählt, im 17. Jahrhundert nur mit einem Schwert an den Habsburger Hof kam. Und sich in Folge zum reichsten Mann und „heimlichen Herrscher“ Europas entwickelte. Der Philosoph, Mäzen und elfmal verwundete Feldherr, dem Wien unter anderem das Schloss Belvedere zu verdanken hat, soll im Frühjahr 1730 seinem Verwalter auf seinen Vorschlag, einen Teil der 800 in Eugens Sommerresidenz beschäftigten Arbeiter werde nicht mehr gebraucht, geantwortet haben: „Meint Er, ich brauche vielleicht Ihn? Braucht man irgendeinen Menschen in der Welt? Wenn Er denkt, es sei gestattet, die Menschen verhungern zu lassen, die man nicht mehr braucht, so sage Er mir bloß, wer Ihn und mich vor dem Verhungern schützen soll.“ Es ist überliefert, dass seine Truppen und Arbeiter ihn noch weit über seinen Tod hinaus beklagten.

 



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