Dirk Müller: Börsen erleben neue Blasen – und auf die Welt kommt ein sozialistisches Vollgeldsystem zu

Börsenexperte Dirk Müller warnt auf einem Finanz-Vlog vor irrationalem Verhalten, das zurzeit Blasen an den Börsen generiere. Zudem sagt er voraus, dass die zunehmende Macht der Zentralbanken der Ausgangspunkt zu einem neuen System werden könnte.
Titelbild
Börsenexperte Dirk Müller.Foto: THOMAS LOHNES/AFP/Getty Images
Von 30. Juni 2020

In einem YouTube-Interview mit einem Finanz-Vlogger hat sich Börsenexperte Dirk Müller zu aktuellen Entwicklungen an der Börse und in der Wirtschaft insgesamt geäußert. Dabei warnte er zum einen vor einer irrationalen Blasenbildung an der Börse, die an die Lage auf dem Neuen Markt Ende der 1990er erinnere. Zum anderen sagte er voraus, dass die Notenbanken die Corona-Krise zu weiterer Machtkonzentration nutzen und den Auftakt zu einem tatsächlichen „Great Reset“ markieren würden.

Rebound an der Börse sei normal, Ausbruch aber nicht

Gegenüber dem Portal „René will Rendite“ nennt Müller die derzeitige Aufwärtsbewegung an den Börsen inklusive Beschwörung einer V-förmigen Erholung ein „Pfeifen im Walde“. Es seien Wunschdenken und Psychologie im Spiel, die realwirtschaftliche Lage sei nach wie vor katastrophal, aber man pflege den Mythos, um den Bürgern nicht die Kauflaune noch weiter zu verderben.

Von einer kurzfristigen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage könne keine Rede sein, worauf nicht zuletzt die anhaltenden Beschwörungen von Spitzenpolitikern hindeuteten, es werde „keine Rückkehr zur Normalität ohne Impfstoff“ geben. Erst das Winterhalbjahr werde sichtbar machen, wie schlecht die Situation tatsächlich sei.

Der starke Rebound, der sich zurzeit an den Börsen zeige, sei ebenso zu erwarten gewesen wie der Absturz, der sich im März auf dem Höhepunkt der Corona-Krise gezeigt habe.

Nicht zu erwarten sei hingegen gewesen, dass es über die Erholung hinaus nun auch einen Ausbruch an den Börsen gäbe, der nicht mehr in Relation zu den politischen Rahmenbedingungen und realistischen Erwartungen für die nächsten beiden Jahre stehe.

„Fortnite-Zocker haben an die Börse gewechselt“

Hier sei eine bedenkliche Entwicklung zu beobachten. Es seien neue Anleger auf den Markt getreten, mahnt Müller. Sogenannte Robin-Hood-Plattformen hätten frühere Fortnite-Zocker im Durchschnittsalter von 31 Jahren mit billigen Hebelprodukten an die Börse gelockt und eine Situation wie 1999/2000 auf dem Neuen Markt geschaffen.

„Minderjährige nehmen mit der Kreditkarte der Eltern Wertpapierkredite auf“, schildert der Experte. Dass sich die Hertz-Aktie verfünfzehnfacht habe, obwohl das Unternehmen pleite sei, sei Ausdruck der Irrationalität hinter dem Geschehen. Manche fühlen sich an das Pushen von Pennystocks Mitte der 2000er erinnert, Müller spricht von einem „Schneeballsystem“.

Derzeit ließen sich Profis von Studenten vorführen. Dies klappe kurzfristig problemlos, erklärt Müller, aber „wir wissen, wo das endet“. Sobald die Depots der Profis zu Höchstpreisen geräumt worden seien, komme der Absturz.

Profis griffen jetzt schon auf dem Aktienmarkt nicht mehr zu, während die Privaten mit allem einsteigen würden, was machbar sei. Am Ende drohe Ungemach: „Wenn es kippt, dann schnell und hart.“

„Sozialistischer Kapitalismus“ voraus

Man solle derzeit, mahnt Müller, Aktien nur kaufen, wo sie billig seien. Glücksspiel, wie es derzeit an der Börse betrieben werde, sei nicht dasselbe wie Investieren.

Was die Staatsschulden anbelangt, die im Zeichen der Corona-Krise explodierten, erwartet der Börsenexperte, dass deren Macht noch weiter zunehmen werde. „Wir haben jetzt schon in großen Teilen eine staatsbestimmte Wirtschaft“, diagnostiziert Müller. „Der freie Markt ist tot“ – und das sei auch ein Hinweis auf die gesellschaftliche Entwicklung: „Erst stirbt der freie Markt, dann die Demokratie.“

Auch die Aktienmärkte seien heute nicht mehr frei, meint Müller, da auch sie den Entscheidungen der Notenbanken und der Politik ausgesetzt seien. Besserung sei nicht in Sicht, im Gegenteil:

Wir werden weiter mit einem System leben müssen, das einem sozialistischen Kapitalismus ähnelt, das also pro forma noch einen Markt hat, der aber in seinen Kernbereichen von oben dirigiert wird.“

Dirk Müller erwartet weiteren Machtzuwachs für Notenbanken

Es werde von oben bestimmt, welche Industrien man haben wolle, wo das Geld hin solle, was wie verteilt werden solle. Es werde „mehr von oben bestimmt als unten vom freien Markt, das ist etwas, worauf wir uns einstellen müssen, und dabei wird es auch bleiben“.

Müller könne sich „selbst gut vorstellen“, dass es angesichts der Explosion der Staatsschulden ein neues Währungssystem geben wird. Ein Systemwechsel sei jedenfalls in Sicht.

Notenbanken kauften Staatsanleihen auf, „als gäbe es kein Morgen mehr“, damit würden wir alle zum Finanzier der Regierungen. Dies entspreche auch dem weltweiten Trend:

Notenbanken kaufen Staatsanleihen auf, sind dann mehr oder minder alleiniger Gläubiger der Staaten, und können damit auch jederzeit auf die Rückzahlung und die Zinszahlung verzichten.“

Great Reset werde von selbst kommen

Am Ende würden die Notenbanken dann selbst die Finanziers der Staaten und es würde so etwas wie ein Vollgeldsystem entstehen, bei dem die Konten des Staates und möglicherweise eines Tages auch die Konten der Bürger direkt bei der Zentralbank angesiedelt wären.

Es werde in vielen Bereichen des Wirtschafts- und Gesellschaftslebens tatsächlich einen „großen Reset“ geben, wie er auch dem Weltwirtschaftsforum (WEF) vorschwebe, prophezeit Müller. Damit werde sich vieles wirtschaftlich und gesellschaftlich verändern, viele Bereiche seien neu zu denken und würden bereits neu gedacht.



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