Facebook: „Cambridge Analytica könnte nur die Spitze des Eisbergs gewesen sein“ erklärt Katarina Barley

Laut "New York Times" hat das Facebook über Jahre hinweg mindestens 60 Herstellern von Smartphones einen umfangreichen Zugriff auf private Nutzerdaten gewährt.
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Big data ... Facebook hat jahrelang rund 60 Smartphone-Herstellern viel umfangreicher als gedacht Zugriff auf private Nutzerdaten ermöglicht.Foto: iStock
Epoch Times4. Juni 2018

Neuer Wirbel um den Umgang von Facebook mit Nutzerdaten: Laut „New York Times“ hat das Onlinenetzwerk über Jahre hinweg Herstellern von Smartphones weitreichenden Zugriff auf private Informationen gewährt. Facebook erklärte dazu, dem Konzern sei „irgendwelcher Missbrauch“ der Nutzerdaten durch diese Partnerfirmen nicht bekannt.

Die Zeitung hatte am Sonntag berichtet, über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg hätten mindestens 60 Gerätehersteller von Facebook einen tief reichenden Zugang zu Nutzerdaten bekommen. Zu diesen Unternehmen gehörten demnach Apple, Amazon, Blackberry, Microsoft und Samsung.

Einigen der Smartphone-Firmen sei von Facebook ermöglicht worden, Informationen über Beziehungsstatus, Religionszugehörigkeit, politische Ausrichtung und geplante Aktivitäten des Nutzers abzuziehen, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf eigene Recherchen.

Manche der Unternehmen könnten sogar auf Daten der Facebook-„Freunde“ des jeweiligen Nutzers zugreifen – selbst in solchen Fällen, in denen diese „Freunde“ es Facebook verwehrt hätten, ihre Daten mit anderen Unternehmen zu teilen.

US-Datenschutzexperte Ashkan Soltani der „New York Times“ erklärte:

Es ist, als wenn Du Türschlösser hast anbringen lassen, um dann festzustellen, dass der Schlosser auch Schlüssel an alle seine Freunde verteilt hat, so dass sie hereinkommen und durch Dein Zeug wühlen können“

Zusammenarbeit aus technischen Gründen

Facebook hatte die Partnerschaften mit den Geräteherstellern zu einem Zeitpunkt gestartet, als sich das Netzwerk noch in der Aufbauphase befand und sich noch keine Apps aus Online-Läden herunterladen ließen. Mit den Smartphone-Produzenten sei damals zusammengearbeitet worden, um Software-Schnittstellen zu den Facebook-Programmen in deren Geräte zu integrieren, erläuterte der Facebook-Manager Ime Archibong.

Die Partnerfirmen hätten dabei Vereinbarungen unterzeichnet, wonach die Daten lediglich für den Facebook-Austausch über ihre Geräte verwendet werden durften. „Wir haben sie von Anfang eng kontrolliert“, versicherte Archibong zu der Kooperation mit den Geräteherstellern.

Die Facebook-Merkmale der Nutzer hätten von den Partnerfirmen nur mit Zustimmung der User verwendet werden dürfen.

Facebook steht bereits seit Monaten wegen seiner Daten-Praktiken unter massivem Druck. Dabei ging es bisher um das Abschöpfen der Informationen über 87 Millionen Nutzer, die bei der Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica gelandet waren.

Erst ab April 2018 wurde den Herstellern einiges verboten

Als Reaktion auf den Skandal um Cambridge Analytica hatte Facebook erklärt, dass seit 2015 ein solch umfassender Zugang externer Firmen zu Nutzerdaten nicht mehr erlaubt sei.

Dabei ließ der Konzern jedoch unerwähnt, dass Hersteller von Smartphones, Tablets und anderer Hardware von diesen Restriktionen ausgenommen geblieben waren. Erst im vergangenen April habe Facebook damit begonnen, das Teilen von Daten mit solchen Firmen herunterzufahren, schrieb die „New York Times“.

Verbraucherschutzministerin: Nutzer bis aufs Kleinste ausforschen

Bundesverbraucherschutzministerin Katarina Barley (SPD) reagierte besorgt. Der Zeitungsbericht scheine „viele Befürchtungen zu bestätigen“, erklärte sie in Berlin: „Cambridge Analytica könnte nur die Spitze des Eisbergs gewesen sein.“ Die Ministerin betonte, dass es sich nicht um Datenlecks handle, sondern der Fehler bei Facebook „im System“ liege.

Das Geschäftsmodell des Konzerns beruhe darauf, „seine Nutzer bis ins Kleinste auszuforschen und die Daten mit Geschäftspartnern auszutauschen“, warnte Barley. Sie erklärte, Facebook müsse angesichts der neuen Vorwürfe „schnell und umfassend aufklären und künftig die strikte Einhaltung des EU-Datenschutzrechts sicherstellen“. (afp)



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