Ferienerscheinung oder Ende des Hypes? ChatGPT erlebt rückläufige Nutzerzahlen

Nach einem beispiellosen Aufstieg im Frühjahr sind die Nutzerzahlen des KI-Chatbots ChatGPT seit Monaten rückläufig. Ob es an den Ferien liegt oder andere Gründe hat, ist noch wenig erforscht.
Das Thema Künstliche Intelligenz hatte in den vergangenen Monaten durch den Textroboter ChatGPT eine große öffentliche Aufmerksamkeit erfahren.
Das Thema Künstliche Intelligenz hatte in den vergangenen Monaten durch den Textroboter ChatGPT eine große öffentliche Aufmerksamkeit erfahren.Foto: Richard Drew/AP/dpa
Von 12. September 2023

Über Monate hinweg kannte die Entwicklung des KI-gesteuerten Sprachbots ChatGPT nur eine Richtung: steil nach oben. Seit Juni ist jedoch die Zahl der Zugriffe ebenso zurückgegangen wie die Verweildauer der Nutzer. Ob es sich dabei um eine vorübergehende oder eine dauerhafte Entwicklung handelt, ist unter Beobachtern umstritten.

Schnellste erste Million an Nutzern in der Geschichte des Internets

Im November des Vorjahres hat OpenAI den KI-gesteuerten Bot ChatGPT erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Sprachmodell ist in der Lage, wie Menschen zu kommunizieren und dabei in Sekundenschnelle Texte zu Themen aller Art zu formulieren. ChatGPT ist mittlerweile auch in der Lage, in mehr als 95 Sprachen zu kommunizieren, darunter Paschtu, Sinhala oder Bisaya.

Die Innovation hat für einen in der Geschichte bislang einmaligen Ansturm von Interessierten gesorgt. In nur fünf Tagen ist es ChatGPT gelungen, die Zahl von einer Million Nutzer zu überwinden. Im Vergleich dazu hat Instagram zum Erreichen dieser Marke 75 Tage gebraucht, Twitter zwei Jahre, Netflix gar 3,5.

Andere Bots stagnieren ähnlich wie ChatGPT

Im Mai hatte der Bot mit etwa 1,85 Besuchern sein bislang bestes Monatsergebnis erzielt. Im Juni sank dieser Wert auf 1,66 Milliarden. Zwar entspricht das im Tagesschnitt nach wie vor 55 Millionen Besuchern, dennoch hat sich der rückläufige Trend in den Folgemonaten gehalten.

Mittlerweile gehen Analysetools von 1,4 Milliarden Nutzern im August aus. Bereits seit März ist die durchschnittliche Besuchsdauer des Chatbots gesunken – von etwa acht auf zuletzt 6,57 Minuten. Während die weltweite Nutzerzahl im August um weitere drei Prozent eingebrochen ist, ist sie in den USA immerhin wieder um 0,4 Prozent gestiegen.

Bei anderen KI-Formaten war im Sommer ebenfalls keine Steigerung bezüglich der Nutzung zu erkennen. Auch Google Bard konnte sich in den USA von seinem Einbruch von Mai auf Juni noch nicht wieder erholen.

Ferien, zunehmende Konkurrenz und qualitative Mängel

Ob die rückläufigen Nutzerzahlen und Verweildauern ein Ende des KI-Hypes darstellen, der Politik und Konzerne in Alarmbereitschaft versetzt hat, ist umstritten. Ein möglicher Erklärungsansatz für die rückläufigen Zugriffe in den vergangenen Monaten ist, dass Schüler und Studenten Ferien hatten. Diese zählten jedoch zu den Hauptnutzergruppen der KI.

Einem Bericht von „Similarweb“ zufolge stellen Personen im College-Alter mehr als ein Viertel der Nutzer von ChatGPT. Dass die Ferien nun enden, könnte zu einer in den vergangenen Wochen zu beobachtenden Stabilisierung beigetragen haben.

Ein weiterer Erklärungsansatz für weniger ChatGPT-Nutzer in den vergangenen Monaten ist, dass es mehr Konkurrenzprodukte auf dem Markt gibt. So hat Google mit Bard ein eigenes KI-Modell auf den Markt gebracht, aber auch Meta, Elon Musk und weitere IT-Größen basteln an eigenen Sprachbots. Dazu kommen Anwendungen wie midjourney.com, character.ai oder perplexity.ai, die zuletzt allerdings auch stagnierten.

ChatGPT soll bis Ende 2024 Umsatz von einer Milliarde US-Dollar generieren

Ein für die KI-Anbieter eher unvorteilhafter Erklärungsansatz ist hingegen, dass es nach wie vor erhebliche Qualitätsmängel bei den Modellen gibt. Bei ChatGPT soll die Qualität der mathematischen Anwendungsoptionen sogar drastisch abgenommen haben. So soll die Genauigkeit der Identifizierung von Primzahlen bei ChatGPT-4 von März bis Juni von 97,6 auf 2,4 Prozent gesunken sein.

Auch bezüglich der Ausführlichkeit von Angaben oder der Neigung zu erfundenen Informationen bei zu speziellen Anfragen überzeugen viele Modelle nach wie vor nicht. Dennoch geht OpenAI davon aus, bis Ende 2023 Einnahmen von etwa 200 Millionen US-Dollar mit ChatGPT erzielen zu können. Für Ende 2024 erwartet man sogar einen Umsatz von einer Milliarde US-Dollar.



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