Gasturbinen-Sparte von VW-Tochter MAN Energy Solutions geht an China

Der vom KP-Regime in China kontrollierte Konzern CHGT erwirbt den Bereich Gasturbinen von MAN Energy Solutions. Über finanzielle Details bewahrt man Stillschweigen.
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Sollte die Bundesregierung den Deal nicht beeinspruchen, kontrolliert demnächst ein staatlicher chinesischer Konzern die Gasturbinen-Sparte von MAN Energy Solutions.Foto: picture alliance/dpa/dpa
Von 21. Juni 2023

Die VW-Tochter MAN Energy Solutions hat am Dienstag, 20. Juni, eine Einigung über den Verkauf ihrer Gasturbinen-Sparte nach China verkündet. Neuer Besitzer ist der im direkten Eigentum des KP-regierten Staates stehende Konzern CSIC Longjiang GH Gas Turbine Co (CHGT). Über finanzielle Details haben die Vertragsparteien keine näheren Angaben gemacht.

Vorerst kein Personalabbau in Oberhausen und Zürich

Wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ) berichtet, steht die Entscheidung zum Verkauf im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Ende des Geschäfts mit fossilen Brennstoffen. Vorstandschef Uwe Lauber erklärte dazu, bis zum Jahr 2030 sollen „mehr als die Hälfte unserer Produkte zur CO₂-Reduzierung“ beitragen. In einer Mitteilung ist die Rede von einem „logischen nächsten Schritt auf dem Weg zu einem Lösungsanbieter für eine nachhaltige Energieversorgung“.

Die grundsätzliche Entscheidung, sich von der Gasturbinen-Sparte zu trennen, sei bei MAN Energy Solutions bereits vor drei Jahren gefallen. CHGT hat gegenüber dem in Augsburg ansässigen Konzern eine fünfjährige Beschäftigungsgarantie abgegeben. Diese betrifft die rund 100 Mitarbeiter in den Werken in Oberhausen und Zürich.

Zu den möglichen Einsatzbereichen der von MAN Energy Solutions hergestellten Gasturbinen gehören Bereiche wie die Energieerzeugung oder Pipelines.

Bundesregierung könnte den Deal noch durch ein Veto verhindern

Gänzlich in trockenen Tüchern ist das Geschäft noch nicht. Wie die WAZ weiter schreibt, steht der Verkauf noch unter dem Vorbehalt einer Genehmigung durch die Bundesregierung. Erst im vergangenen November hatte diese Einspruch gegen die geplante Übernahme des Dortmunder Chipherstellers Elmos durch ein chinesisches Unternehmen erhoben.

Der Genehmigungsvorbehalt greift, wenn es um wichtige Infrastruktur geht und wenn Technologie an Erwerber aus Nicht-EU-Ländern übergehen könnte. Die Politik hatte eine entsprechende Regelung auf den Weg gebracht, nachdem China das ebenfalls in Augsburg ansässige Robotik-Unternehmen Kuka erworben hatte. Dies geschah im Jahr 2017. Mittlerweile sind mehr als 95 Prozent des Konzerns im Besitz des KP-nahen Midea-Konzerns.

MAN Energy Solutions besteht in seiner jetzigen Form seit dem Jahr 2018. Hervorgegangen ist das Unternehmen aus der Anfang der 2010er-Jahre vollzogenen Fusion von MAN und der Diesel-Sparte von Volkswagen. Zuvor hatte es als „MAN Diesel & Turbo“ firmiert.

Die Geschichte von MAN reicht bis ins Jahr 1758 zurück. Damals entstand das Unternehmen als Eisenhütte und Maschinenfabrik in Augsburg. In weiterer Folge erweiterte MAN seine Tätigkeitsbereiche in unterschiedliche Branchen, unter anderem Schiffbau, Maschinenbau, Energieerzeugung oder fossile Brennstoffe.

Seit Jahrzehnten bestehen Geschäftsbeziehungen mit China

Die Geschäftsbeziehungen von MAN zu China reichen – wie beim Mutterkonzern VW – bereits mehrere Jahrzehnte zurück. MAN Energy Solutions war bereits zuvor an verschiedenen Projekten und Kooperationen in China beteiligt.

Zu den Schwerpunkten zählten dabei unter anderem die Energieerzeugung und der Schiffsbau. Der Konzern hat beispielsweise mit chinesischen Werften bei der Entwicklung und Produktion von Schiffsmotoren und Antriebssystemen zusammengewirkt. China gilt als einer der größten Schiffbau- und Schifffahrtsmärkte der Welt. MAN Energy Solutions lieferte unter anderem Motoren und andere technische Lösungen für Schiffe verschiedener Art.

Darüber hinaus engagiert sich MAN Energy Solutions in China auch im Bereich der erneuerbaren Energien. Das Unternehmen ist unter anderem an verschiedenen Windenergieprojekten beteiligt. Bereits zu Beginn der 2010er-Jahre hatte die deutsche Solarindustrie eine umfangreiche Abwanderung nach China erlebt. Eine Vielzahl der beteiligten Unternehmen verdankte zuvor ihren Aufbau milliardenschweren Förderungen aus der öffentlichen Hand.

Hochleistungsgroßwärmepumpen als Schwerpunkt

Die Gasturbinen-Sparte von MAN Energy Solutions legt ihren Fokus unter anderem auf die Herstellung von Großwärmepumpen. Im Unterschied zu den kleinen Wärmepumpen für einzelne Gebäude können diese Zehntausende Haushalte gleichzeitig versorgen.

Erst jüngst errichtete das Unternehmen zwei dieser großen Wärmepumpen im dänischen Esbjerg. Diese sollen dort 90 Grad Celsius heißes Wasser für das Fernwärmenetz liefern, welches dort etwa 27.000 Haushalte versorgt. Die Höchsttemperatur, die Wärmepumpen dieser Art erzeugen können, liegt bei 150 Grad. Die erzielbare Gesamtheizleistung liegt bei 48 Megawatt.

Gegenüber dem Portal „Basic Tutorials“ illustriert MAN-Manager Raymond Decorvet das Leistungspotenzial solcher Wärmepumpen mit dem Beispiel eines olympischen Sportbeckens. Dieses fasst etwa 2,5 Millionen Liter Wasser. Eine Großwärmepumpe könne es in weniger als vier Stunden von 20 Grad auf den Siedepunkt bringen – oder in etwa elf Stunden einfrieren.
In Dänemark nutzen die Wärmepumpen von MAN Energy Solutions unter anderem Meerwasser und Windenergie als Energiequellen.



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