Hoffnung für Galeria Karstadt Kaufhof – buero.de möchte einsteigen und Kaufhauskette eröffenen

Für eine dreistellige Millionensumme soll buero.de beim angeschlagenen Kaufhausriesen Galeria Karstadt Kaufhof einsteigen. Die Turbulenzen rund um den Rückzug von Immobilien-Milliardär René Benko bei der Signa Holding haben eine Einigung erleichtert.
Filiale von Galeria Kaufhof in der Kölner Innenstadt.
Filiale von Galeria Kaufhof in der Kölner Innenstadt.Foto: Thomas Banneyer/dpa
Von 15. November 2023

Weniger als zwei Wochen nach dem Rückzug von Immobilien-Milliardär René Benko aus dem Beirat der Signa Holding ist der Weg frei für eine Großinvestition in Galeria Karstadt Kaufhof. Für eine dreistellige Millionensumme will buero.de bei dem angeschlagenen Kaufhausriesen einsteigen, den Benko 2019 übernommen hatte.

Entstehen soll der größte stationäre Fachhandel für Büroartikel und Schulbedarf – an 90 deutschen Standorten auf einer Fläche von insgesamt etwa 30.000 Quadratmetern. Wie die „Bild“ unter Berufung auf Verhandlerkreise berichtet, soll es bereits am 1. Februar 2024 an den ersten 20 Standorten losgehen.

Galeria Karstadt Kaufhof schon seit Längerem im Blickfeld von buero.de

Der Chef von buero.de, Markus Schön, will eine dreistellige Millionensumme in Galeria Karstadt Kaufhof investieren. Die Verkaufsflächen für das eigene Sortiment will der Investor selbst bewirtschaften – inklusive der Logistik von Warenbestellung bis Verkauf. Auch Personalkosten im Umfang von etwa 25 Millionen Euro sowie weitere Fixkosten würde buero.de selbst tragen.

Am 1. August 2024 sollen weitere 20 Standorte dazukommen, der Rest Anfang Februar 2025. Bereits mehrfach hatte sich Schön um einen Einstieg bei Galeria Kaufhof Karstadt bemüht. Im Vorjahr waren dem rbb zufolge 47 Filialen im Gespräch. Mit Benko im Rücken hatte sich der mittlerweile abgelöste CEO Miguel Müllenbach jedoch stets gegen den Einstieg gestemmt.

Mittlerweile dürfte jedoch die Bereitschaft zur Kooperation größer sein, immerhin kann nicht zuletzt der in Turbulenzen geratene Immobilien-Tycoon Benko Unterstützung gebrauchen. Wie der rbb schreibt, sollen die Filialen weiter als Warenhäuser mit Komplettsortiment funktionieren, ähnlich wie bei Galeria Karstadt Kaufhof, nur unter einem neuen Namen: „An den 47 Standorten wird derzeit ungefähr die Hälfte des Umsatzes mit Kleidung, Schuhen und Accessoires gemacht – da wäre es geradezu fatal, wenn man diesen Bereich nicht bedienen würde. Wir werden sicher einige andere Schwerpunkte setzen, aber im Grunde sollen Sie im Warenhaus nahezu alles vorfinden, was Sie für Ihr tägliches Leben benötigen“, zitiert der rbb Markus Schön.

Geschäftsmodell lebte von billigen Krediten

Am 3. November hatte Benko auf Druck der Gesellschafter den Beirat der Signa Holding verlassen. Die in die Höhe geschossenen Zinsen und Baukosten hatten sein Geschäftsmodell unterminiert. Die teuer gewordenen Finanzierungen lähmten den bis dahin dynamischen Expansionskurs.

Stattdessen verloren die Bestandsimmobilien deutlich an Wert, massive Schulden wurden offenbar, die Bautätigkeit an den Elbtowers in Hamburg kam zum Erliegen. Zudem stufte die US-Ratingagentur Fitch eine Signa-Tochter auf „hochriskant“ herab.

Seither wird gar über eine mögliche Immobilienblase und toxische Kredite spekuliert, deutet der „eXXpress.at“ an. Der genaue Kapitalbedarf zur Stabilisierung der Signa Holding ist noch nicht absehbar. Es sollen jedoch Kredite über mindestens 2,2 Milliarden Euro noch offen sein.

Benko schwört auf „einzigartiges Immobilienportfolio“ von Signa

Allein zwei österreichische Großbanken sollen zwei Drittel aller Kreditmittel für die Signa-Gruppe beigesteuert haben, die in Zeiten der Nullzinspolitik offensiv mit viel Fremdkapital expandierte. Beide wollen ihr Engagement zuletzt deutlich reduziert haben. Angeblich soll die Europäische Zentralbank (EZB) in warnender Weise an die Banken herangetreten sein.

Mittlerweile hat der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Arndt Geiwitz als Generalbevollmächtigter bei Signa das Ruder übernommen. Benko selbst äußerte sich am Mittwoch zuversichtlich bezüglich der Zukunftsaussichten der Signa Holding. Immerhin verfüge die Gruppe über ein „einzigartiges“ Immobilienportfolio.

Benko will eigenen Angaben zufolge seinen „Beitrag leisten“, um „Vertrauen wiederherzustellen“. Nach seinem Rückzug soll er bereits in Saudi-Arabien mit einem Abgesandten des dortigen Staatsfonds über mögliche Investitionen gesprochen haben.



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