Japaner ziehen Reißleine: Softbank beendet Partnerschaft mit Wirecard

Die Partnerschaft mit dem japanischen Technologieinvestor Softbank war eine der größten Hoffnungen von Wirecard. Doch nun verliert der unter Manipulationsverdacht stehende Dax-Konzern Wirecard wegen seines Bilanzskandals den wichtigsten Partner für die Zukunftsprojekte.
Titelbild
Das Wirecard Hauptquartier in Aschheim.Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images
Epoch Times2. Juli 2020

Der japanische Softbank-Konzern beendet die Kooperation mit dem am Abgrund stehenden Bezahldienstleister aus dem Münchner Vorort Aschheim, wie es am Donnerstag in informierten Kreisen hieß. Die im April 2019 verkündete Partnerschaft hatte zwei wesentliche Bestandteile: Eine dreistellige Millioneninvestition der Japaner und die Vermittlung neuer Geschäftsmöglichkeiten, -partner und Kunden an Wirecard. Eine offizielle Stellungnahme von Softbank gab es nicht.

Anders als der Name vermuten lässt, ist Softbank keine Bank, sondern eine Holding, die sich unter Regie ihres Chefs Matayoshi Son rund um den Globus an Start-ups und Zukunftstechnologien beteiligt. Softbank wollte Wirecard unter anderem beim Markteinstieg in Japan und Südkorea behilflich sein.

Darüber hinaus waren Geschäftspartnerschaften von Wirecard mit mindestens sechs Firmen angedacht, in die Softbank investiert hat: der südostasiatische Fahrdienst Grab, der US-Mobilfunkanbieter Sprint, der ebenfalls in den USA ansässige Mobilfunkdienstleister Brightstar, die Autohandelsplattform Auto1 und die Tourismusplattform GetYourGuide, beide in Deutschland ansässig, sowie die indische Hotelkette Oyo. Grab, Auto1 und GetYourGuide bestätigen auf Anfrage, dass keine Zusammenarbeit mit Wirecard mehr geplant ist, die drei anderen Unternehmen ließen Anfragen unbeantwortet.

Softbank wollte außerdem 900 Millionen Euro in Wirecard investieren, mit der Option, in fünf Jahren wichtiger Aktionär zu werden. In dem japanischen Unternehmen wurden jedoch kurze Zeit später Bedenken wach, nachdem die britische „Financial Times“ mehrfach über Bilanzfälschungsverdacht bei Wirecard berichtet hatte. Softbank hatte die angekündigten 900 Millionen Investition in Wirecard daher nicht mehr mit Geld des hauseigenen Vision Fund finanziert, sondern mit Hilfe externer Geldgeber. Von daher drohen Softbank nach den Angaben auch keine finanziellen Verluste.

Weitere Insolvenzanmeldungen

Unterdessen haben nach der Muttergesellschaft Wirecard AG nun fünf Tochterfirmen Insolvenz angemeldet. Wie das Münchner Amtsgericht am Donnerstag mitteilte, ist auch für diese fünf Firmen der Rechtsanwalt Michael Jaffé als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt.

Alle fünf Töchter sind wie die Wirecard AG im Münchner Vorort Aschheim ansässig, dabei handelt es sich um Firmen, die Dienstleistungen und Software für die Muttergesellschaft anbieten, Dazu zählen etwa die Vertriebs- und Marketinggesellschaft Wirecard Global Sales und die Softwarefirma Wirecard Issuing Technologies.

Wirecard hatte Anfang vergangener Woche mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, wenige Tage später folgte der Insolvenzantrag. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den zunächst zurückgetretenen und später vom Aufsichtsrat nachträglich fristlos gefeuerten Vorstandschef Markus Braun und andere Manager. (dpa/sua)



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