Keine Aufträge: ZF-Standort in Gelsenkirchen in Gefahr – 200 Arbeitsplätze bedroht

ZF ist eines der größten deutschen Industrieunternehmen und beliefert die Mobilitätsbranche. Doch für ein Produkt, das der Konzern in Gelsenkirchen produzieren wollte, fand er keinen Auftraggeber. Nun drohen Umstrukturierungen, die auch Hunderte Arbeitsplätze kosten könnten.
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Der Hauptsitz des deutschen Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen in Friedrichshafen.Foto: Thomas Kienzle/AFP via Getty Images
Von 10. November 2023

Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen blickt in eine ungewisse Zukunft. Der Standort in Gelsenkirchen hatte im bisherigen Geschäftsjahr zu wenige Aufträge. Das wirkt sich auf die Personalsituation aus.

Für „die geplante Ansiedlung“ einer neuen elektrischen Lkw-Lenkung konnten die nordrhein-westfälische Produktionsstätte „bisher keine Kundenaufträge“ gewinnen, wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet.

Der Technologiekonzern ZF ist weltweit agierend und liefert Systeme für die Mobilität von Pkw, Nutzfahrzeugen sowie Industrietechnik. Der Konzern hat 168 Produktionsstandorte in 32 Ländern. Darüber hinaus hat ZF 19 Hauptentwicklungsstandorte in neun Ländern. Im Jahr 2022 hat das Unternehmen laut eigenen Angaben einen Umsatz von 43,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. In Deutschland stellt ZF primär Lenkungen und Kabelbäume für die Automobilindustrie her.

200 Mitarbeiter betroffen

Auch intensive Bemühungen und Gespräche konnten keinen Auftrag für die Lkw-Lenkung an Land ziehen, wie ein Sprecher des Unternehmens laut „Blackout News“ mitteilte.

Das Ausbleiben der Aufträge hat Konsequenzen für das Werkspersonal in Gelsenkirchen: Bis zu 200 Mitarbeiter könnten von den geplanten Umstrukturierungen betroffen sein und womöglich ihren Job verlieren. Insgesamt sind bei ZF in Gelsenkirchen rund 350 Mitarbeiter angestellt. Davon sind rund 150 im Technikzentrum für Entwicklungsaufgaben tätig.

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Auf der Automesse IAA bekam der Stand von ZF am 5. September 2023 hohen Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (m.) und dem Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (r.). Foto: Tobias Schwarz/AFP via Getty Images

Probleme auch in Saarbrücken

Bei ZF Friedrichshafen ist allerdings nicht nur das Werk in Gelsenkirchen in Schwierigkeiten. Die Unternehmensleitung überlegt, auch am Standort im saarländischen Saarbrücken Umstrukturierungen vorzunehmen, wie „E-Fahrer“ berichtet. Bereits im Mai dieses Jahres gab es Überlegungen, dort rund 6.000 Stellen zu streichen. Derzeit sind beim Saarbrücker Werk von ZF über 9.000 Beschäftigte tätig. Es ist er der größte Arbeitgeber im an Frankreich grenzenden Bundesland und zählt zu den bedeutendsten Werken des global agierenden Unternehmens.

Laut ZF-Manager Markus Schwabe seien mögliche Stellenstreichungen aber nur eine Option. „Wir arbeiten mit Szenarien. Wir versuchen, mit der Situation bestmöglich umzugehen“, erklärte er. Als Grund für die Schwierigkeiten nannte Schwabe eine neue Marktsituation. „Wir haben ganz neue Player, die auf dem Markt erscheinen, die vor zehn Jahren noch nichts mit dem Automobilsektor zu tun hatten und plötzlich mit uns um Aufträge konkurrieren“, schilderte der Manager.

ZF in Gelsenkirchen musste vor fünf Jahren bereits gerettet werden

Schon im Jahr 2018 machte der Standort im Gelsenkirchener Stadtteil Schalke-Nord Schlagzeilen, wie „BW24“ berichtet. Damals hieß es, dass die dortige Produktion zum Jahresende eingestellt werden müsse. Das hätte rund 500 Mitarbeiter ihren Job gekostet. Nur massive Proteste der IG Metall und die Mithilfe der nordrhein-westfälischen Landesregierung vor rund fünf Jahren konnten die Werksschließung verhindern. Nun droht der Produktion erneut ein mögliches Aus.

Der Stiftungskonzern ZF Friedrichshafen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der größten deutschen Industrieunternehmen entwickelt. Gleichzeitig hat er sich mit millionenschweren Übernahmen übernommen. Inzwischen ist der Autozulieferer unter dem neuen CEO Holger Klein wieder auf Wachstumskurs.



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