Personalabbau: Amazon schließt Logistikzentrum Brieselang nahe Berlin

Bisher hat der Onlineriese in Deutschland über die Jahre immer neue Logistikzentren eröffnet – dem Boom des Versandhandels folgend. Jetzt hat sich Amazon entschieden, einen Standort zu schließen.
Der US-Konzern Amazon will das Logistikzentrum in Brieselang nahe Berlin schließen.
Der US-Konzern Amazon will das Logistikzentrum in Brieselang nahe Berlin schließen.Foto: Bernd Settnik/dpa-Zentralbild/dpa
Von 3. März 2023

Der weltweit größte Onlineversandhändler Amazon hat erstmals die Schließung eines großen Logistikzentrums in Deutschland angekündigt. Der US-Konzern will das Logistikzentrum in Brieselang (Havelland) nahe Berlin schließen, wie ein Unternehmenssprecher am Dienstag auf Anfrage bestätigte. Dies sei den rund 600 Beschäftigten mitgeteilt worden. Mit dem örtlichen Betriebsrat seien entsprechende Gespräche und Verhandlungen zur Betriebsschließung aufgenommen worden.

Das Logistikzentrum Brieselang wurde den Angaben zufolge 2013 eröffnet. Begründet wird die Schließung mit dem „relativ alten Gebäude“, das nicht auf den neuesten Stand gebracht werden könne. Dieses Gebäude biete keine Möglichkeit für eine Weiterentwicklung.

Gleichzeitig kündigte Amazon an, zwei neue Logistikzentren in Deutschland zu eröffnen, „die in den nächsten drei Jahren rund 2.000 attraktive neue Arbeitsplätze schaffen sollen“. Mit den Mitarbeitern in Brieselang sollen Möglichkeiten ausgelotet werden, an andere Amazon-Standorte in Deutschland zu wechseln. Berlin-Brandenburg bleibe eine wichtige Region für Amazon, in die weiterhin investiert werde.

„Wir sind uns bewusst, dass dies für viele unserer Mitarbeiter in Brieselang eine schwierige Zeit bedeutet, und wollen unterstützen, wo wir können“, teilte der Sprecher auf rbb-Anfrage mit.

Bislang betreibt der Onlinegigant in Deutschland 20 Logistikstandorte, berichtet die „WirtschaftsWoche“. Allein im deutschen Logistiknetzwerk sind nach Unternehmensangaben „deutlich mehr als 20.000 festangestellte“ Beschäftigte tätig.

Boom beendet

In den vergangenen Jahren – besonders während der Corona-Pandemie – lief es gut für die Branche des Onlinehandels. Doch in den vergangenen Monaten musste die Branche mit Einbußen zurechtkommen. Die Menschen können längst wieder im Einzelhandel einkaufen und konsumieren aufgrund von Energiekrise und Inflation weniger. Das zeigt auch der Verlauf der Amazon-Aktie. Während diese während der Pandemie auf zwischenzeitlich über 150 Euro anstieg, sank sie auf den heutigen Wert von rund 86 Euro.

Optimistische Stimmen gibt es jedoch bezüglich des Logistikimmobilienmarkts in Deutschland. So etwa Christian Alpers, Leiter des Geschäftsbereiches Real Estate der Unternehmensberatung FalkenSteg. Er sieht den Logistikimmobilienmarkt als vergleichsweise robust. So sei „die Nachfrage nach Flächen sehr hoch und durch steigende Mieten bei geringen Leerständen für Investoren attraktiv“.

Daran dürfte sich aus seiner Sicht zunächst auch wenig ändern: „Hintergrund ist das viel zu geringe Flächenangebot und die rückläufige Neubautätigkeit.“ Hinzu käme, dass die stark angestiegenen Baukosten und die Verteuerung der Finanzierung viele Projekte fast zum Erliegen gebracht hätten. Dabei bleibe das Angebot an neuen Objekten überschaubar.

Weltweite Stellenstreichungen

Amazon hatte zu Jahresbeginn die Streichung von weltweit mehr als 18.000 Stellen angekündigt. Es handelt sich um den bislang größten Personalabbau in der Geschichte des 1994 gegründeten US-Internetkonzerns. Amazon beschäftigte zuletzt rund 1,5 Millionen Menschen, die meisten davon in der Liefer- und Lagerinfrastruktur.

Der US-Konzern hatte bereits im November damit begonnen, im größeren Stil Stellen zu streichen. Zuvor hatte Amazon wegen des Bestellbooms in der Pandemie zahlreiche Mitarbeiter eingestellt. Das entpuppte sich im Nachhinein als übertrieben.

Die Kündigungswelle sollte zunächst vor allem die defizitäre Gerätesparte rund um Echo-Smartlautsprecher und das Sprachassistenzprogramm Alexa betreffen. Doch die Stellenstreichungen umfassen auch andere Sparten.

(Mit Material von dpa)



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