RBB auf hartem Sparkurs: „Mittagsmagazin“ und „Thadeusz“ gestrichen

Nach einer „Misswirtschaft“ kommt nun der Sparzwang. Der RBB greift zum Rotstift: Das Programm wird künftig verschlankt, feste Stellen gekürzt und Immobilien verkauft.
Ein Schild mit dem Logo des öffentlichen Senders Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) vor dem Eingang zum Sitz des Senders an der Masurenallee in Berlin.
Ein Schild mit dem Logo des öffentlichen Senders „Rundfunk Berlin-Brandenburg“ (RBB) vor dem Eingang zum Sitz des Senders an der Masurenallee in Berlin.Foto: Monika Skolimowska/dpa
Von 24. Februar 2023

Der krisengeschüttelte „Rundfunk Berlin-Brandenburg“ (RBB) muss sparen. Ausgaben sollen bis Ende 2024 um fast 50 Millionen Euro gekürzt werden. Intendantin Katrin Vernau setzt großflächig den Rotstift an. Rund 100 Stellen sollen abgebaut und mehrere Sendungen gestrichen werden.

„Die Notwendigkeit ergab sich aus der Misswirtschaft der vergangenen Jahre“, heißt es zur Begründung in der Pressemitteilung kurz nach einer Belegschaftsversammlung am Mittwoch. Ohne Sparmaßnahmen „würden wir spätestens Ende 2024 in einen finanziellen Abgrund blicken. Die Zahlungsfähigkeit wäre nicht mehr ohne Weiteres sichergestellt“, sagte Vernau.

Thadeusz geht, Nuhr bleibt

So wolle man sich beim Fernsehen „auf das Programm zwischen 18 und 22 Uhr konzentrieren“. In den zuschauerschwächeren Zeiten nach 22 Uhr gibt es künftig keine Eigenproduktion mehr. Betroffen ist unter anderem die Sendereihe „Thadeusz und die Beobachter“. Diese wird ab 2024 nicht mehr produziert. Darüber berichteten zuerst die Boulevardzeitungen „B.Z.“ und „Bild“.

Auch eine Sendung von Dieter Nuhr im Rahmen der ARD-Themenwoche wird gestrichen. Was aber bleibt, sind die jährlichen 15 Folgen „Nuhr im Ersten“. Eine Überraschung für den deutschen Kabarettisten, denn offenbar wusste er bis noch vor Kurzem nichts von der Fortsetzung seiner Satireshow.

„Das wusste ich noch nicht. Aber ich freue mich sehr auf die Vertragsverlängerung und bin gern dabei“, schrieb Nuhr am Mittwochabend auf Facebook. Der RBB erklärte dazu auf der Kommunikationsplattform Twitter: „Dieter Nuhr hat für das Erste und den RBB oberste Priorität. Selbstverständlich wird das erfolgreiche Satireformat Nuhr im Ersten auch 2024 fortgeführt.“

Anders beim ARD-Mittagsmagazin „MiMa“. Die teure Produktion will sich der RBB nicht mehr leisten und wird die Federführung anderen Sendern überlassen.

Massiver Stellenabbau

Damit endet die Sparliste aber noch lange nicht. Rund 11 Millionen Euro will der Rundfunk an Personal- und Organisationskosten einsparen. Das bedeutet: 100 feste Stellen werden gestrichen. Betroffen sind unter anderem Mitarbeiter mit Zeitverträgen. Zudem wird die Zahl der außertariflich Beschäftigten um die Hälfte verringert.

Auch an der Spitze des Senders wird gespart. Intendantin Vernau kündigte an, „die Geschäftsleitung von derzeit vier auf zwei Direktionen zu verkleinern“. Wer seinen Tisch räumen muss, ist noch nicht entschieden. Fest steht nur, „dass es keine eigenständige juristische Direktion mehr geben wird“.

Zum Sparkurs gehört außerdem der geplante Verkauf von zwei Immobilien und zwei Grundstücken sowie die Kündigung von Mietverträgen.

Top-Gehälter von RBB-Managern gesichert

Als gesichert gelten laut „B.Z.“ hingegen die Gehälter der 30 top-versorgten RBB-Manager. Diese will Vernau mit der Begründung: „Der RBB steht im Wettbewerb um Führungskräfte.“ nicht kürzen. In der Management-Etage sitzt etwa Oliver Jarasch – Ehemann von Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne). Sein Jahresgehalt beträgt laut der Zeitung rund 150.000 Euro.

Vernau selbst ist seit Mitte September 2022 Übergangsintendantin des RBB. Dem „Tagesspiegel“ erklärte sie, dass sie über die Laufzeit ihres Vertrages bis Mitte September hinaus als Sender-Chefin weiterarbeiten möchte. „Mir ist der RBB schon ans Herz gewachsen, und ich bin überzeugt, dass wir mit dem, was wir uns jetzt vorgenommen haben, in eine erfolgreiche Zukunft gehen.“

Der Sender war im Sommer 2022 in eine tiefe Krise um Vetternwirtschaftsvorwürfe und umstrittene Beraterverträge gestürzt. Im Zentrum der RBB-Affäre stehen die entlassene Intendantin Patricia Schlesinger und der zurückgetretene Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf. Gegen beide ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Berlin, ebenso gegen Schlesingers Ehemann sowie den Verwaltungsdirektor und die juristische Direktorin des RBB.

Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung. Wie lange die Ermittlungen noch dauern, ist unklar.

(Mit Material von Agenturen)



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