Rekordminus bei Siemens Energy – Ifo kritisiert Milliarden-Bürgschaft vom Bund

Siemens Energy hat den höchsten Verlust seiner Geschichte bekannt gegeben. Schuld seien Probleme im Windkraftgeschäft, so der Münchener Konzern. Das Ifo-Institut sieht noch andere Gründe.
Siemens Energy hat den höchsten Verlust seiner Geschichte bekanntgegeben. Schuld sind Probleme im Windkraftgeschäft. Im Rest des Konzerns läuft es eigentlich gut.
Siemens Energy hat den höchsten Verlust seiner Geschichte bekannt gegeben.Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Epoch Times15. November 2023

Am Tag nach der Bürgschaft durch den Bund hat Siemens Energy einen Rekordverlust bekannt gegeben. Knapp 4,6 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr sind das mit Abstand größte Minus in der jungen Geschichte des Energietechnikkonzerns. Ursache sind die Probleme im Windkraftgeschäft, die Energy regelmäßig die Bilanz verhageln und die im vergangenen Geschäftsjahr einen Höhepunkt erreichten.

Das Windkraftgeschäft wird voraussichtlich auch 2024 Verluste anhäufen: Vor Sondereffekten erwartet der Konzern dort ein Minus von rund zwei Milliarden Euro. Die restlichen Geschäfte laufen dagegen solide, können die Verluste im Windbereich aber nicht ausgleichen, erklärte Konzernchef Christian Bruch.

Die Nachfrage nach den Produkten von Siemens Energy sei weiter hoch. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Auftragseingang mit gut 50 Milliarden Euro rund ein Drittel höher als 2022. Der Auftragsbestand wuchs um gut ein Siebtel auf 112 Milliarden.

Staat bürgt für Siemens Energy in Milliardenhöhe

Wegen der finanziellen Probleme des Energiekonzerns hat die Bundesregierung staatliche Unterstützung angekündigt. Einer am Dienstag bekannt gegebenen Mitteilung zufolge erhält das Unternehmen eine Garantielinie in Höhe von insgesamt 15 Milliarden Euro, von denen 7,5 Milliarden Euro durch den Bund abgesichert werden.

Demnach übernimmt auch der ehemalige Mutterkonzern Siemens AG die Absicherung von einer Milliarde Euro, wobei es sich um eine „Erstverlusttranche“ handle, die im Schadensfall „vorrangig herangezogen“ werde, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Die Siemens AG hatte Siemens Energy 2020 abgespalten, hält aber weiterhin einen Anteil von 25,1 Prozent.

Die Bundesregierung hatte als Bedingung für ihre Hilfe weiteres Engagement des Siemens-Konzerns für seine ehemalige Tochterfirma gefordert. Vor diesem Hintergrund beabsichtige die Siemens AG, Anteile am gemeinsam mit Siemens Energy gehaltenen Indien-Geschäft für 2,1 Milliarden Euro zu erwerben, erklärte Siemens Energy nun.

Ifo: Es sind nicht nur Marktprobleme

Der Chef des Forschungsinstitutes Ifo, Clemens Fuest, hat die Rettung von Siemens Energy über milliardenschwere Garantien kritisiert. „Bei Siemens Energy sind es nicht nur Marktprobleme, Managementschwächen kommen hinzu“, sagte Fuest der „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe). „Ich würde es deshalb für sinnvoller halten, wenn die Politik sich auf Eingriffe konzentriert, die die Marktprobleme angehen, statt Siemens Energy in dieser Lage zu stützen.“

Die Bundesregierung handele wegen einer Mischung aus Problemen des Marktes für erneuerbare Energie und hausgemachten Problemen bei Siemens Energy, so Fuest. „Die Marktprobleme resultieren daraus, dass die Rentabilität von Investitionen stark von künftigen politischen Entscheidungen abhängt, beispielsweise von der Höhe des CO₂-Preises. Viele Investoren haben Zweifel, ob die Politik einen hohen CO₂-Preis setzen wird, deshalb investieren sie zögerlich. Wenn die Politik diese Hindernisse für den Ausbau der Windenergie überwinden will, kann man das durch staatliche Förderung auch in Form von Garantien tun“, so der Ifo-Chef. „Es stellt sich aber die Frage, ob man einzelne Unternehmen ad hoc unterstützen will.“(dpa/dts/dl)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion