Rückruf von Mercedes betrifft 600.000 Fahrzeuge – Bundesamt warnt vor Gefahr

Eine größere Rückrufaktion beim Autohersteller Mercedes-Benz trübt den Glanz des Sterns. Das Kraftfahrtbundesamt warnt die Besitzer. Betroffene können in bestimmten Fällen Rechte und Ansprüche geltend machen.
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Mercedes-Benz hat im zweiten Quartal bei den Autoverkäufen zugelegt. Dieser Erfolg wird jedoch von einer größeren Rückrufaktion begleitet.Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Von 11. Juli 2023

Wegen eines Mangels an der Kraftstoffzufuhr ruft der Stuttgarter Konzern Mercedes-Benz weltweit 589.799 und deutschlandweit 28.153 Fahrzeuge in die Werkstatt. Das berichtet der ADAC. Betroffen sind insgesamt zehn Modellreihen der Baujahre 2021 bis 2023.

Bei den Modellen gebe es möglicherweise ein Problem an der Kraftstoffförderpumpe. Der für die Kraftstoffförderung verantwortliche Impeller (innen liegender Propeller) könne unter Umständen nicht den geforderten Spezifikationen entsprechen und sich daher verformen. Komme er dann mit dem Gehäuse in Kontakt, könne die Pumpe durch den erhöhten Widerstand abschalten, berichtet „Auto-Motor-Sport“.

Warnung des KBA

Fällt die Kraftstoffförderpumpe aus, kann der Fahrer dies durch Warnhinweise im Cockpit erkennen. Und durch einen weiteren Umstand: „In der Folge verliert das Fahrzeug seinen Antrieb“, informiert das Kraftfahrtbundesamt (BKA).

Die Behörde zeigt sich über diesen Mangel besorgt – und warnt laut „Merkur“ die Besitzer. Denn wenn bei einem betroffenen Fahrzeug plötzlich der Vortrieb ausfällt, kann das ernste Folgen im Straßenverkehr nach sich ziehen.

Ein Auto, das überraschend nicht mehr beschleunigt, kann im Straßenverkehr schnell zu einer Gefahr werden. So etwa bei Überholmanövern auf einer Autobahn oder bei Beschleunigungsmanövern in der Stadt.

Zuvor schon Rückruf in den USA

Erst kürzlich verkündete die US-amerikanische Straßenverkehrssicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety Administration, dass in den USA mehr als 140.000 Mercedes-Fahrzeuge wegen eines möglichen Ausfalls der Kraftstoffpumpe in die Werkstatt gerufen werden. Nun veröffentlichte das Kraftfahrtbundesamt zur offenbar gleichen Problematik den Rückruf, wie „24Auto“ informiert.

Im Rahmen des Rückrufes (Referenznummer: 012934, Hersteller: 4790205) wird Mercedes-Benz bei betroffenen Fahrzeugen das Kraftstofffördermodul komplett austauschen. Halter werden laut „MBPassion“ schriftlich kontaktiert. Der voraussichtliche Werkstattaufenthalt liegt im Rahmen von maximal 60 bis 90 Minuten.

Von dem Rückruf betroffen sind laut „t-online“ folgende Modelle:

  • C-Klasse
  • E-Klasse
  • G-Klasse
  • S-Klasse
  • CLS
  • SL
  • AMG GT
  • GLC
  • GLE
  • GLS

Weitere Rückrufe

Darüber hinaus gibt es aktuell einen weiteren Rückruf von 966 GLC SUV-Modellen aus der Produktion von 2022 sowie 2023. Davon sind 615 Modelle in Deutschland betroffen. Das Problem ist laut „MBPassion“ eine nicht ausreichend angezogene Verschraubung der Verstärkung der Anhängevorrichtung (Anhängerkupplung).

Doch damit nicht genug: Auch gibt es aktuell einen Rückruf für das Modell 206 der Mercedes C-Klasse. Der Hersteller bestellt rund 16.200 Einheiten mit Allradantrieb in die Werkstätten, wie „KFZ-Betrieb“ berichtet. Wegen einer falschen Länge könne der Getriebeleitungssatz an der vorderen Antriebswelle scheuern, sagte ein Konzernsprecher auf Anfrage. Bei Beschädigung könne es zum Antriebsverlust kommen.

Ihre Rechte bei Rückruf und Produkthaftung

Ein Rückruf des neuen Autos ist ärgerlich, gewährleistet aber gleichzeitig die Sicherheit für die Autofahrer. Rückruf- oder auch sogenannte Serviceaktionen der Automobilhersteller haben laut dem ADAC mit Gewährleistungs- und Garantieansprüchen nichts zu tun. Der Hersteller erfüllt damit seine Produktbeobachtungspflicht und schützt sich vor Schadenersatzansprüchen und Imageverlust.

Rückrufaktionen schützen die betroffenen Kunden vor Gefahren durch fehlerhafte Produkte. Es gibt keine rechtliche Verpflichtung auf Übernahme der erforderlichen Reparaturkosten oder für einen Leihwagen in der Ausfallzeit. Diese Kosten können Sie nur innerhalb der Sachmängelhaftungsfrist oder einer Garantie geltend machen. Manche Hersteller bieten für diese Zeit aber kostenlos ein Ersatzauto an.

Um ihr Image und den Erfolg der Rückrufaktion nicht zu gefährden, übernehmen die Hersteller aber üblicherweise freiwillig die Reparaturkosten.

Ansprüche im Schadensfall

Im Fall der sogenannten Produkthaftung haben Kunden Anspruch auf Schadenersatz gegen den Hersteller oder Importeur, weil er ein fehlerhaftes Produkt auf den Markt gebracht hat.

Ein Beispiel für Produkthaftung: Ein Auto erleidet einen Totalschaden, weil ein defekter Gaszug unkontrolliert von selbst beschleunigt. Sie haben keinen Anspruch auf Mängelbeseitigung, sondern nur auf Ersatz der Folgeschäden, die durch einen Produktmangel entstehen. Für die Reparatur des Mangels am Fahrzeug selbst können Sie sich nur auf die Sachmängelhaftung oder eine Garantie berufen.

Bei Rückrufen sind diese Ansprüche oft schon verjährt. Für die Verjährung der Ansprüche kommt es nicht darauf an, ob der Hersteller beziehungsweise die Werkstatt den Fehler kannte.

Höherer Absatz bei Mercedes

Was den Absatz betrifft, konnte Mercedes-Benz im zweiten Quartal zulegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Verkäufe um sechs Prozent auf 515.700 Fahrzeuge gestiegen, wie der Autobauer in Stuttgart mitteilt. Vor allem auf dem Heimatmarkt zogen die Geschäfte kräftig an. In Deutschland wurden den Angaben zufolge im zweiten Quartal 58.600 Autos verkauft. Das ist ein Plus von satten 23 Prozent. Auf dem europäischen Markt landeten insgesamt 157.100 Fahrzeuge.

Wichtigster Markt blieb mit einem Absatz von 239.200 Autos Asien, wobei mit 183.600 Autos der Großteil in China verkauft wurde. Mit einem Plus von drei Prozent zogen die Geschäfte auf dem nordamerikanischen Markt – zu dem Mercedes die USA, Kanada und Mexiko zählt – nur leicht an. Hier verkaufte Mercedes 98.800 Autos.

Einen besonders kräftigen Schub verzeichnete Mercedes bei seinen vollelektrischen Fahrzeugen. Die Verkäufe bei den reinen E-Autos stiegen um 123 Prozent auf 56.300 Einheiten.

Nach den ersten sechs Monaten des Jahres liegt der Absatz bei knapp 1,02 Millionen Fahrzeugen – ein Anstieg von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge lag den Angaben nach bei 102.600 Einheiten. Demnach machten die E-Autos etwas mehr als ein Zehntel des Gesamtabsatzes aus.

Mercedes will bis 2030 in der Lage sein, nur noch vollelektrisch angetriebene Autos zu verkaufen, wo immer es die Marktbedingungen zulassen. (Mit Material von dpa)



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