Tesla-Ausbau in Grünheide: Öffentliche Beteiligung für Erweiterungspläne startet

Tesla plant, seine Produktionskapazität in der Gigafactory Grünheide in Brandenburg von 500.000 auf 1.000.000 Fahrzeuge pro Jahr zu verdoppeln. Diese Expansion stößt auf Kritik von Naturschützern. Wer Bedenken gegen die Erweiterung hat, kann diese nun öffentlich geltend machen: Am 19. Juli startet ein entsprechendes Bürgerbeteiligungsverfahren.
Das Gelände der Tesla Gigafactory Berlin Brandenburg.
Das Gelände der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg.Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Von 15. Juli 2023

Der Elektroautohersteller Tesla möchte sein Werk im brandenburgischen Grünheide erweitern. Wie das brandenburgische Landwirtschaftsministerium mitteilte, möchte der US-amerikanische Autohersteller seine Produktionskapazitäten von bisher maximal 500.000 Autos im Jahr auf dann 1.000.000 Fahrzeuge erweitern.

Hierfür soll eine weitere große Halle zur Unterbringung der zusätzlichen Produktionseinheiten errichtet werden. Zudem sind auch Änderungen und Optimierungen an den bereits errichteten Produktionsanlagen geplant. Mit der Erweiterung soll zudem eine Erhöhung der Batteriespeicherproduktionskapazität von derzeit 50 auf zukünftig 100 Gigawattstunden pro Jahr einhergehen.

Für diese Erweiterung ist eine neue umweltrechtliche Genehmigung des Landes notwendig. Darüber hinaus würde ein vergrößertes Tesla-Werk auch mehr Strom und Wasser verbrauchen. Die Landesregierung hatte Tesla-Chef Elon Musk Unterstützung für den Werksausbau zugesichert.

Einwendungen können bis August vorgebracht werden

Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens werden ab dem 19. Juli die Bürgerinnen und Bürger am Verfahren beteiligt. Wie das Landesumweltministerium mitteilte, kann man dann bis zum 18. August alle Unterlagen zum Verfahren im Internet (https://www.uvp-verbund.de/portal) öffentlich einsehen. Auch Behörden wie das Landesumweltamt oder die Rathäuser in Brandenburg werden in diesem Zeitraum die Unterlagen öffentlich zugänglich machen. Jeder Bürger hat dann die Möglichkeit, Einwendungen gegen die Erweiterung des Tesla-Werkes zu erheben. Wenn Einwendungen erhoben werden, die einer Erörterung bedürften, soll der Erörterungstermin voraussichtlich in der Stadthalle Erkner ab dem 23. Oktober stattfinden.

Naturschützer sehen die Tesla-Pläne eher kritisch. Sie warnen vor einer Erweiterung der Fabrik, weil ein Teil des Areals im Wasserschutzgebiet liegt. Weiter kritisieren sie, dass mit der Werkserweiterung eine weitere Waldfläche verlorengehen würde. Kurz nach Bekanntgabe der Erweiterungspläne von Tesla im Mai sind schon 15 Einwendungen bei der Stadt eingegangen. Das gab damals der Bauamtsleiter Ulf Dymke auf Anfrage der Onlineplattform „t-online“ an.

Die Gemeindevertretung Grünheide stimmte schon im Dezember mehrheitlich für die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans. Der Autobauer kann nun eine Fläche von über 100 Hektar kaufen.

Produktionskapazität längst noch nicht ausgeschöpft

Seit März des letzten Jahres stellt Tesla in Grünheide bei Berlin Elektroautos her. Die momentane Produktionskapazität liegt bei 500.000 Fahrzeuge im Jahr. Diese Maximalkapazität wird aber noch längst nicht erreicht. Mit etwa 1.000 Beschäftigten werden in Brandenburg in der Woche 5.000 Autos gebaut. Auf das Jahr gerechnet sind das 250.000 Elektrofahrzeuge.

Seit Bekanntgabe der Baupläne der sogenannten „Gigafactory“ von Tesla in Gründheide ist ein Kampf zwischen dem US-Konzern und den Anwohnern der Gemeinde entbrannt. Während die Landespolitik die Ansiedlung von Tesla damals überschwänglich lobte, sehen Kritiker eine Gefahr der Austrocknung des Naturschutzgebiets Löcknitztal.

Die Region Grünheide leidet seit Jahren unter Wasserknappheit – dabei verbraucht die Fabrik schon vor dem Ausbau so viel Wasser wie eine Stadt mit etwa 40.000 Einwohnern. Wenn dieser Verbrauch noch steigt, hätte das drastische Folgen für die Gemeinde und auch für Berlin, warnte im Juni Thomas Löb in der „Berliner Zeitung“  – dem Naturschutzgebiet Löcknitztal könnte die komplette Austrocknung drohen. Löb ist der Landesvorsitzende der „Ökologischen Demokratischen Partei (ÖDP)“ in Brandenburg.

„Was hier passiert, ist ein Umweltverbrechen“

Die Vorstandsvorsitzende des Vereins für Natur und Landschaft in Brandenburg und der Bürgerinitiative Grünheide, Manu Hoyer, findet gegenüber der „Berliner Zeitung“ deutliche Worte: „Was hier passiert, ist ein Umweltverbrechen ohnegleichen in dieser Gemeinde.“ Regelmäßig lädt Hoyer interessierte Bürger vor Ort zu einem Spaziergang ein, bei denen sie die Probleme aus ihrer Sicht aufzeigt, die sich mit dem Bau des Tesla-Werkes ergeben.

„Niemand will mit uns reden, es gibt kein Interesse an unseren Argumenten“, kritisiert Manu Hoyer. Das gelte für die Politik wie auch für Tesla. Die Kosten einer rechtlichen Klage gegen den Ausbau übersteigen bei Weitem ihre verfügbaren Mittel. „Das weiß die Politik, das weiß Tesla“, sagt Hoyer. „Sie machen also, was sie wollen, und ziehen diese Zerstörung einfach durch.“

Der US-Autohersteller hat die Einwohner einen Tag vor der öffentlichen Auslegung der Pläne zu einer Infoveranstaltung in der Gemeinde Grünheide eingeladen. Tesla möchte interessierten Bürgern am Dienstag in der Zeit von 15:00 bis 20:00 Uhr Gelegenheit geben, sich über die geplanten Änderungen zu informieren. Die Veranstaltung wird in der Müggelspreehalle in Hangelsberg stattfinden.



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