Trauer um Gilberto Benetton

Erst stirbt eines der Benetton-Geschwister. Dann folgt der Einsturz der Brücke in Genua. Und nun der zweite Todesfall: Mit Gilberto Benetton geht einer der bekanntesten Unternehmer Italiens.
Titelbild
Gilberto Benetton ist tot.Foto: Luca Bruno/AP/dpa
Epoch Times23. Oktober 2018

Nicht nur in Italien kennt jeder Benetton. Mit seinen drei Geschwistern gründete Gilberto Benetton das Modeunternehmen, das ihnen Ruhm, Geld und zuletzt ein großes Unglück brachte.

Die Unternehmerfamilie aus der norditalienischen Stadt Treviso gehört zu den reichsten und schillerndsten des Landes. Das Magazin „Forbes“ schätze alleine Gilbertos Vermögen auf 2,7 Milliarden Dollar.

Er galt als Mann der Zahlen, als der Finanzexperte unter den Benettons. Sein Bruder Luciano, der Erstgeborene, treibt zusammen mit Schwester Giuliana das Geschäft mit den bunten Pullovern seit 1965 an. Gilberto war so eine Art Kassenwart.

Er trieb die Weiterentwicklung des Unternehmens entscheidend voran, als das Pullover-Geschäft nicht mehr lief und Ketten wie Zara und H&M ihnen den Rang abliefen. Gilberto galt als zurückhaltend, einer der das Rampenlicht mied. Als Ausbund an Korrektheit. Sport war seine Passion.

Gilberto machte Benetton zu einem internationalen Infrastruktur- und Finanzkoloss. Der Flughafen von Rom ist in den Händen der Familie. Die Autobahnraststätten Autogrill, in denen man auf dem Weg in den Italien-Urlaub den ersten guten Espresso trinkt, gehören dazu. Gilberto war deren Präsident. Und die Autobahnen selbst waren das Geschäft des Familienclans.

Dies wurde ihnen im August zum Verhängnis. Denn über eine Holding kontrollieren die Benettons auch das Unternehmen Autostrade per l’Italia. Und dieses betreibt die Morandi-Brücke, die am 14. August zusammenbrach und 43 Menschen in den Tod riss.

Der Familie wurde Profitgier vorgeworfen, sie hätten zwar Geld für Autobahnen kassiert, aber nicht in die Instandhaltung investiert. Auch mangelnder Respekt und langes Schweigen wurde kritisiert. Mittlerweile wird gegen Autostrade selbst ermittelt.

Gilberto war der Erste der Benettons, der sich später selbst öffentlich zu dem Unglück äußerte. „Die Katastrophe von Genua muss für uns als Aktionäre eine ewige Warnung sein“, sagte er im September der Zeitung „Corriere della Sera“. Das Unglück sei ein „ewiger Schmerz in unseren Herzen“.

Genua wirft einen Schatten auf das Erbe der Familie. Es ist ihr Annus horribilis (schreckliches Jahr). Im Juli starb der jüngste Bruder Carlo Benetton mit 74 Jahren. Jetzt – mit 77 Jahren – starb Gilberto. „Die Morandi-Brücke ein Monat nach dem Tod des Bruders war der endgültige Schlag“, sagte Kindheitsfreund Giovanni Gajo der Zeitung „La Repubblica“. Gilberto sterbe mit dieser „Verbitterung“.

Doch Gilberto wird als großer Unternehmer in Erinnerung bleiben. Er habe „ein Stück Made in Italy“ geschaffen, sagte der Präsident der Region Ligurien, in der auch Genua liegt, Giovanni Toti. Und der Präsident des Unternehmerverbandes Confindustria Veneto, Matteo Zoppas, sagte: Zusammen mit Carlo gehörte Gilberto zu einer Unternehmerklasse, die „Italien in der Welt groß gemacht hat“.

Gilberto starb am Montag im Kreise seiner Familie nach kurzer Krankheit in seinem Haus in Treviso. Er hinterlässt seine Frau Lalla und seine Töchter Barbara und Sabrina. (dpa)



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