Wegen Brandgefahr: Erste Reederei verbietet den Transport von Elektrofahrzeugen
Als weltweit erste Reederei hat die norwegische Reederei „Havila Kystruten“ den Transport von Elektroautos, Hybriden und Wasserstoff-Fahrzeugen auf allen ihren Fähren verboten. Sie fahren auf der „Postschiff-Route“ entlang der Küste von Kirkenes nach Bergen. Die Strecke ist bei Touristen beliebt. Die Reederei begründet die Maßnahme mit aufwendigen Rettungsarbeiten beim Ausbruch eines Brandes. Diese könne die Schiffsbesatzung nicht bewältigen.
Autofrachter-Brand als Begründung
Hintergrund könnte der Brand des Autofrachters „Felicity Ace“ vor knapp einem Jahr sein, schreibt „Auto Bild“. Mitte Februar 2022 war auf dem Schiff mitten auf dem Atlantik ein Brand ausgebrochen. Der rund 200 Meter lange Frachter war mit 4.000 E-Fahrzeugen des VW-Konzerns beladen, berichtete Epoch Times seinerzeit.
Grundsätzlich geht von Elektrofahrzeugen keine größere Brandgefahr aus als von Autos mit Verbrennungsmotor. Allerdings brennen sie anders und sind schwerer zu löschen. Dazu sind große Mengen Wasser nötig. Während bei einem brennenden Benzin- oder Dieselfahrzeug 1.600 bis 2.000 Liter Wasser ausreichen, sind es bei einem E-Auto bis zu 11.000 Liter. Dies vor allem, um den brennenden Akku zu kühlen.
Im Löschwasser versenken
Zur Ausrüstung mancher Feuerwehren gehört auch eine Löschlanze. Sie rammt der Feuerwehrmann ins Batteriepaket, um dort den Brand direkt zu bekämpfen. Doch sind die Wehren nicht flächendeckend mit diesem Gerät ausgestattet. Im Extremfall müssen Einsatzkräfte das brennende Elektroauto bis zur Oberkante im Löschwasser versenken – etwa in einem Container. Dieser Aufwand ist an Bord eines Schiffes kaum zu bewältigen.
Die norwegische Reederei ist derzeit die Einzige, die ein Verbot für E-Autos an Bord angekündigt hat. Ob andere Fährbetriebe nachziehen, ist noch nicht bekannt. Wer auf seiner Urlaubsreise eine Fahrt mit einer Fähre plant, sollte sich vorher über die Reisebedingungen auf den jeweiligen Internetseiten informieren, rät „Auto Bild“.
TT-Linie geht anderen Weg
Den entgegengesetzten Weg geht hingegen die Reederei „TT-Line“. Sie verkehrt zwischen Deutschland, Schweden, Polen und Litauen. Das Unternehmen lässt an Bord ihrer Schiffe Ladestationen für Elektrofahrzeuge installieren. Diese „Green Ships“ der deutschen Linie sind mit 32 Wallboxen ausgestattet, die während der Überfahrt Batterien mit 40 kW Gleichstrom oder elf kW Wechselstrom laden.
ADAC weist auf gesetzliche Anforderungen hin
Nach Aussage des ADAC besteht bei E-Fahrzeugen keine höhere Brandgefahr im Vergleich zu Autos mit Verbrennungsmotor. Grundsätzlich müssten alle Autos, die eine Zulassung bekommen, gesetzliche Anforderungen erfüllen. Sie sollen ein Höchstmaß an Sicherheit für die Autofahrer garantieren, unabhängig von der Art des Antriebs. Speziell bei E-Autos müssten die elektrischen Komponenten „eigensicher“ ausgelegt sein. Das heißt, dass der Stromfluss der Batterie unterbunden wird, wenn im System ein Defekt auftritt. Kommt es beispielsweise zu einem Unfall, wird die Batterie sofort automatisch von den anderen Hochvoltkomponenten und den Hochvoltkabeln getrennt, sodass dort keine Spannung mehr anliegt.
Giftige Gase treten bei Feuer aus
Auch die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren und des Deutschen Feuerwehrverbandes halten in ihren Empfehlungen zur „Risikoeinschätzung Lithium-Ionen-Speichermedien“ fest, dass sich Elektroautos hinsichtlich der Gefährdungsbeurteilung nicht von Verbrennerfahrzeugen unterscheiden.
Feuerwehren weisen schon seit Längerem darauf hin, dass brennende E-Autos schwer zu löschen sind. Auch gefährdet das Austreten hochgiftiger Gase bei einem Brand die Gesundheit von Menschen und vor allem die Feuerwehrleute, die mit dem Löschen beschäftigt sind. Wie das Magazin „Focus“ erläuterte, tritt beispielsweise Flusssäure aus. „Für die Feuerwehrkräfte ist das lebensgefährlich. Der Kontakt mit der Haut, selbst durch die normale Schutzkleidung, kann bei einer zu hohen Konzentration den Atemstillstand auslösen.“ Für die Einsatzkräfte besteht „Technik- und Schulungsbedarf“. Die Verantwortung dafür tragen Länder, Kommunen und Gemeinden. Der Bund fühlt sich dafür nicht zuständig, so „Focus“.
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