US-Konzerne decken sich weiter mit Öl ein – „Wir leben in der realen Welt“

Während Politik und Medien das Ende des fossilen Zeitalters beschwören, wollen große US-Konzerne wie Chevron oder ExxonMobil nicht daran glauben. Sie versuchen nun, ihre eigene Versorgung mit Öl und Erdgas sicherzustellen. Davon profitiert vor allem ein Land.
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Ölkonzerne in den USA sind derzeit bemüht, ihren Zugriff auf die Vorkommen fossiler Energieträger abzusichern.Foto: iStock-1411849064
Von 2. November 2023

In der EU liefern sich Ölkonzerne wie BP und Shell nach wie vor ein Wettrennen um das am meisten woke Image in der Öffentlichkeit. Das Bekenntnis zu Klimaneutralität und den ESG-Prinzipien erscheint weitgehend als selbstverständlich. In den USA hingegen schlagen Konzerne wie Chevron oder ExxonMobil einen anderen Kurs ein. Die Welt ist unsicherer geworden, und fossile Energieträger wie Öl und Erdgas gelten ihnen nach wie vor als Stabilitätsanker.

Konzerne decken sich mit Flächen zur Förderung ein

Aus diesem Grund versuchen die Konzerne nun, sich den Zugang zu den Ressourcen zu sichern. Ryan Yonk, Energieanalyst und leitender Dozent am American Institute for Economic Research, verweist gegenüber der englischsprachigen Epoch Times auf mehrere Übernahmen.

So habe ExxonMobil für rund 60 Milliarden US-Dollar Pioneer Natural Resources aufgekauft. Zuvor verfügte der Konzern über insgesamt 570.000 Netto-Acres an Landflächen (etwa 228.000 Hektar) in den Becken von Delaware und Midland. Nun kommen mehr als 850.000 weitere (circa 340.000 Hektar) in der texanischen Ölhochburg dazu.

Zwei Wochen später, am 23. Oktober, kaufte Chevron den Konkurrenten Hess für 53 Milliarden US-Dollar in Aktien auf. Damit sicherte sich der Konzern den Zugriff auf Landflächen in North Dakota, Colorado, Texas und in Guyana.

Zweifel an Nachfrageprognose der EIA

Das zuvor bitterarme Land an der nördlichen Atlantikküste Südamerikas ist der große Nutznießer der Renaissance der fossilen Energieträger in den USA. Allein im September konnte Guyana 14 Explorationsprojekte für Öl und Gas versteigern.

Seit 2015 hatten Hess und ExxonMobil dort mehr als 30 Felder entdeckt. Dies spülte bis heute 1,6 Milliarden US-Dollar in die Staatskasse des Landes, dessen BIP pro Kopf zuletzt nur knapp über 5.000 US-Dollar betragen hatte. Immer noch müssen dort 40 Prozent der Bevölkerung mit etwa 5,50 US-Dollar pro Tag ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Benjamin Zycher, Energieökonom und Senior Fellow am American Enterprise Institute, zweifelte gegenüber der englischsprachigen Epoch Times auch Prognosen der Energy Information Administration (EIA) an. Diese prognostizierte bis 2050 eine stetig, aber langsam steigende weltweite Nachfrage nach Öl und Gas. Die Rede ist von 0,7 Prozent.

Öl und Gas werden nicht aus dem Markt verschwinden

Auch Chevron-CEO Mike Wirth erklärte im September gegenüber der „Financial Times“, diese Einschätzung sei unrealistisch. Deshalb richte man seine eigene Geschäftspolitik nicht danach aus:

Man kann Szenarien entwerfen, aber wir leben in der realen Welt und müssen Kapital bereitstellen, um den realen Bedarf zu decken.“

Geringe Emissionen seien wichtig, dürften aber nicht um den Preis erfolgen, „dass der Welt erschwingliche und zuverlässige Energie vorenthalten“ werde. Auch Zycher geht davon aus, dass auch künftig eher mehr als weniger Öl und Erdgas gebraucht werden würde:

Jeder, der glaubt, dass fossile Brennstoffe in den nächsten Jahrzehnten aus dem Markt verschwinden werden, lügt sich selbst in die Tasche.“

„Klimaklagen“ und Regulierungen schaden nur innovativen Kleinunternehmen

Die Offensive von Politik, NGOs und ESG-Protagonisten gegen Öl- und Gasunternehmen werde nur weiter den Markt durch eine „Ökonomie künstlicher Größen“ stören, ist Zycher überzeugt. Am Ende schade er kleineren, innovativen und dynamischen Marktteilnehmern.

Größere Produzenten sind in einer besseren Position, um Angriffen von Regulierungsbehörden, Rechtsstreitigkeiten usw. zu widerstehen.“

Dies mache weder die Märkte selbst noch den Energieverbrauch effizienter, es konsolidiere nur die Größenverhältnisse an den Märkten. Dabei wäre es gerade jetzt wichtig, technologische Fortschritte in Exploration, Förderung und Produktion zu ermöglichen.

Kleinere Unternehmen würden davon profitieren, da sie höhere Kosten für den Zugang zu Kapitalmärkten hätten. Finanzierungen würden durch die steigenden Zinssätze schwieriger. Mehr und günstigere Energie würden ihnen helfen, ihre Nachteile gegenüber großen Playern auszugleichen.

Großkonzerne wollen Produktion von Öl trotz höherer Preise nicht ausweiten

Stattdessen würden Wettbewerb und Innovation durch sogenannte Klimaklagen oder behördliche Maßnahmen zum Nachteil fossiler Energieträger gehemmt. Zu diesen gehörten etwa die Streichung von Pipelines, die Blockierung der Offshore-Exploration im Golf von Mexiko und anderswo sowie der Entzug von Bohrlizenzen in Alaska.

Wiederum seien Großkonzerne gegen die Folgen solcher Maßnahmen besser gewappnet. Im Bereich der Schiefergasförderung durch Fracking sehe es ähnlich aus. Beteiligungsgesellschaften verkauften ihre Anteile an kleineren Akteuren an größere Unternehmen und Konzerne. Diese verfügten auf dem nach wie vor volatilen Markt über die besten und kostengünstigsten Ressourcen.

Das Bittere an der Entwicklung sei, dass die gut ausgestatteten Großkonzerne keine Ambitionen hätten, ihre heimische Produktion auszuweiten. Dies könne problematisch werden in einer Zeit, da OPEC+-Staaten wie Saudi-Arabien oder Russland und geopolitische Unwägbarkeiten den Ölpreis in die Höhe treiben.

„Ressourcenfluch“ als Unsicherheitsfaktor: Guyana könnte zu zweitem Venezuela werden

Guyana sei, da es nicht weit von den USA entfernt liege, ein Hoffnungsgebiet für günstige Versorgung in erreichbarer Nähe. Dennoch könne man sich nicht auf dessen Lieferkapazitäten verlassen, so Zycher. Es könnte der „Ressourcenfluch“ durchschlagen, den man schon im benachbarten Venezuela beobachten konnte.

Auch dort habe das Land von einer blühenden Ölexportindustrie profitiert. Am Ende habe man jedoch mit der Machtergreifung von Hugo Chávez den Weg des Sozialismus gewählt. Heute herrschten Chaos, Armut und Elend in dem eigentlich für den Weltmarkt bestens aufgestellten Land.



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