USA, China und das große Geld

Von 17. Januar 2011

Auch wenn es nur Theaterdonner ist, den US-Finanzminister Timothy Geithner auf die Welt und ihre Märkte loslässt: Seine jüngsten Warnungen vor einem US-Staatsbankrott sorgten für mediale Wellen.

Es wird zwar nichts dergleichen passieren und die USA werden – wie immer in einer solchen Situation in den vergangenen Jahren – die Obergrenze für ihre Staatsschulden nach oben schrauben. Nachdenklich stimmt es einen dennoch, dass noch vor gerade einmal zwanzig Jahren diese Obergrenze bei weniger als einem Viertel der jetzigen Grenzlinie lag. Damals waren es drei Billionen Dollar, heute sind es 14,3 Billionen. Wenn den US-Präsidenten der letzten Jahre eines gemeinsam war, dann ihr Wille, ständig neue Staatsschulden anzuhäufen. Mit 97 Prozent des Jahres-Bruttoinlandsprodukts beträgt die Staatsverschuldung der USA mittlerweile beinahe die der jährlichen Wirtschaftsleistung. Auf den Einzelnen heruntergebrochen bedeutet das Schulden in einer Höhe, mit der es sich noch ganz gut leben lässt. Je nachdem, bei wem man die Schulden hat.

Denn die wenigsten Gläubiger der USA haben ein Interesse daran, das Land in den Staatsbankrott zu treiben. Damit würden sich Japan und China, die größten Besitzer von Staatsanleihen der Vereinigten Staaten, jedoch ins eigene Knie schießen. Fällt der amerikanische Konsument als Abnehmer der Waren der beiden Exportstaaten aus, sind ihre Probleme wahrscheinlich sogar größer als jene der USA. Denn die haben einen durchaus funktionierenden Binnenmarkt, auch wenn er – zugegebenermaßen – schon bessere Zeiten gesehen hat.

Die muntere USA-Schwarzfärberei ist jedoch mindestens ebenso überzogen wie der vor allem in Europa weit verbreitete China-Euphemismus. Denn wenn Amerika abgebrannt ist, dann brennt es in China. Und damit ist jetzt gar nicht mal ein Menschenrechtsthema gemeint, sondern der Haste-nicht-gesehen-Wirtschaftsboom im Reich der Mitte. Wie real dieser wirklich ist, fragen sich die Chinesen nämlich sogar im bestzensierten Cyberspace der Welt, den chinesischen Internetforen. Die Zensur dort funktioniert offensichtlich weniger gut als die Selbstzensur hier im Westen.

Oder wie ist es zu verstehen, dass sich niemand darüber Gedanken macht, wie weit es mit den chinesischen Devisenreserven tatsächlich her ist? In den chinesischen Internetforen fragen sich das die Diskutanten: Gibt es dieses Geld, diese „tollportierten“ 2,6 Billionen Dollar Devisenreserven, denn tatsächlich?

Auch der Schreiber dieser Zeilen kann Ihnen, geschätzte Leser, darauf keine Antwort geben. Wenn selbst ausgewiesene Experten wie Professor Jörg Rudolph sie nicht beantworten können und lapidar-verschmitzt antworten: „Ich weiß es auch nicht. Aber die Chinesen drucken ihr Geld doch selbst, oder?“ Ach ja, wo wir dabei sind – in regionalen chinesischen Gelddruck und Münzprägeanstalten wurde erst vor kurzem die größte Personalaufstockung der vergangenen fünf Jahre durchgeführt, wie chinesische Medien berichteten. Die Personalabteilung der Chengdu-Banknotendruckerei erwartet gar eine Steigerung bei den Neueinstellungen von 60 Prozent.

Zurück zu den Devisenreserven. Was bliebe von ihnen übrig, würden die faulen Kredite von Chinas Regionalbanken in Höhe von rund einer Billion Dollar bedient werden? Und statt des „neuen Kolonialismus“ Chinas in Asien, Afrika und Südamerika Gelder für das mehr als marode chinesische Gesundheitssystem lockergemacht?

Oder wenn, anstatt wie neulich in Berlin gesehen, mit den – frisch gedruckten – Geldscheinen nicht im Ausland gewunken, sondern das kaputte Pensionssystem zu Hause saniert würde? In jedem Fall eine etwas realistischere Sicht auf die Zahlenspiele mancher großer Jungs in manchen großen Ländern.

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